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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Frankreich“ führen; nördlich davon die ärmliche tertiäre Platte der Gâtine und südlich vom Cher und Indre das traurige, wenig fruchtbare Plateau von St.-Maure, welches nach S. hin in die sumpfige Brenne übergeht. Die Bevölkerung beträgt (1886) 340,921 Einw. Im allgemeinen kommen vom Areal 3520 qkm auf Ackerland, 353 auf Wiesen, 511 auf Weinland, 817 auf Wald u. 604 auf Heideland etc. Produkte sind: Getreide, Wein (durchschnittlich 1 Mill. hl, gute Sorten von Vouvray und Bourgueil), Obst, Hanf. Die Viehzucht ist von geringer Wichtigkeit. Auch die Industrie, welche vor dem Edikt von Nantes namentlich in Tuch, Seide und Leder von großer Bedeutung war, ist sehr herabgesunken; sie liefert Schießpulver, Eisenguß, Feilen, Nägel, Tuch, Leder und Papier. Der Handel, welchem zahlreiche Verkehrswege (sechs in Tours zusammenlaufende Eisenbahnlinien, vier schiffbare Flüsse und zahlreiche Straßen) dienen, führt besonders Wein, Getreide und Hülsenfrüchte (Bohnen), Hanf, getrocknetes Obst, namentlich vorzügliche Pflaumen (pruneaux de Tours) und Nüsse, aus. Das Departement wird eingeteilt in die drei Arrondissements: Chinon, Loches und Tours. Hauptstadt ist Tours. Vgl. Carré de Busserolle, Dictionnaire géographique, historique et biographique d’I. (Tours 1878–84, 6 Bde.); Bardet, Orographie et hydrographie du département d’I. (das. 1886).

Indret, s. Indre (Gemeinde).

In dubĭo (lat.), im Zweifel, im Zweifelsfall. I. d. pro reo, im Zweifelsfall ist die für den Beschuldigten günstigere Auffassung entscheidend.

Induciomărus, Fürst der Trevirer, erregte 54 v. Chr. während des gallischen Kriegs unter den Trevirern und Eburonen einen Aufstand gegen die Römer, wurde aber 53 von Labienus besiegt und getötet.

Induktion (lat., „Einführung, Überleitung“), in der Logik das Verfahren, von dem Besondern auf das Allgemeine zu schließen oder Merkmale, die man an einzelnen Dingen einer Art und Gattung findet, auf alle Dinge derselben Art und Gattung zu übertragen. Während die strengen Schlüsse, Syllogismen im engern Sinn, welche vom Allgemeinen auf das ihm untergeordnete Besondere gehen, apodiktische Gewißheit geben, sobald nur die Prämissen richtig sind, kann die I. in der Regel nur Wahrscheinlichkeit gewähren. In der syllogistischen Schlußfolge: „Alle Menschen sind sterblich, Cajus ist ein Mensch, folglich ist Cajus sterblich“ ist der letzte Satz apodiktisch gewiß, sobald nur der erste und zweite richtig sind. Dagegen kann man auf dem Weg der I. daraus, daß die bis jetzt beobachteten Bewegungen der Himmelskörper nach dem Gesetz der Gravitation vor sich gehen, nur mit Wahrscheinlichkeit folgern, daß alle Bewegungen von Himmelskörpern nach diesem Gesetz erfolgen. Je größer die Zahl der übereinstimmenden Fälle ist, aus welchen man eine I. auf das Allgemeine macht, desto mehr nähert sich beim Schluß auf das Ganze die Wahrscheinlichkeit der Gewißheit. So ist obiger Schluß, daß alle Himmelskörper nach dem Gesetz der Gravitation sich bewegen, viel sicherer als die Folgerung, daß, weil die Erde bewohnt ist, auch die übrigen Planeten bewohnt seien. Nur dann, wenn die einzelnen Fälle, von denen man den Schluß auf die ganze Art oder Gattung macht, vollständig und übereinstimmend sind, können auch die Induktionsschlüsse auf volle Gewißheit Anspruch machen; eine solche I. nennt man eine vollständige. Die Obersätze der Syllogismen sind, sobald sie sich auf Erfahrungsdinge beziehen, erst aus solchen vollständigen Induktionen abgeleitet; z. B. der Satz: „Alle Menschen sind sterblich“ behält nur dadurch seine Wahrheit, daß alle einzelnen Menschen auch wirklich gestorben sind. Da es sich in den Naturwissenschaften um lauter Erfahrungssätze handelt, so leuchtet nach dem Gesagten ein, daß hier die I. der einzige Weg ist, zu allgemeinen Lehrsätzen zu gelangen. Darum nennt man diese Wissenschaften induktive. Eine wissenschaftliche Methode, die sich ausschließlich auf I. gründet, nennt man ebenfalls induktiv oder auch induktorisch. Die induktorische Methode hat bis jetzt in England ihre eifrigsten und glücklichsten Bearbeiter gehabt. Vgl. Apelt, Theorie der I. (Leipz. 1854); J. Stuart Mill, System of logic (deutsch von Schiel, 4. Aufl., Braunschw. 1877, und von Gomperz, 2. Aufl., Leipz. 1884).

Induktion, in der Physik die Erregung elektrischer Ströme durch elektrische Ströme (Voltainduktion) oder durch Magnete (Magnetinduktion, s. Magnetelektrizität).

Fig. 1. Induktion.

Ein auf eine Spule A (Fig. 1) gewickelter, mit Seide umsponnener Draht, dessen Enden in den Klemmschrauben a und b münden, sei mit den Windungen eines Galvanometers M verbunden und dadurch in sich geschlossen. In den Hohlraum der Spule A kann eine zweite Spule B eingeschoben werden, deren Drahtenden mittels der Klemmschrauben c und d mit den Polen n und p eines Bunsenschen oder Groveschen Elements E in Verbindung stehen, so daß ein galvanischer Strom die Drahtwindungen B durchläuft. Schiebt man nun diese vom Strom umflossene Spule B rasch in die Höhlung der Spule A, so erkennt man an der Ablenkung der Magnetnadel des Galvanometers, daß in der Drahtrolle A ein Strom entstanden ist, welcher die entgegengesetzte Richtung hat wie der in B vorhandene; dieser Strom, welcher durch Annäherung der Drahtwindungen B an die Drahtwindungen A in letztern erregt oder, wie man sagt, induziert (eingeführt) wurde, dauert aber nur während der kurzen Zeit der Annäherung; er hört sogleich wieder auf, sobald die Rolle B in Ruhe gekommen ist und nun ruhig innerhalb der Rolle A verweilt, denn die Nadel des Galvanometers

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 931. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0931.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2021)