Seite:Meyers b8 s0236.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8

in reinster und kleinster Form gefunden, während die Bläschen, welche in Fig. 5 der Tafel dargestellt sind, der Ringflechte (Herpes iris) angehören. Ungleich größer sind die Blasen (bullae), welche beim Hautbrand (Fig. 2) oder dem Pemphigus (Fig. 3) vorkommen; sie enthalten eine wässerige Flüssigkeit und unterscheiden sich dadurch von der Eiterblase oder Pustel, welche der Akne, dem Ekthyma, der Finne oder dem vorgeschrittenen Pockenausschlag eigen ist. Bei Verlust der Oberhaut entsteht eine Schrunde (Exkoriation); ist der Ausschlag nässend, so entsteht das Bild des in Fig. 6 dargestellten Ekzems; trocknet er ein, so bildet sich ein Schorf (eschara); ist die Wucherung der Oberhaut sehr reichlich, so entsteht die in Fig. 4 der Tafel skizzierte Schuppenflechte (Psoriasis). Eine eigentümliche, oft über den ganzen Körper verbreitete Wucherung und Verdickung der Oberhaut bezeichnet man als Fischschuppenkrankheit (Fig. 1). Die vielfach verbreitete Furcht, daß durch das Vertreiben von H. schwere innere Krankheiten entständen, ist als durchaus grundlos erwiesen. Die Hauptheilmittel gegen H. sind die Bäder und Waschungen in den verschiedensten Formen, die Seifen und die ätzenden Arzneikörper. In neuerer Zeit werden die Teere und die Karbolsäurepräparate, bei Syphilis und andern hartnäckigen Ausschlägen die Quecksilber- und Arsenikpräparate, Jod, Leberthran etc. angewendet. Vgl. Hebra und Kaposi, Lehrbuch der H. (2. Aufl., Stuttg. 1872–76, 2 Bde.); Hebra, Atlas der H. (Wien 1876); J. Neumann, Lehrbuch der H. (5. Aufl., das. 1880); Derselbe, Atlas der H. (das. 1881 ff.); Lesser, Lehrbuch der H. (Leipz. 1885). Gute historische Darstellung bei Kaposi, Pathologische Therapie der H. (3. Aufl., Wien 1886).

Die H. der Haustiere sind sehr verschiedener Art. Abgesehen von den einfachen Verwundungen und Quetschungen, gehören zu denselben: die Mauke, die Druckschäden im Genick, am Widerrist und an der Brust bei Pferden, ferner das Hautjucken (Prurigo); dann die pflanzlich-parasitären Exantheme (Herpes, Favus und Acne contagiosa oder englische Pocken des Pferdes) und die tierisch-parasitären Exantheme (Krätze oder Raude sowie die durch Läuse, Haarlinge und Bremsenlarven bedingten Hautaffektionen). Die bei Pferden, Rindern und Hunden oft vorkommenden bläschen- und knötchenförmigen Hautausschläge werden als „Ekzem“ zusammengefaßt. Ihre spezielle Ätiologie ist noch nicht genügend erforscht.

Haut-mal (franz., spr. o-mall), s. v. w. Veitstanz; auch eine besondere Form der Seelenstörungen.

Hautmont (spr. omóng), Stadt im franz. Departement Nord, Arrondissement Avesnes, an der Sambre und der Nordbahn, hat (1881) 8004 Einw., beträchtliche Eisenhämmer, Fabrikation von Maschinen, Chemikalien und Thonwaren.

Hautnabel, s. Nabel.

Hautödēm, s. v. w. Hautwassersucht.

Hautpflege, s. Haut, S. 233.

Hautpilze, s. v. w. Hymenomyceten, s. Pilze.

Hautpolypen, s. Mollusken.

Hautrelief (franz., spr. [h]o-reljéff), s. Relief.

Haut-Rhin (spr. o-räng), franz. Departement, s. Oberrhein.

Hautschwiele (Callus cutis, Tysus), eine hornartige Verdickung und Verhärtung der Oberhaut, die durch anhaltenden Druck entsteht, meist flach bleibt und dann von selbst vergeht, wenn der Druck aufhört, zuweilen eine Länge von 5–8 cm erreicht (Hornauswuchs, Hauthorn) und dann am besten nach voraufgegangener Erweichung durch Seifenbäder mit dem Messer abgetragen wird.

Hautsinn, s. v. w. Tastsinn.

Hautskelett, die verhärteten, zur Stütze des Körpers und zum Ansatz für die Muskeln dienenden Teile der Haut mancher Tiere. Besonders entwickelt ist es bei den Arthropoden oder Gliederfüßlern (s. d.), also bei Insekten, Krebsen etc.; hier wird es von Chitin gebildet und stellt ein hartes, aber meist elastisches Rohr dar, in welchem sich sämtliche Weichteile mit Einschluß der eigentlichen Hautschicht befinden. Auch bei Wirbeltieren ist es vorhanden, besteht aber hier aus Verkalkungen der Lederhaut teils in Form von Schuppen, teils in der von größern Knochentafeln (Hautknochen). Letztere sind insofern von besonderer Wichtigkeit, als sie einen Teil des knöchernen Schädels ausmachen. Zu einem Panzer wird das H. bei den Schildkröten, Gürteltieren etc.

Hautstachel, s. Stachel.

Hauttalg (Hautschmiere, Hautsalbe, Sebum cutaneum), das Sekret der in der äußern Haut gelegenen Talgdrüsen. Er bildet eine schmierige, halbflüssige Masse, welche Fette, Fettsäuren, Cholesterin, Eiweiß und Salze enthält. Der Hauttalg verleiht zunächst den Haaren einen fettigen Überzug. Außerdem verbreitet er sich bei seiner in der Körperwärme sehr weichen, halbflüssigen Beschaffenheit über die ganze Oberfläche der Epidermis. Er scheint keine andre Bestimmung zu haben, als die hygroskopische Beschaffenheit der Hornschicht der Epidermis und der Haare, welche diese nach Befreiung von dem fettigen Überzug in ziemlich hohem Grad besitzen, zu verringern und dadurch sowohl der Durchfeuchtung dieser Organe als einer stärkern Verdunstung durch die Hornschicht und Austrocknung der tiefern Epidermisschicht und der Lederhaut zu widerstehen.

Hauttang, s. Halymenia.

Häutung, die freiwillige Abstreifung der Haut, besonders wenn dieselbe dabei ihren Zusammenhang bewahrt. H. tritt bei vielen Tieren periodisch (z. B. alljährlich oder allmonatlich) ein und kennzeichnet meist bestimmte Wachstums- und Entwickelungsstufen; oft steht sie auch mit wichtigen Lebensabschnitten in Verbindung, wie bei der Metamorphose der Insekten. Mauserung (s. d.) und Haarwechsel der höhern Tiere und die beständige oder periodische Abschuppung der Oberhaut sind analoge Vorgänge. Die Gliederfüßler (Krebse, Insekten, Spinnen etc.) werfen bei der H. nur die äußerste Hautschicht, nämlich die Chitinlage, ab; da sich aber die letztere bis weit in den Vorder- und Hinterdarm sowie in die Kauwerkzeuge und vielfach auch in die Ausführgänge der Geschlechtsorgane und Drüsen erstreckt, so ist der Vorgang für das Tier ein sehr anstrengender und häufig lebensgefährlicher. Nach der Ablösung der alten, verhältnismäßig harten Chitinschicht kommt die darunter neugebildete zum Vorschein und erhärtet erst allmählich, so daß in der Zwischenzeit die noch weichen Tiere (Flußkrebse in diesem Stadium heißen deswegen Butterkrebse) oft andern zur Beute fallen.

Hautwassersucht (Anasarka), s. Wassersucht.

Hautwolf, s. v. w. Afterfratt oder Lupus (s. d.).

Hautwurm, s. Rotz.

Hauy (spr. a-üī), 1) René Just, Mineralog, geb. 28. Febr. 1743 zu St.-Just in der Picardie, studierte im Collège de Navarre in Paris und ward sodann Lehrer an dieser Anstalt, hierauf im Collège des Kardinals Lemoine. Daneben trieb er physikalische Studien und wurde von Daubenton in die Mineralogie eingeführt. Sein epochemachendes System der Kristallographie

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 8. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b8_s0236.jpg&oldid=- (Version vom 8.7.2021)