Seite:Meyers b8 s0893.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

welcher sich seit 1. Mai 1776 von Ingolstadt aus meist über das katholische Deutschland verbreitete und sich zuerst Perfektibilistenorden nannte. Der Stifter desselben war Adam Weishaupt (s. d.), Professor des kanonischen Rechts zu Ingolstadt und heftiger Gegner der Jesuiten. Der Verein sollte, gleichsam als eine Legion Priester für Weisheit und Tugend, die Vernunft zur Herrschaft erheben und zwar durch Beförderung religiöser und politischer Aufklärung auf deistischer Grundlage im Gegensatz zum kirchlichen Dogmenglauben und Kultus. Ein weiterer Zweck des Ordens, der jedoch nur den leitenden Mitgliedern bekannt sein durfte, bestand in der Bekämpfung des monarchischen Prinzips und der Förderung republikanischer Propaganda. Dabei nahm Weishaupt die Verfassung und die gesellschaftlichen Formen der Jesuiten zum Vorbild für den Verein und machte den Mitgliedern desselben unbedingten Gehorsam gegen die Obern, eine Art Ohrenbeichte, eifriges Bemühen, einflußreiche Männer für die Vereinssache zu gewinnen, monatliche Berichte über ihre eignen sittlichen Fortschritte und gegenseitige Überwachung zur Pflicht. Jedes Mitglied hatte einen altklassischen Ordensnamen. Die Mitglieder wurden in drei verschiedene Klassen eingereiht. Durch diese seine Verwandtschaft mit dem Freimaurerorden sowie durch Knigges Bemühungen gewann der Orden weite Verbreitung auch außerhalb Deutschlands und zählte in seiner Blütezeit über 2000 Mitglieder, darunter selbst Fürsten, wie die Herzöge Karl August von Weimar, Ernst und August von Gotha, Ferdinand von Braunschweig, den Koadjutor Dalberg u. a., nach Perthes („Das deutsche Staatsleben vor der Revolution“, S. 262) auch Goethe und Herder. Entzweiung der Häupter Weishaupt und Knigge versetzten aber dem Orden, der als höchst staatsgefährlich verdächtigt wurde, den Todesstoß, noch ehe er auf Betreiben der Jesuiten durch Verordnung des Kurfürsten Karl Theodor von Bayern 22. Aug. 1784 und nochmals 2. März 1785 aufgehoben ward. Vgl. Kluckhohn in der „Allgemeinen Zeitung“ 1874; Findel, Geschichte der Freimauerei (5. Aufl., Leipz. 1883).

Illuminieren (lat.), mit Licht versehen, erleuchten (besonders Häuser etc. bei feierlichen Gelegenheiten); auch s. v. w. kolorieren (Bilder, Landkarten), namentlich von der Thätigkeit der alten Miniatur- und Briefmaler, welche Malereien in Handschriften ausführten sowie Holzschnitte kolorierten und auch Illuminatoren oder Illuministen genannt wurden; scherzweise s. v. w. sich berauschen; Illumination, festliche Beleuchtung.

Illusion (lat.), Täuschung, auch s. v. w. Sinnestäuschung; im ästhetischen Sinn täuschende Nachahmung der Natur in den Künsten. Dieselbe ist nicht nur gestattet, sondern unerläßlich, solange der Schein eben nur für Schein, dagegen nach Kants kräftigem Ausdruck „Betrug“, sobald er für Wirklichkeit ausgegeben wird. „Der Schein darf nie die Wirklichkeit erreichen, Und siegt Natur, so muß die Kunst entweichen.“ Bei theatralischen Vorstellungen ist die I. (nach Goethe) dahin zu beschränken, daß der Gedanke an Kunst immer lebhaft bleibe und durch das geschickte Spiel nur eine Art von selbstbewußter Täuschung hervorgebracht werde.

Illustration (lat., „Erleuchtung, Erklärung, Verschönerung, Verherrlichung“) wird jetzt fast ausschließlich für die bildliche Erläuterung, den bildlichen Schmuck eines gedruckten Buches gebraucht. Die Buchillustration in diesem Sinne, nämlich durch Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen, Bunt- und Lichtdrucke, farbige und getönte Heliogravüren, Zinkotypien etc., entspricht der alten Buchmalerei oder Miniatur (s. d.) wie die gedruckten Bücher den geschriebenen und hängt auf das engste mit der Buchdruckerkunst (s. d., S. 548) zusammen, welcher der Druck von Holztafeln vorausging. Die von solchen Tafeln gedruckten Bücher (Blockbücher, s. d.) bieten wesentlich Bilder mit wenigem erläuternden Text, waren auch zunächst für „Ungelehrte“, d. h. Leute, welche nicht lesen können, berechnet. Nach Erfindung des Letterndrucks stellte sich das umgekehrte Verhältnis wieder her, wie es zwischen dem Text und den Zeichnungen in den Handschriften bestanden hatte; man erläuterte den Text durch bildnisartige Darstellungen der Verfasser, z. B. der Evangelisten, durch Szenen aus dem Erzählten und zierte ihn mit reich ornamentierten, häufig auch als Rahmen für Figürliches benutzten Anfangsbuchstaben (Initialen), mit Kopf- und Randleisten, mit Arabesken u. dgl. am Schluß eines Abschnitts (Finalstock, cul de lampe). Für diese Illustrationen wurde durchweg der Holzschnitt verwendet, weil allein dieser Zweig der graphischen Kunst die Einfügung der Bilder in den Letternsatz und den Druck mit diesem zugleich auf der Buchdruckpresse gestattete. Auf diese Weise untrennbar mit der Holzschneidekunst verwachsen, erlebte die I. mit dieser Blütezeit und Verfall. Den höchsten künstlerischen Aufschwung nahm sie im Reformationszeitalter, in welchem sie zugleich ein wichtiges Mittel der Agitation und der Polemik für alle Parteien wurde. Hauptwerke in Deutschland sind: „Der Schatzbehalter“ (1491) und Hartmann Schedels „Chronik“ (1493), beide in Nürnberg erschienen und mit zahlreichen Holzschnitten nach Michael Wohlgemuth, Dürers Lehrmeister; Dürers „Apokalypse“ (1498); Hans Schäufeleins „Speculum passionis dom. n. J. Chr.“ (1507) und Bilder zum „Theuerdank“; Burgkmairs Bilder zu den „Predigten Gaylers von Kaisersberg“, zum „Weißkunig“, zu Thomas Murners „Schelmenzunft“ u. a. Hans Holbein lieferte zahlreiche Illustrationen zur Bibel, Titelblätter und eine Fülle der reizendsten Initialen. Auch Lukas Cranach und die Kleinmeister waren vielfach für die Buchillustration thätig; einen besondern Zweig derselben bildeten die kunstvoll ausgeführten Buchdruckerwappen oder Signete. Die glänzendste Leistung der frühsten italienischen I. sind die Holzschnitte zur „Hypnerotomachia Poliphili“ (Vened. 1499); im Anfang des 16. Jahrh. war vorzüglich Zoan Andrea thätig. Als ältestes original-französisches Illustrationswerk betrachtet man „Le procès de Bélial“ (Lyon 1481). In der Zeit des Verfalles des Holzschnitts wurde dieser immer mehr auf die I. der wohlfeilsten Volkslitteratur beschränkt, während künstlerischen Tendenzen der Kupferstich diente; gestochene Vignetten wurden im vorigen Jahrhundert auf ganz dünnes Papier gedruckt und dann in den Text eingeklebt oder auch in die leer gelassenen Stellen desselben eingedruckt, so daß ein solcher Druckbogen zweimal durch die Presse gehen mußte. Die englischen „Pfennigmagazine“ (seit 1832), die Vorläufer der heutigen illustrierten Zeitungen, und die Bestrebungen des Deutschen Gubitz riefen den Sinn für Holzschnittillustration in der ersten Hälfte unsers Jahrhunderts wieder wach, und durch das Auftreten Ludwig Richters (Zeichnungen für O. Wigands Volksbücherausgaben, dann zu Musäus’ Volksmärchen, zu Kinderbüchern etc.) und Adolf Menzels (zu Kuglers „Leben Friedrichs d. Gr.“) in Deutschland, Horace Vernets, Bellangés, Raffets („Leben Napoleons“, „Die Soldaten des Kaiserreichs“ etc.),

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 893. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0893.jpg&oldid=- (Version vom 16.4.2021)