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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

Chromgelatinebild, welches auf einer polierten Zinkplatte mittels atmosphärischer Pressung vollkommen festgestellt wird, in einer Buchdruckpresse mit gewöhnlicher Buchdruckfarbe gedruckt und zwar je nach der Feinheit des Bildes mit einer oder zwei Walzen. Man erhält auf diesem Weg recht effektvolle Bilder, doch kommen sie weder den Albertotypien noch den Woodburydrucken gleich. Die dritte Art des Verfahrens, Heliogravüre oder Photogravüre (Kupferlichtdruck) genannt, von Rousselon erfunden, ist von Scamoni in Petersburg, neuerdings aber besonders in Pariser, Wiener und Berliner Ateliers so vervollkommt worden, daß die Heliogravüre gegenwärtig hinsichtlich der Treue in der Wiedergabe des Objekts das vollkommenste mechanische Reproduktionsmittel ist. Die durch galvanischen Abklatsch von der Photographie gewonnene Kupferdruckplatte kann in den unklar gebliebenen Stellen von einem Kupferstecher retouchiert oder aufgelichtet werden, so daß selbst Ölgemälde in ihren Farbenwerten wiedergegeben werden können. Dieses Verfahren leistete anfangs wertvolle Dienste in der Reproduktion von alten Kupferstichen und Radierungen (Amand Durand in Paris). Später wurde das Gebiet der Heliogravüre auf Photographien nach Objekten jeglicher Art, nach Landkarten, plastischen Gegenständen, Gemälden, Architekturen etc. ausgedehnt. Goupil u. Ko. in Paris, das militär-geographische Institut in Wien, Hanfstängl in München und die Reichsdruckerei in Berlin liefern gegenwärtig Heliogravüren von hoher Vortrefflichkeit. Die Technik ist so erweitert worden, daß man Heliogravüren auch in den Text von Illustrationswerken drucken kann, und daß man Heliogravüren mit zwei und mehreren Platten druckt, wodurch der sogen. farbige Stich ersetzt wird. Vgl. Husnik, Die H. (Wien 1878); Scamoni, Handbuch der H. (Berl. 1872); Volkmer, Technik der Reproduktion von Militärkarten und Plänen (Wien 1885).

Heliogravüre (franz.), s. Heliographie.

Heliolatrie (griech.), Sonnenanbetung.

Heliometer (griech., „Sonnenmesser“), das genaueste astronomische Instrument zur Messung kleiner Winkel (s. Tafel „Astronomische Instrumente“ in Bd. 1, Fig. 4). Sein Prinzip besteht darin, daß das Objektivglas des Beobachtungsfernrohrs durch einen diametralen Schnitt in zwei Hälften zerlegt ist, die an zwei Metallschlitten befestigt sind, welche eine zur Richtung der Schnittlinie parallele Verschiebung gestatten. Solange beide Objektivhälften so nebeneinander stehen, daß die Ränder eine ununterbrochene Kreislinie bilden, wird man, wenn das Fernrohr beispielsweise auf die Sonne gerichtet ist, nur ein einziges Bild der Sonnenscheibe erblicken; wenn aber durch einen vom Okular a des Fernrohrs erreichbaren Bewegungsmechanismus eine der Objektivhälften oder, wie es gewöhnlich geschieht, beide Hälften nach entgegengesetzter Richtung auseinander bewegt werden, gibt jede der beiden Hälften ein kreisförmiges Bild der Sonne für sich, und durch eine Verschiebung von geeigneter Größe kann man die beiden Sonnenbilder in eine solche Lage bringen, daß sie sich in einem Punkt berühren; bewirkt man hierauf durch eine Verschiebung nach der entgegengesetzten Richtung, daß sich die beiden Scheiben wieder berühren, so entspricht die Verschiebung der Schlitten dem doppelten scheinbaren Sonnendurchmesser. Bei den von Fraunhofer konstruierten Heliometern wurde die Größe der Verschiebung durch die Zahl der Umdrehungen einer die Bewegung hervorbringenden feinen Mikrometerschraube gemessen; bei den von Repsold konstruierten Apparaten sind dagegen an den dem Innern des Fernrohrs zugewandten Flächen der Schieber nebeneinander liegende Teilungen auf Silberstreifen angebracht, die von dem Beobachter durch ein neben dem Okular liegendes Mikroskop b abgelesen werden. Drückt man die Verschiebung der Schlitten durch die Anzahl der Zwischenräume von Teilstrichen aus, um welche die beiden Skalen nebeneinander verschoben sind, und kennt man den einem Zwischenraum entsprechenden Winkelwert, so kann man den scheinbaren Durchmesser der Sonnenscheibe in Bogenminuten und -Sekunden finden.

Das H. wurde zunächst auf die Bestimmung des Sonnendurchmessers angewandt, und diesem Umstand verdankt es seinen Namen H. oder Sonnenmesser. Doch ist seine Anwendung keineswegs auf Sonnenbeobachtungen beschränkt, sondern man kann auch scheinbare Abstände zweier benachbarter Sterne α und β bestimmen, indem das Bild von α der einen Hälfte auf das Bild von β der andern Hälfte gestellt und, nachdem die Skalen abgelesen sind, eine zweite Stellung der Objektivhälften hervorgebracht wird, in welcher ebenfalls ein Zusammenfallen zweier Sternbilder stattfindet. Die dazu notwendige Verschiebung der Schlitten entspricht dem doppelten Abstand der beiden Sterne. Zur Ausführung dieser Beobachtung ist es noch erforderlich, den Spalt zwischen den beiden Objektivhälften in die Richtung der Verbindungslinie der beiden Sterne zu bringen. Zu diesem Zweck läßt sich vom Okularende aus dem ganzen Fernrohr eine Drehung um seine optische Achse erteilen, und um deren Größe und damit auch die Lage der Verbindungslinie der beiden Sterne gegen irgend einen am Himmel gedachten größten Kreis, der z. B. durch die Weltpole und durch die Mitte zwischen beiden Sternen hindurchgeht, bestimmen zu können, ist am Objektivende des Fernrohrs ein geteilter Kreis c angebracht, der durch ein neben dem Fernrohr liegendes Mikroskop d vom Okularende aus abgelesen werden kann. Die Beleuchtung der Objektivskalen des Positionskreises und der Einstellungskreise des parallaktisch aufgestellten Instruments geschieht durch zwei in der Figur sichtbare kleine Petroleumlampen e f. Ist einer der beiden Sterne von überwiegender Helligkeit, so daß bei Annäherung der beiden Bilder das schwächere vom hellern überstrahlt wird, so schwächt man letzteres durch Bedecken der entsprechenden Objektivhälfte mit Drahtgittern von verschiedener Dichte ab, die sich an einem Schirm g am Objektivende des Fernrohrs befinden. Die Vorteile, welche dieses Instrument gegenüber dem Fadenmikrometer (s. Äquatorial, S. 712) bietet, bestehen unter andern darin, daß man zur Einstellung der Sterne aufeinander keiner künstlichen Beleuchtung im Gesichtsfeld des Fernrohrs bedarf und daher auch bedeutend schwächere Sterne beobachten kann; ferner ist man bei den Messungen unabhängig von etwanigen unregelmäßigen Bewegungen des Uhrwerks, während es bei den Messungen von Sternabständen mit Hilfe eines Fadenmikrometers notwendige Bedingung ist, daß die scheinbare Halbierung des Sternbildes durch den Faden auf einige Zeit erhalten bleibt.

Die erste Idee des Heliometers ist von Savery 1743 und dann von Bouguer 1748 angegeben worden; beide wollten zwei nebeneinander verschiebbare Objektive anwenden. Der einfachere Gedanke, das Objektiv in zwei Hälften zu zerschneiden, rührt von Dollond her; aber erst Fraunhofer hat dem H. seine jetzige Gestalt gegeben. Das Fraunhofersche H. der Königsberger Sternwarte mit Objektiv von

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0356.jpg&oldid=- (Version vom 8.5.2022)