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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

vollständig zu metallischem Silber reduziert ist. Handelt es sich um Abformung von Gegenständen mit einwärts sich erweiternden Vertiefungen, so müssen die Formen aus einem leicht wegzuschaffenden (also etwa leicht schmelzbaren) Material oder aus einer elastischen Substanz (Gemisch von Guttapercha mit Schweineschmalz und Harz, von Kautschuk mit Guttapercha, von Leim mit Glycerin oder Zucker) bestehen.

Als Erreger des elektrischen Stroms benutzte man bis vor kurzem in der G. verschiedene galvanische Elemente, unter andern sehr häufig die Smeesche und Meidingersche Batterie, welche sich durch große Gleichmäßigkeit ihrer Ströme auszeichnen, und die Bunsensche Batterie. In neuerer Zeit sind die galvanischen Elemente so gut wie vollständig durch dynamoelektrische Maschinen verdrängt worden, welche eine konstantere und viel billigere Elektrizitätsquelle bilden als die Elemente. Die G. hat gleichmäßig in der Herstellung massiver Metallniederschläge wie in dem Überziehen minderwertiger Metalle mit kostbarern oder für bestimmte Zwecke geeigneten (s. Verkupfern, Vergolden, Vernickeln, Versilbern, Verstählen etc.) große Triumphe gefeiert; es ist gelungen, auch Legierungen (Messing, Rotgold, Grüngold) galvanoplastisch aus gemischten Salzlösungen zu fällen, und für die Kunstindustrie ist ein Verfahren wichtig geworden, durch welches man Ornamente auf Metall nach Art des Niello oder der tauschierten Arbeiten galvanoplastisch herstellen kann. Man ätzt die Zeichnung durch starke Einwirkung einer Säure tief in das Metall ein und läßt dann diese Vertiefungen galvanoplastisch sich mit Silber oder Gold füllen. Nach Entfernung des Schutzfirnisses wird die Oberfläche glatt geschliffen, teilweise bronziert etc. Die Zeichnungen erscheinen in scharfen Konturen und liegen in gleicher Ebene mit dem übrigen Körper (galvanoplastisches Niello, Bronzes incrustés). In der Gold- und Silberindustrie finden auch massive galvanische Niederschläge in Silber Anwendung, und man erhält z. B. ziselierte Stücke sofort ohne weitere Nacharbeit fertig massiv in Silber durch Niederschlag.

Geschichtliches. Auf die Erfindung der G. wurden fast gleichzeitig Jacobi in Dorpat und Spencer in Liverpool durch zufällige Beobachtungen beim Gebrauch galvanischer Apparate geführt, ersterer im Februar, letzterer im September 1837. Jacobi sah, daß das in einer Daniellschen Batterie am Kupferpol in zusammenhängender Form ausgeschiedene Kupfer mit überraschender Genauigkeit die Oberflächenbeschaffenheit des Pols kopierte, und gründete darauf ein Verfahren zur Abformung der verschiedensten Gegenstände. Er legte seine Entdeckung 1838 der Petersburger Akademie vor und wurde durch den Kaiser Nikolaus in den Stand gesetzt, 1840 die neue Kunst zum Gemeingut aller Welt zu machen. Spencer hatte 1840 gleichfalls schon gute Resultate erzielt. Auf Jacobis Veröffentlichungen gestützt, fand die G. schnell zahlreiche Bearbeiter, welche sie weiterbildeten und ihren Anwendungskreis erweiterten: de la Rive in Genf führte 1840 zuerst die galvanische Vergoldung und Versilberung praktisch aus, Böttger stellte 1846 galvanische Eisenniederschläge dar, und Jacquin lehrte 1859 die sogen. Verstählung der Kupferstichplatten. Klein in Petersburg hat in der neuesten Zeit besonders die Eisengalvanoplastik ungemein vervollkommt, während Christofle in Paris die brillantesten Resultate in der Vergoldung, Versilberung und anderweitigen Schmückung der Metallarbeiten erreichte. Kreß in Frankfurt a. M. stellte die 3,3 m hohe Figur des Gutenberg-Denkmals in Frankfurt galvanoplastisch her. Hauptsitze der seit etwa 1844 als Industrie ausgebildeten G. sind gegenwärtig Paris (Christofle), Birmingham (Elkington und Mason), Berlin, Wien, Köln, Frankfurt a. M. (v. Kreß), Hannover etc. Das in Europa und Amerika jährlich in der G. verbrauchte Silber wird auf 125,000 kg geschätzt. Vgl. Jacobi, Die G. (Petersb. 1840); Smee, Elemente der Elektrometallurgie (a. d. Engl., Leipz. 1851); Martin, Repertorium der G. und Galvanostegie (Wien 1856, 2 Bde.); Napier, Manual of electrometallurgy (5. Aufl., Lond. 1875); Kaselowsky, Handbuch der G. (3. Aufl., Stuttg. 1882); Gore, The art of electrometallurgy (Lond. 1877); Weiß, Die G. (2. Aufl., Wien 1882); v. Kreß, Die G. für industrielle und künstlerische Zwecke (Frankf. 1867); Seelhorst, Katechismus der G. (Leipz. 1879); Pfanhauser, Das Galvanisieren der Metalle (2. Aufl., Wien 1881); Japing, Die Elektrolyse, G. und Reinmetallgewinnung (das. 1883); Binder, Handbuch der G. (Weim. 1883); Schaschl, Die Galvanostegie (Wien 1886).

Galvanopunktur, s. v. w. Elektropunktur, s. Akupunktur.

Galvanostegie, s. Galvanoplastik.

Galvanotechnik, auf Anwendung des galvanischen Stroms beruhende Technik, s. Elektrotechnik.

Galvanotypie, ein der Galvanoglyphie (s. d.) sehr ähnliches Verfahren zur Herstellung von Stempeln etc. in Stahl vermittelst Ätzung; im weitern Sinn die Herstellung galvanischer Platten von Schriftsatz etc.

Galveston (spr. gä́llwĕst’n), die wichtigste Seestadt des nordamerikan. Freistaats Texas, am nordöstlichen Ende der langgestreckten und unfruchtbaren, nahe der Küste des Staats befindlichen Insel G., am schmalen Eingang in die Bai von G. gelegen. G. hat gerade, breite Straßen, bequeme Hafendämme, eine kath. Universität (seit 1854), eine medizinische Schule, kath. Kathedrale, mehrere Klöster, ein Theater und (1880) 22,248 Einw. Eisenbahnen verbinden die Stadt mit dem Innern und eine Dampferlinie mit New Orleans. G. besitzt Eisengießereien, Maschinenbauanstalten und Schiffswerften. Sein Hafen ist Schiffen von 4,6 m Tiefgang zugänglich. Es liefen in denselben 1885: 170 Seeschiffe von 118,111 Ton. Gehalt ein. Die Ausfuhr schätzte man 1884–85 auf 12,678,433 (davon 77 Proz. Baumwolle, 3 Proz. Ölkuchen), die Einfuhr (zu 82 Proz. Kaffee, ferner Eisenreifen, Salz, Zement etc.) auf 1,157,370 Doll. G. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Wo G. jetzt liegt, hatte der berüchtigte Seeräuber Lafitte eine Niederlassung, die 1821 vom Leutnant Kearney zerstört wurde. Die Stadt wurde 1837 gegründet.

Galvez (spr. -wēds), span. Dichter, s. Montalvo.

Galway (spr. gahlŭeh), 1) Grafschaft in der irischen Provinz Connaught, auf der Westküste zwischen der Galwaybai und Clewbai, hat einen Flächenraum von 6352 qkm (115,4 QM.) mit 1841: 414,684, 1881 aber nur 242,005 Einw., worunter bloß 7917 Nichtkatholiken. Der Corribsee scheidet die Grafschaft in einen östlichen und westlichen Teil. Der letztere ist ein wildes Gebirgsland, reich an schönen Landschaftsszenerien und Mineralschätzen (Blei, Kupfer, Eisen etc.) wie an guten Häfen, die an den zahlreichen Buchten und Baien der Küste liegen. Der größere Teil dieses Landstrichs besteht aus den Landschaften Connemara (s. d.) und Joyce’s Land, welche in den Twelve Pins zu einer Höhe von 730 m ansteigen. Der östliche Teil dagegen ist im ganzen eben, fruchtbar und gut angebaut. Unter den Flüssen sind die bedeutendern: der Shannon, welcher mit dem Suck die Ostgrenze bildet, und der in den Lough Corrib fallende Clare. Von

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 884. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0884.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2021)