Seite:Meyers b8 s0285.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

er sich in mehreren teils dänisch, teils französisch geschriebenen Werken. Beiträge zu seiner Lebensgeschichte lieferte er in „Drei Jahre in Bergen“ (Drammen 1829) und „Erinnerungen aus meiner Wirksamkeit in Frankreich“ (Christ. 1830), beide in dänischer Sprache verfaßt. Seine Briefe wurden 1883 herausgegeben. H. hatte sich 1790 mit Thomasine Buntzen, der später berühmt gewordenen Verfasserin der „Alltagsgeschichten“ (s. Gyllembourg-Ehrensvärd), verheiratet, die sich jedoch schon nach wenigen Jahren von ihm trennte. Vgl. Luise Heiberg, P. A. H. og Thomasine Gyllembourg (Kopenh. 1882, 3. Aufl. 1883).

2) Johann Ludwig, namhafter dän. Dichter, Sohn des vorigen, geb. 14. Dez. 1791 zu Kopenhagen, studierte seit 1809 daselbst Naturwissenschaften, wendete sich aber bald der Litteratur zu. Nach des Vaters Verweisung verlebte er einige Jahre im Rahbekschen Haus und kam dann zu seiner Mutter nach ihrer Verheiratung mit dem Baron Gyllembourg-Ehrensvärd. Schon 1813 trat er in seinem „Marionettheatret“ mit einer Bearbeitung des „Don Juan“ und einem romantischen Schauspiel: „Pottemager Walter“ („Töpfer Walter“), vor die Öffentlichkeit. Dem Studium des Calderon entsprangen das Schauspiel „Dristig vovet halv er vundet“ („Frisch gewagt ist halb gewonnen“, 1817) und die Abhandlung „De poëseos dramaticae genere hispanico, praesertim de Petro Calderone de la Barca“ (1817). In demselben Jahr lieferte er auch das mythologische Schauspiel „Psyche’s Indvielse“, eine Dramatisierung der Sage von Amor und Psyche. In den „Julespög og Nytaarslöier“ („Weihnachtsscherze und Neujahrsspäße“, 1817) züchtigte er in Tieckscher Weise manche Schwächen der Litteratur und des Theaters, namentlich Ingemanns idealistisch-romantische Tragödie „Blanca“. Während eines Aufenthalts zu Paris 1819–22 studierte er Naturwissenschaften, Musik und namentlich die dramatische Kunst, ward nach seiner Rückkehr als Lektor der dänischen Sprache und Litteratur in Kiel angestellt und veröffentlichte als solcher: „Die Formenlehre der dänischen Sprache“ (Altona 1825) u. die „Nordische Mythologie“ (Schlesw. 1827). Nachdem er bei einem Besuch in Berlin 1824 mit Hegel in Verkehr getreten war, widmete er dessen Werken ein eifriges Studium, als dessen Frucht die Schrift „Über die menschliche Freiheit“ (1824) erschien, welche der Hegelschen Philosophie zuerst Eingang in Dänemark verschaffte. Dann wandte er sich der Pflege des Vaudevilles zu, einer Dichtart, die er in Paris kennen gelernt und die er auf der dänischen Bühne einzuführen beschloß. Er begann 1825 mit „Kong Salomon og Jörgen Hattemager“ („König Salomo und der Hutmacher Jörgen“); rasch folgten die Stücke: „Recensenten og Dyret“ („Der Rezensent und das Tier“, 1826), „Den otte og tyvende Januar“ (1826), „Aprilsnarrene“, „Et Eventyr i Rosenborg Have“ (deutsch von Kannegießer, Leipz. 1844), „De Uadskillelige“ („Die Unzertrennlichen“, 1830), „Kjöge Huuskors“ (1831), „De Danske i Paris“ (1833), „Nei“ (1836), „Ja“ (1839), „Emilies Hjertebanken“ u. a., sämtlich im Stoff wahrhaft dramatisch und humoristisch wie in der Behandlung gefällig und gediegen. Um die zahlreichen Angriffe gegen dieses Genre von Singspiel zu widerlegen, schrieb er die vortreffliche Abhandlung „Om Vaudevillen som dramatisk Digtart“ (1826). Von seinen größern Dramen ist das romantisch-nationale Schauspiel „Elverhöi“ („Der Elfenhügel“, 1828; deutsch von Smidt im „Bühnenrepertoire des Auslands“, Nr. 136, Berl. 1848) das bedeutendste; hier sowohl als auch in dem Märchenspiel „Syvsoverdag“ („Langschläfertag“, 1840) ist der Volksliederton meisterhaft benutzt, um das romantische Kolorit zu verstärken. Zur „Prinzessin Isabelle“ (1829) entnahm er das Süjet Lope de Vega. Von seinen dramatischen Produkten sind noch zu nennen: „Nina oder die Wahnsinnige aus Liebe“ (1824), die Märchenkomödien: „Alferne“ („Die Elfen“, nach Tiecks Märchen, 1835) und „Fata Morgana“ (1838; beide deutsch von Kannegießer, Leipz. 1844) und die aristophanische Komödie „En Sjåll efter Døden“ („Eine Seele nach dem Tode“; deutsch, Berl. 1861), eine Satire auf das Spießbürgertum mit derben Seitenhieben auf verschiedene Erscheinungen der damaligen Zeit. H. hatte 1829 die Stelle eines Theaterdichters übernommen; 1830–36 fungierte er als Lehrer der Ästhetik und Litteratur an der Militärakademie in Kopenhagen. In seinem von 1827 bis 1830 erschienenen ästhetischen Wochenblatt „Den flyvende Post“ herrschten Novellistik und ästhetische Kritik und namentlich die Polemik vor; von ähnlicher Tendenz waren die „Intelligensblade“ (1842–43). Der philosophischen Spekulation gehören noch an: „Über die Bedeutung der Philosophie für die Gegenwart“ (1833), worin er sich entschieden für die Hegelsche Philosophie erklärte, und die Zeitschrift „Persius, Journal für spekulative Philosophie“. Von 1844 bis 1846 gab er ein Jahrbuch: „Urania“, heraus, in welchem er die Resultate seiner astronomischen Studien niedergelegt hat. Unter seinen übrigen Dichtungen verdient besonders der anmutige Romanzencyklus „De Nygifte“ („Die Neuvermählten“; deutsch von Leo, Leipz. 1850) Hervorhebung. Mit „Valgerda“ (1847) schloß er seine dramatische Laufbahn ab. Seine „Gadeviser“ (1849) sind politische Tendenzgedichte. Von 1849 bis 1856 war H. Direktor des königlichen Theaters in Kopenhagen und bis zu seinem Tode Theaterzensor. Er starb 25. Aug. 1860 in Bonderup bei Ringsted auf Seeland. H. setzte in gewisser Weise Baggesens Thätigkeit fort. Wie dieser, trug er dazu bei, den ästhetischen Geschmack zu veredeln und zu reinigen; allein sein kritisch-polemisches Auftreten war taktvoller und urbaner als das Baggesens. Die vollständigste Ausgabe seiner poetischen und prosaischen Werke ist die in 22 Bänden (Kopenh. 1861–62). „Ausgewählte dramatische Werke“ von ihm in deutscher Übersetzung veröffentlichte Kannegießer (Leipz. 1847, 2 Bde.). Vgl. Hansen, Om Joh. Ludvig H. (Kopenh. 1866). – Seine Gattin Johanne Luise H., geborne Pätges, geb. 22. Nov. 1812 zu Kopenhagen, 1829–64 am königlichen Theater daselbst angestellt und seit 1831 mit H. verheiratet, war eine gefeierte Schauspielerin.

Heide (Haide), eine wüste Landstrecke, vorzüglich wenn sie mit Heidekraut, wohl auch mit kurzem Gesträuch und einzelnen Waldbäumen bewachsen ist, wie z. B. die Dübener, Tucheler, Lüneburger und Rastatter H., die fast nur Schaf- und Bienenzucht gestatten. Nicht selten ist der Untergrund der H. fruchtbar, so daß die Kultur solcher Strecken (Heidekultur) sich gut belohnt. Vgl. Bodenbearbeitung. Auch bezeichnet man mit H. schlechthin größere Forsten.

Heide, Pflanzengattung, s. Erica; auch s. v. w. Besenheide, Heidekraut, s. Calluna.

Heide, Hauptstadt des Kreises Norderdithmarschen in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, aus einer niedrigen, aber umfangreichen Erhöhung zwischen der Marsch (im W.) und dem Moor (im O.) und an den Linien Neumünster-Tönning der Westholsteinischen und Elmshorn-H. der Holsteinischen Marschbahn, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, bedeutende

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0285.jpg&oldid=- (Version vom 9.6.2022)