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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

seinen Schöpfungen auf dem Gebiet der idealen Malerei sind eine große Komposition: Apollo mit den Musen und Grazien, und ein Abendmahl (Wandbild in der Dankeskirche zu Berlin) hervorzuheben. Der Schwerpunkt seines künstlerischen Schaffens liegt im Bildnis, das er vornehm und geistreich zu behandeln weiß. H. ist königlicher Professor und Hofmaler.

4) August von, Maler, Sohn von H. 2), geb. 13. Juni 1827 zu Breslau, ergriff den Bergmannsberuf und war schon Verwaltungschef der Bergwerke des Herzogs von Ujest geworden, als ihm die Verhältnisse gestatteten, sich der Kunst zu widmen. Er trat 1859 zu Berlin in Holbeins und 1860 in Steffecks Atelier ein und ging 1861 nach Paris, um unter Gleyre und Couture weiterzustudieren. Sein erstes größeres Gemälde, die heil. Barbara, die einem verunglückten Bergmann die Sterbesakramente bringt, erhielt im Salon 1863 die goldene Medaille. 1866 folgte das große Gemälde: Luther und Georg von Frundsberg vor dem Reichstag zu Worms (Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum). Im J. 1868 vollendete er die zwei lebensgroßen Figuren von Holbein und Rubens für das Versammlungslokal des Berliner Künstlervereins, nachdem er im Jahr vorher ein Bild für den Vorhang des Berliner Opernhauses, Arion auf den Meereswogen darstellend, eine reiche, von festlichem Leben erfüllte Komposition, geschaffen hatte. Auf der Berliner akademischen Ausstellung von 1870 befanden sich von ihm: die Siesta, das Märchen u. der Festmorgen (letzterer im Besitz der Nationalgalerie in Berlin), Schöpfungen voll poetischen Reizes; auf der von 1872: glückliche Zeit und der Angler; 1873 sah man zu Berlin eine Prinzessin Clémence, welche ihre Reize den Abgesandten des Königs von Frankreich enthüllt. Seitdem behandelte er mit Vorliebe romantische Motive in idealer Auffassung und meist im großen Maßstab des Historienbildes, wie z. B. die über das Schlachtfeld reitenden Walküren (1872), Leukothea, dem Odysseus erscheinend (1874), ein Märtyrer auf dem Scheiterhaufen (1876), Ödipus vor der Sphinx (1877), der Hochzeitsritt des Herrn Olof (1875), Tschionatulander und Sigune (1879), Wittichs Rettung (1880), der verzauberte Schatz (1886). Daneben hat H. monumentale und dekorative Gemälde in der Turmhalle und dem Keller des Berliner Rathauses, im Moltkezimmer des Generalstabsgebäudes, in der Berliner Nationalgalerie (Reigen des Tierkreises), im Reichsjustizamt und zwei Gemälde für das Schwurgericht in Posen (wichtige Momente aus der Geschichte der Stadt) ausgeführt. Er hat auch zahlreiche Illustrationen und Entwürfe für das Kunstgewerbe gezeichnet und ist Lehrer der Kostümkunde an der Berliner Kunstakademie. Er gab heraus: „Aus der Teufe“, zwei Märchen (Berl. 1878); „Die Perlen“, ein Märchen (das. 1881), beides von ihm selbst illustriert; „Blätter für Kostümkunde“ (das. 1876 ff.).

5) Adolf, Architekt, s. Kyllmann.

Heydenreich, Karl Heinrich, philosoph. Schriftsteller, geb. 19. Febr. 1764 zu Stolpen, seit 1789 außerordentlicher Professor in Leipzig, mußte schon 1794 seine Stelle niederlegen und starb 29. April 1801 in Burgwerben bei Weißenfels. Von seinen allzu zahlreichen Schriften seien genannt: „System der Ästhetik“ (Leipz. 1790–92, 2 Bde.); „Originalideen über die interessantesten Gegenstände der Philosophie“ (das. 1793–96, 3 Bde.); „Propädeutik der Moralphilosophie“ (2. Aufl., das. 1801); „System des Naturrechts nach kritischen Prinzipien“ (2. Aufl., das. 1801); „Grundsätze des natürlichen Staatsrechts“ (das. 1795, 2 Bde.); „Briefe über den Atheismus“ (das. 1796); „Philosophisches Taschenbuch für denkende Gottesverehrer“ (das. 1796–99, 4 Bde.); „Grundsätze der Kritik des Lächerlichen“ (das. 1797); „Vesta, oder kleine Schriften zur Philosophie des Lebens“ (das. 1798–1801, 5 Bde.). Auch „Gedichte“ (Leipz. 1792) veröffentlichte er. Vgl. Schelle, Heydenreichs Charakteristik (Leipz. 1802).

Heydrich, Heinrich Moritz, Schriftsteller, geb. 13. März 1825 zu Dresden, studierte in Leipzig, lebte dann längere Zeit in Hamburg, Berlin und Leipzig und ließ sich 1852 zu Loschwitz bei Dresden nieder, wo er 27. Jan. 1885 starb. Er schrieb zwischen 1851 und 1857 die Tragödien: „Tiberius Gracchus“ (Dresd. 1861) und „Leonore von Portugal“ und die romantische Posse „Prinz Lieschen“ (das. 1861). Durch anhaltende Kränklichkeit lange Zeit zur Unthätigkeit genötigt, vollendete er erst 1861 wieder einige Stücke: „Die schöne Magelone“, Zaubermärchen in 5 Akten, den Operntext „Der Pastetenbäcker“ und das Liederspiel „Der Schatz“. Außerdem veröffentlichte er die Gedichtsammlung „Sonnenschein auf dunklem Pfade“ (Leipz. 1869) und gab Otto Ludwigs „Shakespeare-Studien“ (das. 1871) und dessen „Nachlaßschriften“ mit Einleitungen (das. 1871–73) heraus.

Heydt, August, Freiherr von der, preuß. Staatsminister, geb. 15. Febr. 1801 aus einer angesehenen Kaufmannsfamilie zu Elberfeld, widmete sich dem kaufmännischen Beruf und übernahm nach einem Aufenthalt in England und Frankreich mit zwei Brüdern das Bankgeschäft des Vaters. An den öffentlichen Angelegenheiten nahm er lebhaften Anteil und wurde 1841 von seiner Vaterstadt in den Provinziallandtag, 1847 auch in den Vereinigten Landtag deputiert. In diesem trat er durch seine parlamentarische Begabung hervor. Ende 1848 von Elberfeld in die Nationalversammlung gewählt, übernahm er im Kabinett Brandenburg-Manteuffel (4. Dez. 1848) das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. Ohne den politischen Ansichten seiner Kollegen zu huldigen, blieb er auch in der Reaktionszeit im Amt und ging 1858 auch in das Ministerium Hohenzollern über. Sein Departement verwaltete er mit Energie und Sachkenntnis, wenn auch nicht ohne manche büreaukratische Willkür. Nach Rücktritt des Ministeriums der neuen Ära im März 1862 trat er in das von Hohenlohe gebildete als Finanzminister ein u. versuchte vergeblich, durch Nachgiebigkeit nach beiden Seiten hin dem drohenden Konflikt mit dem Abgeordnetenhaus vorzubeugen. Mit dem Eintritt Bismarcks 24. Sept. 1862 schied H. aus dem Ministerium und wurde im Januar 1863 in den erblichen preußischen Freiherrenstand erhoben. Kurz vor Ausbruch des Kriegs mit Österreich, 5. Juni 1866, übernahm er zum zweitenmal das Finanzministerium und verstand es, die Geldmittel für den Feldzug ohne Anleihe zu beschaffen. Mit Geschick leitete er auch die Finanzoperationen für das Retablissement der Armee, die Dotierung des Staatsschatzes etc. Als aber die Geschäfte zu stocken anfingen und ein Teil des Etats an den Norddeutschen Bund überging, prophezeite H. ein großes Defizit und verlangte eine Menge neuer Steuern im Reichs- und Landtag, die sämtlich nicht bewilligt wurden. Am 26. Okt. 1869 erhielt er unter Verleihung des Schwarzen Adlerordens die erbetene Entlassung. Er starb 13. Juni 1874 in Berlin.

Heyduk, Adolf, tschech. Dichter, geb. 7. Juni 1835 zu Richenburg, besuchte die polytechnische Schule in Prag, machte Reisen in Deutschland und Italien

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 507. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0507.jpg&oldid=- (Version vom 11.7.2021)