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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Irēnik (griech.), Friedenslehre; irenische Schriften, Religionsvereinigung bezweckende Schriften.

Ireton (spr. eirt’n), Henry, Freund und Schwiegersohn Cromwells, ursprünglich Rechtsgelehrter, ward während des englischen Bürgerkriegs durch die Begeisterung für die Sache des Parlaments zu den Waffen geführt und erhielt ein Kommando in der Armee desselben. Er befehligte den linken Flügel in der Schlacht von Naseby 14. Juni 1645, heiratete bald darauf eine Tochter Cromwells und war fortan mit seinem Schwiegervater einer der vornehmsten Führer der Independenten und einer der einflußreichsten Agitatoren in der Armee. Er gehörte zu den Mitgliedern des Gerichtshofs, welcher 1649 das Todesurteil über den König Karl I. fällte. Darauf ging er mit Cromwell nach Irland, welches sich für die Stuarts erhoben hatte. Nachdem durch die strengsten und blutigsten Maßregeln binnen kurzer Zeit der größte Teil der Insel unterworfen worden war, überließ Cromwell das Kommando des Heers seinem Schwiegersohn, welcher im Herbst 1651 Limerick, den wichtigsten Platz, der sich noch im Besitz der Iren befand, einnahm. Aber schon wenige Tage nach diesem Sieg, 26. Nov. 1651, erlag I. einem Fieber. Nach der Rückkehr der Stuarts (1660) ward sein Leichnam wieder ausgegraben, aufgehängt und dann unter dem Galgen verscharrt. Seine Witwe heiratete den General Fleetwood (s. d.), welcher nach Cromwells Tod eine bedeutende Rolle spielte.

Irgis (Großer I.), linker Nebenfluß der Wolga, entspringt auf der Höhe des Obschtschej Syrt im russ. Gouvernement Samara, fließt in Schlangenwindungen in südwestlicher Richtung, wird bei Nikolajewsk schiffbar und mündet nach einem Laufe von 950 km Wolsk gegenüber. Der I. ist ein entschiedener Steppenfluß, sehr träge, 1–3 m tief, 25–45, bei der Mündung 84 m breit und von der Mündung des Kuschum an schiffbar. Seine entholzten Ufer sind mit wohlgebauten Dörfern dicht besetzt. Im Ufersand wurden Mammutknochen gefunden.

Iri, s. Eurotas.

Iriarte (Yriarte), 1) Juan de, span. Gelehrter, geb. 15. Dez. 1702 zu Orotava auf der Insel Teneriffa, studierte in Frankreich die alten Sprachen, seit 1724 in Madrid die Rechtswissenschaft, wurde in der Folge an der königlichen Bibliothek daselbst angestellt, 1732 deren Bibliothekar, 1742 offizieller Interpret im Ministerium des Äußern; starb als Mitglied der Madrider Akademie 23. Aug. 1771. Seine Werke beziehen sich zumeist auf die ihm unterstellte Bibliothek, die er wesentlich bereicherte und zum großen Teil katalogisierte; wertvoll ist besonders sein Katalog der griechischen Handschriften („Codices graeci manuscripti“), von dem jedoch nur der 1. Band (Madr. 1769) im Druck erschien. Andre Werke von ihm, namentlich lateinische und spanische Epigramme und Sprichwörter, lateinische erzählende Gedichte, sind in den nach seinem Tod veröffentlichten „Obras sueltas“ (Madr. 1774, 4 Bde.) enthalten. Eine Auswahl seiner Epigramme steht auch im 67. Bande der „Biblioteca de autores españoles“, eine Anzahl seiner Briefe im 62. Bande derselben Sammlung.

2) Tomas de, span. Dichter, Neffe des vorigen, geb. 18. Sept. 1750 zu Orotava auf Teneriffa, kam früh nach Madrid, wo er sich unter der Aufsicht seines Oheims dem Studium der alten und neuern Sprachen sowie der Poesie und Musik widmete. Schon in seinem 18. Jahr trat er mit einem Lustspiel: „Hacer que hacemos“, auf, welches er unter dem anagrammatischen Namen Tirso Imareta 1770 herausgab. Im folgenden Jahr erhielt er das durch den Tod seines Oheims erledigte Amt eines offiziellen Übersetzers im Ministerium des Auswärtigen und 1776 das eines Archivars im Kriegsministerium. Eine kurze Zeit redigierte er auch den „Mercurio político“. In dieser Zeit schrieb er, außer einigen Übersetzungen französischer Stücke, auch mehrere Originaldramen sowie seine „Literatos en cuaresma“ und verschiedene Gedichte. 1780 erschien sein Lehrgedicht „La Música“ und 1782 seine „Fábulas literarias“ (metrisch übersetzt von Speier, Berl. 1885), auf welchen beiden Werken sein Ruhm vornehmlich beruht. Dem Lehrgedicht fehlt es zwar trotz schöner Einzelheiten im ganzen an echter Poesie; die Fabeln aber, die er „litterarische“ nannte, weil sie bestimmt waren, litterarische Wahrheiten zu lehren, sind anerkannt die ersten klassischen Fabeln der spanischen Litteratur und daher bis auf den heutigen Tag sehr beliebt geblieben, auch in die meisten europäischen Sprachen übersetzt. Die in ihnen enthaltenen Anspielungen auf zeitgenössische Schriftsteller verwickelten I. in vielfache litterarische Streitigkeiten mit Sedano, Melendez u. a. und hatten eine Reihe von Streitschriften von beiden Seiten zur Folge. Von Iriartes übrigen Werken sind noch seine für den Jugendunterricht bestimmten „Lecciones instructivas sobre la moral, la historia y la geografia“ sowie seine Übersetzung des Campeschen „Robinson“ zu erwähnen. Auch übersetzte er die „Ars poetica“ des Horaz und die vier ersten Bücher von Vergils „Äneide“. Von seinen Dramen gilt „La señorita mal criada“ für das beste. Nachdem I. 1786 wegen angeblicher Hinneigung zur neuern französischen Philosophie vor das Inquisitionsgericht gefordert worden, starb er 17. Sept. 1791. Er hinterließ noch verschiedene Werke (z. B. den Monolog „Guzman el bueno“), welche später herausgegeben wurden. Die erste Sammlung seiner „Obras“ in 6 Bänden besorgte er selbst (Madr. 1787); vollständiger ist die in 8 Bänden (das. 1805). Seine Gedichte sind im 63. Bande der „Biblioteca de autores españoles“ abgedruckt; eine Auswahl derselben gab Wolf in der „Floresta de rimas modernas castellanas“ (Par. 1837, 2 Bde.).

Iriartēa Ruiz et Pav., Gattung aus der Familie der Palmen, hohe, schlank wachsende Bäume mit glattem, geringeltem, cylindrischem, bisweilen im obern Teil spindelförmig geschwollenem Stamm, der sich häufig über einer kegelförmigen Masse cylindrischer Wurzeln erhebt, großen, gefiederten Blättern, herabhängenden Blütenkolben, monözischen oder diözischen Blüten und rundlicher oder eiförmiger, einsamiger Frucht. Die Gattung findet sich in Amerika vom 15.° nördl. Br. bis Bolivia und der Mündung des Paranahyba. I. exorrhiza Mart. (Zamorapalme, Paxiuba), ein im tropischen Amerika einheimischer, 15–20 m hoher Baum mit gefiederten Blättern, trapezförmigen, gefalteten und in gezahnte oder abgestutzte Lappen geteilten Segmenten, tiefgelben Blüten und grüner oder gelbbrauner, bisweilen fast schwarzer Beere. Der Stamm hat sehr hartes Holz, ist aber im Innern weich und markig. Das Holz findet vielfache Verwendung und wird in Nordamerika zu Schirmstöcken benutzt; die Indianer Südamerikas fertigen musikalische Instrumente daraus. Die mit kleinen Stacheln dicht besetzten Luftwurzeln dienen als Reiben. Aus dem Stamm von I. setigera Mart., die nur 4–5 m hoch wird, fertigt man Blasrohre. Einige Arten werden in Palmenhäusern kultiviert.




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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 1023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s1023.jpg&oldid=- (Version vom 12.7.2021)