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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

Eisensäuerlinge, s. Mineralwässer.

Eisenschnitt, die im 16. und 17. Jahrh. übliche Bearbeitung des Eisens mit Meißeln, Feilen und ähnlichen Instrumenten. Waffenschmiede schnitten einzelne Teile der Rüstung, Schwert- und Dolchgriffe, andre Schmiede Schlösser, Beschläge, Schlüsselschilde, Figuren, Medaillen u. dgl. in Eisen.

Eisenschüssig, von Eisenoxyd oder Eisenhydroxyd durchdrungen, z. B. eisenschüssiger Thon, Sand etc. Solche eisenschüssige Substanzen sind stets gelb, braun oder rot gefärbt.

Eisenschwarz, Bronzefarbe für Gipsfiguren, die denselben das Ansehen von blankem, grauem Gußeisen gibt, besteht aus fein zerteiltem Antimon und wird erhalten, wenn man metallisches Zink in eine Lösung von Chlorantimon oder einer andern Antimonverbindung legt. Das gefällte metallische Antimon muß gut ausgewaschen und getrocknet werden; auch s. v. w. Graphit, insofern derselbe zum Schwärzen gußeiserner Waren dient.

Eisensesquichlorid, s. v. w. Eisenchlorid.

Eisensesquioxyd, s. v. w. Eisenoxyd.

Eisensinter (Arsenikeisensinter, Pittizit), Mineral aus der Ordnung der Phosphate, ein Zersetzungsprodukt des Arsenikkieses von Freiberg und Schwarzenberg in Sachsen, von nierenförmiger oder stalaktitischer Form, gelber, brauner, olivengrüner bis schwarzer Farbe, ist ein wasserhaltiges Gemenge von schwefelsaurem und arsensaurem Eisenoxyd vom spez. Gew. 2,3–2,5.

Eisensirup, s. Eisenoxydsaccharat.

Eisenspat, s. v. w. Spateisenstein.

Eisenstadt (ungar. Kis-Marton), königl. Freistadt im ungar. Komitat Ödenburg, am Südfuß des Leithagebirges in romantischer, von Weinbergen umgebener Gegend, 1525 dem Fürsten Esterházy als Lehen verliehen, hat eine alte Kirche, 2 Klöster, einen großen Kalvarienberg mit vielbesuchter Wallfahrtskirche, eine Militärunterrealschule und (1881) 2972 Einw. In der Mitte der Stadt erhebt sich das prachtvolle fürstlich Esterházysche Schloß mit Bibliothek, verschiedenen Sammlungen, herrlichem Park, großartigen Gewächshäusern, Wasserkünsten, Tiergarten und Jagdschloß. In der Kirche „am Berge“ befindet sich das Grabdenkmal Haydns (1820 errichtet).

Eisenstein, Ferdinand Gotthold Max, Mathematiker, geb. 16. April 1823 zu Berlin, habilitierte sich 1847 an der Universität zu Breslau und starb 11. Okt. 1852 in Berlin. Er publizierte zahlreiche wertvolle Abhandlungen in „Crelles Journal“ und den „Monatsberichten der Berliner Akademie“, von denen die wichtigsten mit einer Vorrede von Gauß herausgegeben wurden.

Eisensteinmark, Mineral, s. Teratolith.

Eisenstich, ein Versuch, größerer Dauerhaftigkeit wegen in Eisenplatten statt in Kupferplatten zu stechen und zu ätzen, welcher aber wegen der Schwierigkeit der Materialbearbeitung bald unterlassen wurde. Besonders bekannt sind einige Eisenstiche von Dürer, von welchen jedoch klare Abdrücke selten sind. Später trat die Stahlplatte an die Stelle der Eisenplatte.

Eisenstuck, 1) Christian Gottlob, hervorragendes Mitglied der sächsischen Kammer, geb. 3. Okt. 1773 zu Annaberg, studierte seit 1791 die Rechtswissenschaft in Halle und Göttingen, ließ sich 1798 als Rechtskonsulent in Dresden nieder, ward 1817 zu der Kommission behufs der Regulierung der Kriegschulden gezogen und 1820 zum Obersteuerprokurator ernannt. In den Septembertagen 1830 entwarf er für Neustadt-Dresden eine auf zeitgemäße Reformen dringende Petition, ward Vorsteher der Kommunalrepräsentanten und im folgenden Jahr für die Stadt Dresden Mitglied des konstituierenden Landtags, in welcher Stellung er die konstitutionellen Prinzipien warm vertrat. Auch bekleidete er mehrmals die Stelle eines Vizepräsidenten. Im J. 1814 legte er sein Amt als Stadtverordneter nieder, zog sich 1847 vom parlamentarischen Leben zurück und starb 31. Mai 1853.

2) Bernhard, Mitglied der deutschen Nationalversammlung, Neffe des vorigen, geb. 1806 zu Annaberg, trat 1820 als Lehrling in das Fabrikgeschäft von Pflugbeil u. Komp. in Chemnitz und ward später Teilhaber desselben. Ein eifriges Mitglied des Chemnitzer Industrievereins sowie des von ihm mitbegründeten Handwerkervereins, stand er auch längere Zeit dem Stadtverordnetenkollegium vor. Auch an den allgemeinen Vereinigungen deutscher Gewerbtreibenden nahm E. hervorragenden Anteil. Im J. 1848 wohnte er dem Vorparlament bei und ward dann Mitglied der Nationalversammlung, in welcher er der Linken angehörte und als Vorstand des volkswirtschaftlichen Ausschusses und während der letzten Monate der Versammlung als zweiter Vizepräsident thätig war. Im Mai vom Ministerium Gagern als Reichskommissar in die insurgierte Rheinpfalz gesendet, wurde er wegen Überschreitung seines Mandats zurückberufen. Er folgte dem Rumpfparlament nach Stuttgart, verließ dasselbe jedoch noch vor dessen gewaltsamer Auflösung, begab sich nach der Schweiz, später nach Brüssel und wurde Teilhaber an einem Spinnereigeschäft in Floristal an der Dyle. Nach seiner Rückkehr in die Heimat wirkte er als Abgeordneter im sächsischen Landtag und starb als Direktor der Aktienspinnerei zu Wiesenbad 5. April 1871 in Dresden.

Eisenstufe, ein ausgezeichnetes Stück Eisenerz.

Eisensublimat, s. v. w. Eisenchlorid.

Eisensulfurēte (Schwefeleisen), Verbindungen von Eisen mit Schwefel. Einfachschwefeleisen FeS findet sich als Troilit in manchem Meteoreisen und mehrfach in Mischung mit andern Schwefelmetallen; man erhält es künstlich beim Erhitzen von Eisenblechschnitzeln, Nägeln etc. mit Schwefel, beim Eintauchen einer weißglühenden Eisenstange in geschmolzenen Schwefel, beim Mischen von 2 Teilen Schwefel mit 3,5 Teilen Eisenfeilspänen und etwas Wasser, beim Fällen von Eisenoxydulsalzen mit Schwefelammonium, und wenn organische Substanzen bei Gegenwart von Eisenverbindungen und Schwefelsäuresalzen (z. B. Gips) faulen. In der letzten Weise bildet sich das Schwefeleisen in den Gossen und Gruben der Städte und färbt deren Inhalt schwarz. Auch bei Benutzung des Eisenvitriols als Desinfektionsmittel und beim Gebrauch eisenhaltiger Arzneimittel beruht die schwarze Färbung der Exkremente auf Bildung von Schwefeleisen. Das auf trocknem Weg bei hoher Temperatur erhaltene Schwefeleisen ist dicht, gelb, metallisch glänzend oder porös und schwarz, verändert sich nicht an der Luft, gibt mit verdünnter Schwefelsäure schwefelsaures Eisenoxydul und Schwefelwasserstoff und wird zur Bereitung des letztern in der chemischen Analyse und bei der Reinigung der Schwefelsäure benutzt. Das auf nassem Weg erhaltene Schwefeleisen zersetzt sich leicht an der Luft unter Bildung von Eisenoxyd und Schwefel und wird auch von Säuren viel leichter angegriffen. Anderthalbschwefeleisen Fe2S3 findet sich mit Schwefelkupfer als Kupferkies, außerdem in vielen Mineralien, entsteht auch beim Erhitzen von Eisen mit überschüssigem Schwefel bis zur Zersetzung des zuerst gebildeten

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 480. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0480.jpg&oldid=- (Version vom 26.5.2021)