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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

(Berl. 1855); Croll, On the physical cause of the change of climate during geological epochs (Lond. 1864); Sartorius v. Waltershausen, Untersuchungen über die Klimate der Gegenwart und Vorwelt (Haarl. 1865); Hellwald, E. der Alpen (Wien 1867); Braun, Die E. der Erde (Berl. 1870); Gümbel, Über Gletschererscheinungen im Etsch- und Innthal (Münch. 1872); Geikie, The great ice-age and its relation to the antiquity of man (2. Aufl., Lond. 1877); Kinkelin, Über die E. (Lindau 1876); Rütimeyer, Über Pliocän und Eisperiode (Basel 1875); Völker, Eine auf physische und mathematische Gesetze begründete Erklärung der Ursache der E. (St. Gallen 1877); Pilar, Ein Beitrag zur Frage über die Ursache der Eiszeiten (Agram 1878); Kjerulf, Die E. (Berl. 1878); Partsch, Die Gletscher der Vorzeit in den Karpathen und Mittelgebirgen Deutschlands (Bresl. 1882); Penck, Die Vergletscherung der deutschen Alpen (Leipz. 1882); Derselbe, Die E. in den Pyrenäen (das. 1885). Vgl. ferner Diluvium und Gletscher.

Eiszeit, s. v. w. Steinzeit (s. d.).

Eitelberger von Edelberg, Rudolf, Kunstgelehrter, geb. 14. April 1817 zu Olmütz, studierte daselbst und in Wien, wurde 1847 Dozent für Kunstgeschichte an der Wiener Universität, an welcher er das Studium der Kunstwissenschaft begründete, und ward 1852 zum außerordentlichen, 1863 zum ordentlichen Professor dieses Faches ernannt. Bis 1864 fungierte E. auch als Mitglied der kaiserlichen Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale. Das Hauptverdienst Eitelbergers beruht in der Gründung und Leitung des seit 1864 in Wien nach Vorbild des Kensington-Museums bestehenden und mit einer Kunstgewerbeschule verbundenen Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, dessen wohlthätige Einflüsse auf das Kunstgewerbe des Landes insbesondere die Wiener Weltausstellung 1873 ans Licht gestellt hat. Auch nahm er an der Reform des Zeichenunterrichts einen hervorragenden Anteil und war, 1871 zum Hofrat ernannt, als Beirat für Kunstangelegenheiten im Unterrichtsministerium thätig. Er starb 18. April 1885 in Wien. Als Kunstschriftsteller lieferte E. mehrere gediegene Arbeiten, unter denen wir nennen: die von Heider, E. und Hieser publizierten „Mittelalterlichen Kunstdenkmale des österreichischen Kaiserstaats“ (Stuttg. 1858–60, 2 Bde.), zahlreiche anläßlich mehrerer Reisen in Dalmatien, Istrien, der Lombardei und Ungarn verfaßte Arbeiten in den „Jahrbüchern und Mitteilungen der Zentralkommission“, eine Reihe von einzeln erschienenen Vorträgen und Aufsätzen in Zeitschriften, die zum Teil als „Gesammelte kunsthistorische Schriften“ (Wien 1879–84, 4 Bde.) wieder abgedruckt wurden. Auch leitete er die Herausgabe der „Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance“ (Wien 1872 ff.).

Eitelkeit, dasjenige Selbstgefühl, welches aus dem wirklichen Besitz vermeintlicher, wie der Stolz (s. d.) ein solches, das aus dem vermeintlichen Besitz wirklicher Güter entspringt. Dieselbe kann, da das von ihr für wertvoll Gehaltene (Schönheit, Glücksgüter etc.) wertlos ist, niemals, der Stolz, insofern das von ihm vermeintlich Besessene (Wissen, Charakter) wirklich wertvoll und nur dessen Meinung, er besitze es, irrig ist, in diesem Fall edel genannt werden.

Eiter (Pus) und Eiterung (Suppuratio). Der sogen. gesunde E. stellt im reinen und frischen Zustand eine gelbliche, geruchlose oder schwach süßlich riechende Flüssigkeit von schwach alkalischer Reaktion dar, welche gewöhnlich eine rahmähnliche Konsistenz hat, unter Umständen aber auch dünnflüssig, wasserähnlich oder umgekehrt breiartig eingedickt erscheint. Das spezifische Gewicht des gesunden, rahmartigen Eiters ist 1,03. Läßt man größere Mengen von E. in einem tiefen Gefäß stehen, so scheidet er sich in zwei Schichten: die obere (Eiterserum) ist wasserhell, fast farblos, dünnflüssig, die untere dagegen gelb gefärbt, opak, zähflüssig und besteht aus den sogen. Eiterkörperchen. Das Eiterserum ist identisch mit dem Blutserum. Die Eiterkörperchen sind kleine, nur mit Hilfe des Mikroskops wahrnehmbare Zellen, welche in allen ihren Eigenschaften mit den farblosen Blutkörperchen (s. Blut) übereinstimmen und in ganz frischem E. wie die Blutkörperchen amöbenartige, mit dem Mikroskop erkennbare Bewegungen ausführen. Bisweilen ist der E. nicht gelb gefärbt, sondern er hat eine rötliche, bläuliche oder grüne Farbe. Die rote Farbe rührt von der Beimengung roter Blutkörper, die orangerote Farbe davon her, daß in den Eiterzellen mikroskopische Kristalle von Hämatoidin (verändertem Blutfarbstoff) enthalten sind. Die blaue und grüne Farbe des Eiters scheint verursacht zu werden durch Vibrionen, welche sich namentlich auf dem Verbandzeug massenhaft entwickeln und dieses blau färben. Alle diese Färbungen jedoch haben durchaus keine praktische Bedeutung, und man darf sich dadurch nicht in Besorgnis versetzen lassen. Von alters her hat man den E. als ein Exsudat, als eine Ausschwitzung angesehen, welche infolge der Entzündung aus den Blutgefäßen des erkrankten Teils hervortrete; erst Cohnheim wies 1868 unzweifelhaft nach, daß die Eiterzellen nichts andres sind als farblose Blutkörper, welche durch die Wände der Blutgefäße, namentlich der kleinsten Venen und der Haargefäße, herausgetreten sind. Dieser Vorgang der Auswanderung der farblosen Blutkörper, welche nun als Eiterzellen in den Geweben sich ansammeln, läßt sich am lebenden Tier mit Hilfe des Mikroskops direkt verfolgen. Eiterung entsteht nach heftigen chemischen oder mechanischen Reizungen, sehr oft sind Bakterien als Ursache anzusehen.

Der E. wird entweder von Wundflächen abgesondert, die frei am Tag liegen, oder von solchen, die inmitten eines Organs eine Höhle (Absceß) bilden, oder er steckt in den Maschen des Gewebes als diffuse eiterige Infiltration (Phlegmone). Es bleibt nur die Frage offen, ob es andre Entstehungsweisen des Eiters gibt. Vorläufig scheint es, als ob diese Frage bejaht werden müßte. Wenn der E. nicht alsbald nach seiner Entstehung auf natürlichem oder künstlichem Weg (durch Eröffnung mit dem Messer etc.) aus dem Körper entfernt wird, so gehen weitere Veränderungen mit demselben vor. Im günstigsten Fall erfolgt die Resorption, welche durch Umwandlung der Zellen in feinste Fetttröpfchen erfolgt. In andern Fällen wird der E. durch Resorption des Serums eingedickt, während die Eiterkörperchen zurückbleiben, zu einer feinkörnigen Masse zerfallen und eine dicke, trockne oder schmierige, käseähnliche Substanz von graugelber Farbe darstellen. Man nennt dies die Verkäsung, weniger passend auch wohl die Tuberkulisierung des Eiters. Solche verkäste Eitermassen werden nicht selten durch nachträgliche Ablagerung von Kalksalzen in denselben zu steinähnlichen Konkrementen umgewandelt. Der am meisten gefürchtete Vorgang ist die Verjauchung oder die Fäulnis des Eiters. Sie kommt sowohl im Innern als auf der Oberfläche des Körpers vor und besteht darin, daß der E. durch Vermittelung von Fäulnispilzen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 490. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0490.jpg&oldid=- (Version vom 20.1.2023)