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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6

Lübeck“ (das. 1883) u. a. – Sein Sohn Karl Theodor, geb. 8. Jan. 1855 zu Lübeck, seit 1880 Beamter der königlichen Bibliothek, später des Kultusministeriums in Berlin, machte sich durch mehrere litterargeschichtliche Arbeiten, wie: „Gabriel Rollenhagen“ (Leipz. 1881), „Johann Rist als niederdeutscher Dramatiker“ (das. 1882), „Das niederdeutsche Schauspiel“ (Berl. 1884, 2 Bde.), und einige plattdeutsche Dichtungen („Julklapp“, Hamb. 1879; „Eine Komödie“, Schwank, 2. Aufl., Berl. 1881) bekannt. Neuerdings veröffentlichte er: „Fritz Reuter-Reliquien“ (Wism. 1885) und „Emanuel Geibels Denkwürdigkeiten“ (Leipz. 1885).

Gadhelisch, s. v. w. Gälisch (s. d.).

Gaditanos (span.), die Bewohner von Cadiz.

Gadjatsch, Kreisstadt im russ. Gouvernement Poltawa, am Psiol, besteht fast nur aus Holzhäusern, hat 4 Kirchen, Talgsiedereien, eine Lichtefabrik und (1881) 9253 Einw. (viele Juden).

Gadmenthal, ein Hochgebirgstal des schweizer. Kantons Bern, führt zu dem zwischen Titlis- und Dammagruppe eingesenkten Sustenpaß (2262 m) und über diesen in das Urner Mayenthal. In den Hintergrund senken sich die von den Thierbergen herabsteigenden Eisströme des Stein- und Steinlimmigletschers; die aus ihnen fortrauschende Gadmer Aa (auch Gadmer Aare, Gadmenwasser oder Rüsch genannt) verstärkt sich durch das von der Rechten hervorbrechende Wendenwasser, den Abfluß des zum Titlis gehörigen Wendengletschers. Hauptort des Thals ist Gadmen oder Am Bühl (759 Einw.), am Fuß der langen, steilen Gebirgsmauer der Gadmerflühe. Wo das Triftwasser, der Abfluß des zur Dammagruppe gehörigen Triftgletschers, schäumend aus seiner Schlucht herausbricht, beginnt der Name Nessenthal und damit die ins Hasli sich öffnende untere Thalstufe, in welche das Seitenthal des Engstlenbachs, das vom Engelberger Joch herabsteigende Gentelthal, durch eine grausige Schlucht einmündet.

Gadolin, Johan, Chemiker, geb. 5. Juni 1760 zu Åbo, ward 1785 Professor der Chemie an der Universität daselbst. Er schrieb außer zahlreichen Abhandlungen: „Systema fossilium, analysibus chemicis examinatorum“ (Berl. 1825). Seit 1822 emeritiert, starb er 15. Aug. 1852 in Wirmo bei Abo. Ein Mineral, Gadolinit, ist nach ihm benannt.

Gadolinít, Mineral aus der Ordnung der Silikate (Turmalingruppe), findet sich in rhombischen (oder monoklinischen), kurz säulenförmigen Kristallen, meist nur derb und eingesprengt, schwarz mit Glasglanz, kantendurchscheinend bis undurchsichtig, Härte 6,5–7, spez. Gew. 4–4,3, ist nach der Formel R3SiO5 zusammengesetzt, wobei R Yttrium, Beryllium, Cerium, Eisen bedeutet. G. findet sich in den grobkörnigen Ganggraniten Schwedens (Ytterby bei Stockholm, Finbo und Broddbo bei Falun, Taberg) und Südnorwegens (Hitterö), auch auf Bornholm, im Riesengrund bei Schreiberhau, im Radauthal am Harz und in den erratischen Blöcken Norddeutschlands.

Gador (Sierra de G.), Gebirgszug in der span. Provinz Almeria, der bis 2325 m Höhe ansteigt und sehr reich an Blei und Marmor ist.

Gadshill, Anhöhen in der engl. Grafschaft Kent, im NW. von Rochester, bekannt durch eine Szene in „Heinrich IV.“ von Shakespeare.

Gadus, Schellfisch.

Gaesbeeck, Adriaan van, holländ. Maler, geboren zu Leiden, wurde 1649 in die Malergilde daselbst aufgenommen, starb aber bereits 1650. Seine sehr seltenen Sittenbilder (eine Näherin, im Berliner Museum) sind im Charakter des Gerard Dou gehalten.

Gaëta, Fischerfahrzeug der Adria, teilweise gedeckt, mit lateinischem Segel und zuweilen statt des Klüvers mit einem zweiten lateinischen Segel, von 2–3 Ton. Gehalt, trägt einen Leuchtkorb von Eisenstäben (Graticola), der als Leuchter beim Sardellenfang dient.

Gaëta, Kreisstadt in der ital. Provinz Caserta, am gleichnamigen Golf des Tyrrhenischen Meers, auf einer 280 m breiten, von drei Seiten vom Meer umgebenen Landzunge reizend gelegen, eine der stärksten Festungen Europas, gegen die Landseite und das Meer durch ein Kastell, Vorwerke und Batterien wohlgeschützt. Im Kastell sind der Connetable Karl von Bourbon (gest. 1527) und der Prinz Ludwig von Hessen-Philippsthal, der Verteidiger von G. gegen die Franzosen (1806), begraben. Auf der höchsten Spitze steht der Rolandsturm (Torre d’Orlando, nach der Inschrift das Grabmal des L. Munatius Plancus, des Stifters von Lyon). An der Ostseite ist der große, schöne Hafen, angeblich von Antoninus Pius angelegt, ehemals ein bedeutender Handelshafen, jetzt nur der Küstenschiffahrt und Fischerei dienend (1884 liefen hier 734 Handelsschiffe mit 20,620 Ton. ein und ebensoviel aus). Unter den zehn Kirchen zeichnen sich aus: die Kathedrale mit einem Gemälde von P. Veronese und der Standarte, welche Pius V. dem Sieger von Lepanto, Don Juan d’Austria, schenkte, sowie einem originellen, in vier Stockwerken aufsteigenden Turm, dann die Kirche Santa Trinità vor der Stadt. G. zählt mit dem Borgo (1881) 16,848 Einw., ist Sitz eines Erzbischofs, eines Festungskommandos und Hauptzollamts und hat ein Seminar, Spital, schöne Villen und Orangengärten. In der Nähe liegt Formia (s. d.), früher Molo di G. – G., eine der ältesten Städte Italiens, erhielt nach der Sage (vgl. Vergil, Än. VII, 1) von Cajeta, der hier begrabenen Amme des Äneas, den Namen Cajeta. Die an sich unbedeutende Stadt war wegen ihres guten Hafens sehr besucht und diente fortwährend vielen vornehmen Römern, zumal in der heißen Jahreszeit, zum Aufenthaltsort. Nach dem Untergang des weströmischen Reichs bildete G. eine Zeitlang eine unter den byzantinischen Kaisern stehende und von dem Prätor von Sizilien (der seinen Sitz in G. hatte) mit verwaltete eigne Republik. In der Folge kam es unter die Oberhoheit des Papstes und wurde von Papst Johann VIII. als Lehen an Pandulf, Grafen von Capua, vergeben. Doch entstand bald in G. ein unabhängiges Herzogtum, dessen Herzöge von der Bürgerschaft gewählt wurden und sich der Angriffe seitens des Papstes und der Fürsten von Capua durch ein Bündnis mit den Sarazenen zu erwehren wußten. Von Roger II., König von Neapel und Sizilien, 1127 in Besitz genommen, gehörte G. von da an zu dem sizilischen Königreich und diente gewöhnlich apanagierten Prinzen aus dem normännischen Königshaus zur Residenz. 1435 wurde es vom König Alfons V. von Aragonien erobert. Dieser befestigte die Stadt durch Anlegung mehrerer Werke, besonders der Citadelle, noch mehr. Wie schon in früherer Zeit, so erfuhr G. auch in der neuern mehrere denkwürdige Belagerungen. Am 30. Sept. 1707 wurde es von den Österreichern unter General Daun nach dreimonatlicher Belagerung mit Sturm genommen; 1734 ergab sich die Besatzung, nachdem sie sich vom Anfang April bis zum 6. Aug. verteidigt hatte, den vereinigten Truppen Frankreichs, Spaniens und Sardiniens unter Anführung des nachmaligen Königs Karl von Neapel auf ehrenvolle Bedingungen. Seitdem noch mehr befestigt, ward es im Mai 1799 von den Franzosen und Republikanern

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 6. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 825. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b6_s0825.jpg&oldid=- (Version vom 4.7.2021)