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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Sgraffitobilder in einer Villa zu Reichenhall und dekorative Malereien im Polytechnikum zu München gehören zu seinen schönsten Werken. Eine Folge der Ereignisse von 1870/71 ist seine Komposition: die Erweckung Kaiser Karls d. Gr. Er starb 13. Jan. 1878.

Hovenĭa Thunb., Gattung aus der Familie der Rhamneen. H. dulcis Thunb., ein Baum in China und Japan, mit 3–5 m hohem Stamm, wechselständigen, immergrünen, rundlich-eiförmigen, gesägten Blättern und erbsengroßen Früchten auf fleischigen, cylindrischen, zolllangen Fruchtstielen, welche als Obst sehr geschätzt sind. Die Pflanze hält in Italien, angeblich auch in Paris aus. Die H.-Essenz wird nie aus Teilen dieses Baums bereitet, sondern etwa aus 15 g Limonöl, 4 g Rosenöl, 2 g Nelkenöl, 10 Tropfen Neroliöl und 1 Lit. Alkohol gemischt.

Hoverbeck, Leopold, Freiherr von, preuß. Politiker, geb. 25. Juli 1822 aus einer aus Flandern in Preußen eingewanderten Familie, deren Stifter Johann v. H. (gest. 1682) langjähriger Rat und Gesandter des Großen Kurfürsten in Warschau war, studierte in Königsberg und Berlin die Rechte, besuchte nach dem ersten juristischen Examen die landwirtschaftliche Akademie in Regenwalde und ward Rittergutsbesitzer erst in Quetz bei Gutstadt, dann in Nickelsdorf bei Allenstein in Ostpreußen. Um die Hebung des Ackerbaues in seiner Heimat erwarb er sich große Verdienste. 1862 wurde er auch zum Direktor der ostpreußischen Landschaft erwählt. Seit 1858 Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses, war er einer der Begründer der Fraktion Junglitauen, aus der 1861 die Fortschrittspartei hervorging, und nahm an dem großen Kampf zwischem dem Abgeordnetenhaus und dem Ministerium Bismarck 1862 bis 1866 hervorragenden Anteil. Bei dem Umschwung 1866 blieb er der alten Partei treu und war durch die Festigkeit seines Charakters und seine nüchterne Klarheit eins der einflußreichsten Mitglieder derselben. Seit 1867 gehörte er auch dem norddeutschen Reichstag an. Eine Wiederwahl zum Abgeordnetenhaus nahm er 1870 nicht an, trat aber 1871 in den deutschen Reichstag ein, dem er bis zu seinem Tod angehörte, und in dem er als mannhafter und doch maßvoller Verteidiger von Recht und Freiheit allgemein anerkannt wurde. Er starb 12. Aug. 1875 zu Gersau in der Schweiz.

Howa, Volk, s. Hova.

Howaldt, Georg, Erzgießer und Kupfertreiber, geb. 8. April 1802 zu Braunschweig, lernte erst die Goldschmiedekunst unter seinem Vater, kam 1822 nach Nürnberg, wo er unter dem Einfluß Burgschmiets zur Bildhauerkunst und Kunstgießerei überging und 1835 Lehrer an der polytechnischen Schule wurde. 1836 nach Braunschweig zurückgekehrt, lehrte er am Collegium Carolinum daselbst das Modellieren. Sein erstes großes Bronzegußwerk war die Statue Lessings in Braunschweig, nach Rietschel (1852); es folgten: das Denkmal des Grafen Blücher, modelliert von F. Schiller, in Blei gegossen und verkupfert für Altona; das Denkmal des Bürgermeisters Franke, modelliert von G. Bläser, in Erz gegossen für Magdeburg 1853; das Denkmal des Nationalökonomen F. List, modelliert von G. Kietz, Bronzeguß für Reutlingen 1854; die Brunonia mit dem Viergespann auf dem Schloß zu Braunschweig, modelliert von Rietschel, in Kupfer getrieben 1858–63, zweite Ausführung nach dem Brand 1865–68; das Denkmal Arndts, modelliert von B. Afinger, Bronzeguß für Bonn 1864; das Brunnenstandbild Heinrichs des Löwen, modelliert von A. Breymann, Bronzeguß für Braunschweig 1869; die Reiterbilder der Herzöge Karl Wilhelm Ferdinand und Friedrich Wilhelm von Braunschweig, modelliert von Franz Pönninger und E. Hähnel, in Kupfer getrieben für Braunschweig 1870–73. H. hat die Kunst, in Kupfer zu treiben, mit großem technischen Geschick wieder belebt. Er starb 20. Jan. 1883 in Braunschweig.

Howard (spr. hauh-ĕrd oder hoh-ĕrd), 1) Katharina, fünfte Gemahlin des Königs Heinrich VIII. von England; s. Katharina.

2) John, Reformator des englischen Gefängniswesens, geb. 2. Sept. 1726 zu Hackney bei London, geriet, auf einer Reise nach Portugal begriffen, in französische Gefangenschaft. Das Elend, welches er zu Brest in den Kerkern der Kriegsgefangenen wahrgenommen, bestimmte ihn, nach seiner Freilassung sein Leben der Erleichterung des Zustandes der Sträflinge zu widmen. Seine Schrift „State of the prisons in England and Wales“ (Warringt. 1777, verbesserte Aufl. 1784; deutsch im Auszug von Köster, Leipz. 1780) machte großes Aufsehen und hatte zwei Bills, die Erhaltung der Gesundheit der Gefangenen und ihre Loslassung bei dem erwiesenen Unvermögen, die Gefängnisgebühren zu bezahlen, betreffend, zur Folge. In den Jahren 1775–87 besuchte H. auch zahllose Gefängnisse und Hospitäler des übrigen Europa und bewirkte teils durch persönliche Vorstellungen, teils durch Schriften, unter andern seinen „Account of the principal lazarettos in Europe“ (Lond. 1789; deutsch mit Zusätzen von Ludwig, Leipz. 1791), in mehreren Staaten eine Reform dieser Anstalten. 1789 unternahm er in gleicher Absicht eine Reise nach Asien, starb aber 20. Jan. 1790 zu Cherson in Südrußland. Dort und in der Paulskirche zu London sind ihm Denkmäler errichtet. Vgl. „Memoirs and records of John H.“ (hrsg. von Dixon, Lond. 1854); Field, Life of J. H. (das 1850); Derselbe, Correspondence of H. (das. 1855); Stoughton, John H., the philanthropist and his friends (das. 1884); Holtzendorff, John H. und die Pestsperre gegen Ende des 18. Jahrhunderts (Berl. 1879). Die Howard-Association ist ein zu Ehren Howards gestifteter Verein, welcher für Verbesserung der Gefängnisse und für Abschaffung der Todesstrafe wirkt.

3) Henry, engl. Maler, geb. 31. Jan. 1769 zu London, bildete sich in Rom, namentlich unter Flaxman, zum Maler und kehrte, nachdem er sich durch sein Gemälde: der Tod Kains einen Namen erworben, 1794 nach England zurück. Im J. 1808 ward er Mitglied der Akademie und 1811 Sekretär und Professor der Malerei an derselben. Er starb 5. Okt. 1847 in Oxford. H. verband mit ansprechender Technik ein zartes und poetisches Gefühl. Die namhaftesten Gemälde von seiner Hand sind: Hero und Leander, Lear und Cordelia, die Horen, die Lautenschlägerin, die Geburt der Venus. – Sein Sohn Frank H., gleichfalls Maler und Zeichner (geb. 1805 zu London, gest. 1866 in Liverpool), gab seines Vaters Vorlesungen über Malerei (Lond. 1848, 2 Bde.) heraus.

4) Luke, engl. Meteorolog, geb. 28. Nov. 1772 zu London, besuchte die gelehrte Schule in Burford bei Oxford, kam dann in eine Drogueriehandlung und wurde 1798 Associé des Quäkers William Allen in London. Er beschäftigte sich besonders mit Chemie, später auch mit meteorologischen Beobachtungen, errichtete zu Stratford in Essex ein chemisches Laboratorium, welches er später nach Tottenham-Green bei London verlegte. Er starb 21. März 1864 in Tottenham. Seine meteorologischen Beobachtungen beziehen sich auf den Einfluß des Mondes auf den Barometerstand,

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 744. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0744.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2022)