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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

und den Ufern des Flusses, im ganzen 179 qkm (3,2 QM.) mit (1881) 14,150 Einw., meist Mohammedanern; unter den 2100 Christen (1600 Protestanten, 500 Katholiken) sind nur wenige Europäer, da das Klima äußerst ungesund ist. Die Einwohner beschäftigen sich mit der Kultur von Erdnüssen, Mais und Reis. Die Frauen spinnen die selbstgewonnene Baumwolle, die Männer weben Streifen (Bandycloths genannt), welche sie zu fast unverwüstlichen Kleidungsstücken (Pagns) zusammennähen. Diese Pagns dienen auch als Tauschmittel. Die Ausfuhr (1883: 208,000 Pfd. Sterl.) besteht in Erdnüssen, Häuten, Palmkernen, Wachs; die Einfuhr (218,000 Pfd. Sterl.) in Reis, Baumwollstoffen, Spirituosen, Tabak, Zucker, Kolanüssen, außerdem Münzen, vornehmlich Fünffrankstücken, im Handel Dollars genannt. Der Handel befindet sich vornehmlich in den Händen französischer Häuser; der Schiffsverkehr betrug 1883: 161,000 Ton. Die Einnahmen der Kolonie betrugen 29,000, die Ausgaben 24,000 Pfd. Sterl.; eine Schuld existiert nicht. Hauptstadt ist Bathurst; sonstige Handelskontore sind: Bar Point, Albreda (früher französisch), Fort St. James und Georgetown auf der Insel Mac Carthy. S. Karte „Guinea“.

Gambierinseln, s. Mangarewa.

Gambir, s. Katechu.

Gambirstrauch, s. Uncaria.

Gambit, beim Schachspiel eine Spieleröffnung, wobei vom Anziehenden in den ersten Zügen eine Figur scheinbar ohne Ersatz preisgegeben wird. Das G. ist ein angenommenes, wenn die Figur (der Gambitbauer) geschlagen wird, ein abgelehntes, wenn sie nicht geschlagen wird. Gibt der Nachziehende ein G., so wird das „G. in der Rückhand“ genannt. Man wendet das G. vorzüglich an, um das Zentrum des Gegners zu sprengen und den eignen Figuren einen Weg zu bahnen.

Gambohanf (Bombayhanf [zum Teil], Brown hemp, Fibre of the roselle, Jute von Madras, indischer Hanf [zum Teil], Ambaree fibre, Dekhani hemp, Palungu), die Bastfaser von Hibiscus cannabinus L., kommt in sehr mangelhafter Zubereitung auf den Markt, so daß die Handelsware zum Teil aus überaus feinen, zum Teil aber auch aus groben Fasern besteht. Er ist weißlich mit einem Stich ins Graugelbe, wenig glänzend; die Fasern sind 0,1–0,9 m lang, die gröbern 0,04–0,15 mm stark; die feinsten sind sehr wenig verholzt und daher so weich und geschmeidig, daß sie mehr dem Flachs und den bessern Hanfsorten als der Jute, welcher sie bisweilen beigemengt werden, zu vergleichen sind. Die Festigkeit ist gering, würde aber bei besserer Bereitung wohl erheblich gewinnen.

Gambrīnus, der Sagenzeit angehörender flandrischer König, angeblicher Erfinder des Biers.

Gameliōn (griech., „Hochzeitsmonat“), der siebente Monat im attischen Kalender, die zweite Hälfte unsers Januars und die erste des Februars umfassend, so genannt, weil in ihm die meisten Ehen geschlossen wurden.

Gamin (franz., spr. -mä́ng), sonst s. v. w. Lehrjunge, Bursche der Maurer etc.; jetzt speziell der Pariser Gassenjunge, bekannt durch Bayards Lustspiel „Le gamin de Paris“ („Der Pariser Taugenichts“).

Gamla (schwed.), alt, ein Wort, das häufig in geographischen Benennungen vorkommt.

Gamlakarleby (Altkarleby), Hafenstadt im finn. Gouvernement Wasa, am Bottnischen Meerbusen, mit Handel in Holzwaren und Teer und (1880) 2170 Einw. G. ist Sitz eines deutschen Konsulats.

Gamla Upsala, altes Dorf, s. Upsala.

Gamma, der dritte Buchstabe des griech. Alphabets (Γ, γ), entsprechend dem „G“. – In der Musik war G. früher der Name des unserm (großen) G entsprechenden Tons. Da bis zum 14. Jahrh. dieser Ton nach der Tiefe die Grenze blieb, so ist es begreiflich, daß nach ihm die Tontreppe, die Reihe der Töne vom tiefsten zum höchsten, benannt wurde und in Frankreich „gamme“ heute „Tonleiter“ bedeutet. Auch die Skala eines Blasinstruments mit Angabe der Griffe, welche die einzelnen Töne hervorbringen, heißt Gamme (Applikaturtafel). Das Γ gehörte unter die Schlüsseltöne (Claves signatae) und erscheint in alten Notierungen in Gesellschaft des F-Schlüssels:
Der Solmisationsname des Γ ist G. ut (s. Solmisation).

Gamma, Schmetterling, s. Eulen, S. 908.

Gammarus, Flohkrebs.

Gamme (franz., spr. gamm), s. Gamma.

Gamme, die Zelthütte der Lappländer.

Gammelsdorf, Dorf im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Freising, mit (1885) 461 Einw. Dabei das „Streitfeld“ mit einem Denkmal (seit 1842) zur Erinnerung an den Sieg Ludwigs des Bayern über Friedrich den Schönen von Österreich 9. Nov. 1313.

Gammertingen, Stadt und Oberamtssitz im preuß. Fürstentum Hohenzollern, 673 m ü. M., an der Lauchert, mit Amtsgericht, Schloß, stattlicher Kirche, Pappdeckelfabrik, Woll- und Wergspinnerei und (1885) 1154 meist kath. Einwohnern.

Gammon (Back-Gammon), ein dem Puff verwandtes Brettspiel mit Steinen und Würfeln, in England noch sehr beliebt.

Gamologie (griech.), Lehre von der Ehe; Gamonomie, Lehre von den Ehegesetzen und Ehegebräuchen.

Gamonal, Ort in der span. Provinz Burgos (Altkastilien), unfern der Stadt Burgos, mit 400 Einw., bekannt durch den am 10. Nov. 1808 hier erfochtenen Sieg der Franzosen unter Soult über die Spanier unter dem Marquis v. Belveder.

Gamopetalen, s. Monopetalen.

Gampsonyx, s. Ringelkrebse.

Gamskarkogel, Berggipfel der Hohen Tauern, 2413 m hoch, wird von Gastein aus oft bestiegen.

Gamucci (spr. -muttschi), Baldassare, Komponist und Musikschriftsteller, geb. 14. Dez. 1822 zu Florenz, erhielt seine Ausbildung im Klavierspiel und in der Komposition durch Fortini und Picchianti, gründete 1849 den Gesangverein „Del Carmine“ und wurde später mit der Leitung der Chorschule des königlichen Musikinstituts betraut, der er noch gegenwärtig vorsteht. Als Komponist hat er sich durch zahlreiche gediegene Kirchenwerke ausgezeichnet, als Schriftsteller sowohl durch namhafte Beiträge für die Musikzeitung „Boccherini“ (daraus separat erschienen: „Perchè i Greci antichi non progredirono nel’ armonia“ 1881) als auch durch selbständige Arbeiten, wie „Luigi Cherubini“ (Flor. 1869) und eine Elementarmusiklehre: „Rudimenti di lettura musicale“.

Gan (spr. gāng), Ort im franz. Departement Niederpyrenäen, Arrondissement Pau, am Nées und an der Südbahn, mit einst renommierten Mineralquellen, Stein-, Gips- u. Marmorbrüchen und (1876) 896 Einw.

Ganache (franz., spr. -ásch), s. Ganaschen; im übertragenen Sinn spöttisch s. v. w. Dummkopf.

Ganaschen, beim Pferde die breiten Seitenteile der untern Kinnbacken. Sie heißen grobe G., wenn die Knochentafeln sehr dick sind, und enge G., wenn beide Kinnbacken zu nahe zusammenstehen, um beim

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 888. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0888.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2022)