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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5

als Benediktiner-Mönchskloster gegründet und 1238 in ein Nonnenkloster, 1572 in ein adliges Damenstift umgewandelt wurde, und eines Klosteramts (238 qkm oder 4,3 QM.) mit schöner, neuerdings restaurierter Klosterkirche (aus dem 13. Jahrh.).

Döbel, s. Elten.

Döbel, Heinrich Wilhelm, Forst- und Jagdschriftsteller, geb. 1699 im Erzgebirge, wanderte als Jägerbursche drei Jahre lang an deutschen Höfen umher und fand nach manchen Wechselfällen um 1733 eine Anstellung als Oberjäger zu Hubertsburg in Sachsen. Um 1757 soll er Förster zu Falkenberg und Schmeckendorf in Sachsen gewesen sein. Er starb nach 1760 in Warschau oder in Pleß. D. ist ein hervorragender Vertreter des aus dem Jägertum herausgewachsenen „Forsthandwerks“, welches seit 1750 durch empirische Kenntnis der Waldwirtschaft den Boden für eine systematische Forstwirtschaftslehre vorbereitete. Seine „Eröffnete Jägerpraktika“ (1746), eins der ältesten forstwirtschaftlichen Bücher, behandeln manche Gegenstände der Jagdkunde so vortrefflich, daß sie noch jetzt Beachtung verdienen. Die Arbeit des Leit- und Schweißhundes, die Einrichtung der eingestellten Jagden etc. sind musterhaft dargestellt. Die neue vierte Auflage des Buches (von K. F. L. Döbel und Benicken, 1828–29, 4 Tle.) ist völlig umgearbeitet und wenig wertvoll.

Döbeln, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Leipzig, 109 m ü. M., an der Freiberger Mulde, welche die Stadt wie eine Insel rings umschließt, an den Linien Leipzig-D.-Dresden, Riesa-Chemnitz und D.-Oschatz der Sächsischen Staatsbahn (Zentralbahnhof 2,5 km westlich beim Dorf Kleinbauchlitz) reizend gelegen, mit reinlichen, breiten Straßen, hat 2 Kirchen (die uralte, 1479–85 umgebaute Nikolaikirche und die Niedergottesackerkapelle), ein altes, neuerlich restauriertes Rathaus, ein ehemaliges Benediktiner-Nonnenkloster (um 1330 von Staucha hierher verlegt und 1582 eingegangen) und (1880) 11,802 Einw. (122 Katholiken). Die Industrie umfaßt Eisengießereien, Fabriken für Maschinen, Zigarren, lackierte Blechwaren, Leder, Tuch, Fässer, Brückenwagen, Silberwaren, Pianofortes, Drechsler- und Holzwaren, Spritzen, Zucker, ferner Wagen- und Stuhlbau sowie bedeutende Getreidemärkte. D. ist Sitz einer Amtshauptmannschaft und eines Amtsgerichts, hat ein Realgymnasium mit Landwirtschaftsschule, eine Handelsschule, eine landwirtschaftliche Versuchsstation, eine Gasleitung, Wasserleitung und Kanalisation; der Stadtrat besteht aus 9 und das Stadtverordnetenkollegium aus 18 Mitgliedern. – D. (ursprünglich Dobelin) wurde 981 von Otto II. dem Kloster Memleben geschenkt, welches die Herren von D., eine Seitenlinie der Burggrafen von Dohna, damit belehnte. Später wurde es meißnisch und kam zuletzt an das Haus Sachsen. Als Stadt wird es zuerst 1294 erwähnt. In den Jahren 1429 und 1430 wurde D. von den Hussiten fast ganz zerstört; auch im Bruder- und im Dreißigjährigen Krieg litt es viel. Vgl. Hingst, Chronik von D. (Döb. 1872).

Dobenek, Gegner Luthers, s. Cochläus.

Dobĕran, Stadt (seit 1879) im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, Kreis Mecklenburg, berühmter Seebadeort und zeitweise Sommerresidenz des Großherzogs, in anmutiger Gegend, 4 km von der Ostsee und an der Wismar-Rostocker Eisenbahn, ist nicht regelmäßig gebaut, macht aber durch stattliche Gebäude, zahlreiche Villen und schöne Spazierwege einen freundlichen Eindruck. Unter den Gebäuden liegt das großherzogliche Palais am Kamp, einem großen Platz, die Kirche, ein großes gotisches Gebäude in Kreuzform (1232 gegründet, 1350 umgebaut und seit 1842 restauriert), im Englischen Garten. Im Innern derselben befinden sich mehrere Altertümer, einige Reliquien und viele Monumente hier begrabener Fürsten, z. B. der Herzöge Christian Ludwig, Karl Leopold und Friedrich Franz. D. hat (1880) 3905 evang. Einwohner und ist Sitz eines Amtsgerichts. Es hat eine der stärksten Stahlquellen mit einer wohleingerichteten Badeanstalt (Stahlbadehaus) in lieblichen Anlagen; auch ist D. berühmt als Sommerfrische und wird jährlich von mehr als 2000 Kurgästen besucht. Von D. führt eine Eisenbahn nach der 6 km entfernten Seebadeanstalt, welche, etwa 50 Schritt vom Meer, auf dem sogen. Heiligen Damm liegt, einer aus glatten, locker liegenden und eigentümlich gefärbten und gebildeten Kieseln bestehenden, 3–5 m hohen, gegen 30 m breiten und an 4 km langen natürlichen Erhöhung an der Ostsee, welche diese der Sage nach in einer Nacht ausgeworfen haben soll, und die nun als Schutzwehr gegen die Meeresfluten dient. Unmittelbar hinter diesem Damm breitet sich ein herrlicher Buchenwald bis nach D. aus, der nach allen Richtungen hin von wohlgepflegten Wegen durchschnitten wird. Das Seewasser von D., dessen Temperatur im Juli bis September 16–20° C. beträgt, sagt auch schwächern und reizbaren Naturen besonders zu, da hier wegen des im Vergleich mit andern Seebädern geringern Salzgehalts und Wellenschlags die Veränderungen im Zustand des Kranken weniger stürmisch, obwohl ebenso intensiv herbeigeführt werden. – D. wurde 1192 als Cistercienserkloster an der heutigen Stätte erbaut, nachdem das bei dem nahen Althof von Pribislaw II. 1170 gegründete Kloster (an dessen Stelle eine restaurierte Kapelle steht) 1179 von den Slawen zerstört worden war, und mit Mönchen aus dem braunschweigischen Kloster Amelunxborn besetzt. 1552 ward D. säkularisiert und später fürstliches Jagdschloß. Hier wurde 15. Sept. 1675 ein Bündnis zwischen Dänemark und Brandenburg gegen Schweden geschlossen. Der Glanz der Neuzeit beginnt mit 1793, wo das Seebad, das älteste in Deutschland, angelegt wurde. Vgl. Kortüm, Das Doberaner Seebad (Rost. 1858 u. öfter); Compart, Geschichte des Klosters D. (das. 1873).

Döbereiner, Johann Wolfgang, Chemiker, geb. 15. Dez. 1780 zu Bug bei Hof, erlernte die Pharmazie in Münchberg, konditionierte seit 1799 in Karlsruhe und Straßburg und trieb nebenbei Botanik, Mineralogie und Chemie. Nach resultatlosen Versuchen auf technischem Gebiet ging er 1810 als Professor der Chemie, Pharmazie und Technologie nach Jena, wo er zu dem Großherzog Karl August und zu Goethe in Beziehungen trat und 24. März 1849 starb. Er machte in der Chemie vielfache Entdeckungen, von denen besonders das nach ihm benannte Feuerzeug, welches auf Entzündlichkeit des Wasserstoffgases durch Platinschwamm beruht, bekannt geworden ist. Er schrieb: „Zur pneumatischen Chemie“ (Jena 1821–1825, 5 Tle.); „Zur Gärungschemie“ (das. 1822, 2. Aufl. 1844); „Beiträge zur physikalischen Chemie“ (das. 1824–36, 3 Hefte); „Zur Chemie des Platins“ (Stuttg. 1836). Mit seinem Sohn Franz D. gab er heraus: „Deutsches Apothekerbuch“ (Stuttg. 1840–1852, 3 Bde.).

Doblen (lettisch Dobbeln), Kreisort im russ. Gouvernement Kurland, an der Behrse, mit 300 Einw. und den Ruinen eines 1620 von Gustav Adolf eroberten und im 18. Jahrh. zerstörten Schlosses, das, 1263 erbaut, lange die Residenz der Herzöge von Kurland war.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 5. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b5_s0016.jpg&oldid=- (Version vom 3.4.2023)