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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7

das des Jordanis oder Jornandes (s. d.) ist ein Auszug desselben. Übrigens behandeln beide seit der Trennung des Volkes nur die Geschichte der Ostgoten, deren Untergang auch Procopius in seinem „Gotischen Krieg“ ausführlich erzählt. Vgl. Wietersheim, Geschichte der Völkerwanderung, Bd. 2 (2. Aufl., hrsg. von Dahn, Leipz. 1881); Pallmann, Geschichte der Völkerwanderung (Gotha 1863 und Weimar 1864, 2 Bde.); Dahn, Die Könige der Germanen, Abt. 2 und 5 (Würzb. 1861 u. 1871); Aschbach, Geschichte der Westgoten (Frankf. 1827); Lembke, Geschichte von Spanien, Bd. 1 (Hamburg 1831); Manso, Geschichte des ostgotischen Reichs in Italien (Bresl. 1824).

Gotenburg (Göteborg), Hauptstadt des schwed. Gotenburg- und Bohusläns (s. d.), liegt in wilder, malerischer Felsumgebung halbkreisförmig an der östlichen Mündung des Götaelf, der hier einen vortrefflichen, fast immer eisfreien Hafen bildet, am Endpunkt der von Stockholm und Falun kommenden Eisenbahnen und ist nächst Stockholm die größte und volkreichste Stadt Schwedens. Infolge großer Feuersbrünste ist das Aussehen der Stadt jetzt sehr neu, regelmäßig und fast niederländisch reinlich. Die Straßen sind gerade und breit, haben fast durchaus steinerne, 2–3 Stockwerk hohe Häuser und werden von mehreren schiffbaren Kanälen durchschnitten, über welche mehr als 20 Brücken führen. Bemerkenswert noch ist die große eiserne Drehbrücke über den Götaelf, welche G. mit der Insel Hisingen in Verbindung setzt (seit 1874). Unter den acht Kirchen zeichnen sich der 1802–15 erbaute Dom und die gotische deutsche Christinakirche mit hohem Turm aus; unter den übrigen Gebäuden verdienen die Residenz (Wohnsitz des Gouverneurs), das Zeughaus, Rathaus, die Börse, das Theater und der Bahnhof Erwähnung. Den großen Markt (Gustaf Adolfs Torg) ziert seit 1854 die von Fogelberg modellierte Statue des Königs Gustav Adolf. Von den ehemaligen Festungswerken, die 1806 geschleift wurden, stehen jetzt nur noch zwei Türme. Die Einfahrt in den Hafen wird verteidigt durch die auf einer Felseninsel gelegene Festung Nya Elfsborg, die aber jetzt dem Verfall preisgegeben ist. Die weitläufigen Vorstädte Masthugget (fast nur von Seeleuten bewohnt), Haga, Nya Varfvet, Majorna, Stampen etc. werden jetzt sämtlich zur Stadt gerechnet. Die Zahl der Bewohner betrug Ende 1884: 86,223, darunter über 1000 Deutsche. G. ist Sitz eines Bischofs und eines deutschen Konsuls, hat ein Gymnasium, eine höhere technische Schule, eine Navigationsschule und ein Museum mit guten zoologischen Sammlungen. Ein Vergnügungsplatz ist Göteborgs Trädgårds-Förening (Gartenverein), ein prächtiger großer Park mit Restauration, Musikpavillon, Gewächshäusern, Teich etc. Eine großartige Wasserleitung geht von dem 4 km von der Stadt gelegenen Delsjön (Delsee) aus, dessen Wasser große Filtrierbassins passiert. Im übrigen ist die Stadt durchaus Fabrik- und Handelsplatz und nimmt als solcher den ersten Rang unter den schwedischen Städten ein. Die bedeutende Industrie erstreckt sich auf Zuckerraffinerie, Fabrikation von Tabak, Porter, Segeltuch, Tauwerk, Leder, Essig, Branntwein und Likör, auf Baumwollspinnerei, Schiffbau und mechanische Werkstätten. G. besitzt (1885) 219 eigne Schiffe von 88,352 Ton., bedeutende Magazine und den ergiebigsten Herings- und Seehundsfang und bringt namentlich Eisen, Holz, Hafer (1884: 736,133 hl), Fische und Butter (4 Mill. kg) zur Ausfuhr. Die Einfuhr umfaßt Baumwolle, Garn, Gewebe (meist Wolle), Roheisen, Kolonialwaren, Wein, Schweinefleisch (aus Amerika), Zucker. 1885 liefen 2500 Schiffe von 885,077 T. ein (darunter 1645 schwedische von 562,270 T.), 2340 Schiffe von 866,910 T. aus (darunter 1544 schwedische von 540,692 T.). G. steht mit vielen Handelsplätzen an der Ost- und Nordsee (z. B. Stettin, Lübeck, Kopenhagen, Christiania) in regelmäßiger Dampferverbindung. In der Umgegend zahlreiche Landhäuser und Parkanlagen. – G. ist eine Schöpfung der neuern Zeit. Karl IX. legte eine Stadt dieses Namens auf der Insel Hisingen im Delta des Götaelf an, die jedoch 1612 von den Dänen verbrannt wurde, worauf sie Gustav II. Adolf seit 1619 an der jetzigen Stelle wieder aufbauen ließ und eine holländische Kolonie dahinzog. 1660 starb zu G. der König Karl X. Gustav während der Reichsversammlung.

Gotenburg- und Bohuslän, Län im südwestlichen Schweden, besteht aus der Landschaft Bohus und einem Teil von Westgotland mit der Stadt Gotenburg (Göteborg) und grenzt im N. und NO. an Norwegen, im O. an das Län Elfsborg, im S. an Halland und im W. an das Skagerrak und Kattegat. Bei einer Länge von 179 km und einer Breite von höchstens 43 km umfaßt es 5101,3 qkm (92,6 QM.) mit (1885) 274,604 Einw. Davon entfallen 940 qkm auf die zahllosen felsigen Küsteninseln, unter denen Hisingen, Oroust und Tjörn die bedeutendsten sind. Viele Fjorde, wie der Åby-, Bro-, Gullmarefjord, schneiden in das Land ein, das nur in seinem nördlichen Teil eine Höhe von 120–180 m erreicht. Von Flüssen sind nur Götaelf und Qvistrumself zu nennen. Nur 18,67 Proz. des Areals sind Ackerland, 3,22 Proz. natürliche Weiden. Die verhältnismäßig dichte Bevölkerung (auch ohne die Hauptstadt 37 auf 1 qkm) lebt von Ackerbau, Forstwirtschaft, Fischerei und Schiffahrt, im O. vornehmlich von Industrie und Handel (s. Gotenburg). Das Län zerfällt in 20 Gerichtsbezirke und hat Gotenburg zur Hauptstadt.

Goth (Gote, althochd. gôta), mundartlich s. v. w. weiblicher Taufzeuge, auch der Täufling selbst.

Wappen von Gotha.

Gotha, Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums, das seit 1826 mit Koburg zu dem Herzogtum Sachsen-Koburg-Gotha vereinigt ist, abwechselnd mit Koburg Residenz des Herzogs, 308 m ü. M., in freundlicher Lage am Leinekanal, Knotenpunkt der Linien Kassel-Dietendorf, G.-Leinefelde und G.-Ohrdruf der Preußischen Staatsbahn, hat meist breite Straßen, freundliche Vorstädte mit Villen und schönen Gärten und hübsche Anlagen. Unter den 5 Kirchen, worunter sich eine katholische befindet, verdienen nur die Margareten- und Augustinerkirche Beachtung. Das vornehmste Bauwerk der Stadt ist das auf dem 332 m hohen Schloßberg liegende, weithin sichtbare Schloß Friedenstein. Es ward seit 1648 an Stelle des zerstörten Schlosses Grimmenstein (s. unten) erbaut, besteht aus einem mächtigen Viereck mit Seitenflügeln und dicken, 45 m hohen Ecktürmen, dient gegenwärtig zum Sitz mehrerer Landesbehörden, zur Aufbewahrung einer Bibliothek von 200,000 Bänden (darunter seltene Litteraturschätze und 3000 Manuskripte) und einer sehr bedeutenden Münzsammlung. Nach W., S. und O. hin wird der Friedenstein von einem herrlichen Park umrahmt. In demselben, der Südseite des Schlosses gegenüber, das

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 7. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 541. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b7_s0541.jpg&oldid=- (Version vom 30.4.2021)