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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 4

und Unregelmäßigkeiten für eine Eigentümlichkeit derselben zu halten, durch sein Beispiel entgegenwirkte; sonst stand er ganz in der Richtung seiner Zeit. Vgl. Wilson, Memoirs of the life of C. (Lond. 1730), und besonders Macaulay, Comic dramatists of the Restauration (in seinen „Essays“).

2) Sir William, Artillerist und Ingenieur, geb. 20. Mai 1772 zu Woolwich, trat früh in den Militärdienst, führte mehrere Verbesserungen im Schleusen- und Kanalbau ein, war auch bei den neuen Einrichtungen im englischen Heerwesen thätig und wurde deshalb Chef des königlichen Laboratoriums. 1824 trat er an die Spitze der englischen Gesellschaft für Gasbeleuchtung auf dem Kontinent und starb 15. Mai 1828 in Toulouse. Die von ihm 1804 erfundenen Brandraketen (s. Raketen) wurden zuerst 1806 vor Boulogne und 1807 vor Kopenhagen in Anwendung gebracht. Er erfand auch ein Verfahren, in mehreren Farben zugleich zu drucken (s. Buntdruck), und schrieb „Elementary treatise on the mounting of naval ordnance“ (Lond. 1812); „Description of the construction and properties of the hydropneumatical lock“ (das. 1815); „Treatise on the Congreve-rocket system“ (das. 1827; deutsch, Weimar 1829).

3) Richard, engl. Philosoph und Schriftsteller, geb. 4. Sept. 1818 zu Leamington, Grafschaft Warwick, lebt in London als Führer der nicht zahlreichen, aber sehr einflußreichen philosophischen Schule der Positivisten. Seinen Gymnasialunterricht erhielt er unter der Leitung von Thomas Arnold, seine Universitätsstudien machte er in Oxford. Er trat mit Comte (s. d. 1) in persönliche Verbindung und nahm unter dessen Anhängern in England die Stellung des alleinigen Hauptes ein, bis vor kurzem eine neue, unabhängige Gruppe ihm zur Seite trat. Nach einer Ausgabe von Aristoteles’ „Politik“ veröffentlichte er noch im demselben Jahr „The Roman Empire of the West“, nicht bloß ein Geschichtswerk, sondern eine Art von Manifest zu gunsten des wohlwollenden Despotismus und der Herrschaft des Erleuchteten. Ähnlich ist „Elizabeth of England“ (1862). Außerdem schrieb er einen „Catechism of positive religion“ (1858); eine Sammlung kleinerer Schriften sind die „Essays, political, social and religious“ (1874).

Congrevedruck, s. Congreve 2).

Congrevemaschine, s. Schnellpresse.

Congrŭus (lat.), übereinstimmend, passend; Congrui jus, Gespilderecht, besondere Gattung des Näherrechts; de congruo, nach Billigkeit; Congrua, „das Zuständige“, das zum standesmäßigen Unterhalt des Inhabers einer geistlichen Pfründe gesetzlich bestimmte Minimum der Jahresrente desselben.

Con gusto (ital.), mit Geschmack.

Coni, Provinz und Stadt, s. Cuneo.

Coniferīn C16H22O8 findet sich im Safte des in der Bildung begriffenen jungen Holzes der Nadelhölzer und wird erhalten, wenn man zur Zeit der Holzbildung, im Frühjahr und im Anfang des Sommers, frisch gefällte Stämme von Nadelhölzern entrindet, den Kambialsaft durch Abschaben des in der Bildung begriffenen Holzes sammelt, aufkocht, filtriert, verdampft und die ausgeschiedenen unreinen Kristalle reinigt. Es bildet farblose Nadeln mit 2 Molekülen Wasser, ist löslich in Wasser und Alkohol, nicht in Äther, schmeckt schwach bitter, ist geruchlos, verwittert an der Luft, schmilzt bei 185°, wird durch Erhitzen mit verdünnten Säuren in Zucker und Coniferylalkohol C16H12O3 gespalten, färbt sich, mit Phenol und konzentrierter Salzsäure befeuchtet, intensiv blau (darauf beruht diese auch an Fichtenholz zu beobachtende Färbung) und gibt mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure Vanillin, welches vollkommen identisch ist mit dem Körper, dem die Vanilleschoten ihr Aroma verdanken. Man benutzte daher C. anfangs zur Darstellung von Vanillin, welches aber bald mit größerm Vorteil aus anderm Material gewonnen wurde.

Coniglobĭum (lat.), Landkartennetz, womit Kegelformen, als geometrische Figuren gedacht, überzogen werden können.

Coniīn C8H17N, Alkaloid, findet sich im Schierling (Conium maculatum L.), wahrscheinlich an Äpfelsäure gebunden, in allen Teilen der Pflanze, am reichlichsten in den nicht ganz reifen Früchten und wird erhalten, wenn man letztere mit Kalilauge destilliert, das Destillat mit Schwefelsäure neutralisiert, filtriert, verdampft, den Rückstand mit Ätheralkohol auszieht, den Auszug verdampft und das erhaltene schwefelsaure C. mit Kalilauge destilliert. Die Ausbeute beträgt etwa 1 Proz. Es bildet ein farbloses Öl vom spez. Gew. 0,88, riecht stark, widrig, zu Thränen reizend, schmeckt ekelhaft, scharf, tabakartig, löst sich in Wasser, Alkohol und Äther, verflüchtigt sich an der Luft, siedet bei 168°, kann nur bei Abschluß der Luft unzersetzt destilliert werden, färbt sich an der Luft braun, ist brennbar, reagiert stark alkalisch und bildet mit Säuren kristallisierbare, zerfließliche Salze; es ist höchst giftig und wird selten als Arzneimittel, wie Schierling, benutzt.

Conil, Stadt in der span. Provinz Cadiz, an der Küste des Mittelmeers, mit Hafen und (1878) 5556 Einw., welche Thunfisch- und Anschovisfang betreiben.

Con impĕto (ital.), musikal. Vortragsbezeichnung, s. v. w. impetuoso: mit Ungestüm, Heftigkeit.

Coninck, Salomon und Philipp, Maler, s. Koninck.

Coninxloo, Ägidius (Gillis) van, niederländ. Maler, geb. 24. Jan. 1545 zu Antwerpen, lernte wahrscheinlich bei seinem Stiefvater Jan de Hollander und wurde 1570 Meister. Er bereiste Frankreich, hielt sich später in Frankenthal auf und ließ sich endlich in Amsterdam nieder, wo er 1604 noch lebte. Seine Bilder, Landschaften mit reicher Staffage, kommen selten vor; in der Liechtensteinschen Galerie zu Wien befindet sich eine Landschaft, in der Kopenhagener Jonas den Niniviten predigend.

Conirostres, s. v. w. Kegelschnäbler.

Conisterium (lat.), ein Raum in den Palästren der Alten, in dem man den vorher mit Öl eingeriebenen Körper mit Sand oder Staub bestreute, um beim Ringen dem Gegner das Festhalten zu erleichtern.

Coniston, Dorf in der engl. Grafschaft Lancashire, am 10 km langen malerischen See und am Fuß des Coniston Old Man (802 m).

Conĭum L. (Schierling), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, zweijährige, hohe, kahle Kräuter mit mehrfach fiederteiligen Blättern, vielstrahligen Dolden, mehr- und kleinblätterigen Hüllen und Hüllchen, weißen Blüten und seitlich zusammengedrückten, eiförmigen Früchten. Zwei Arten, von denen bei uns C. maculatum L. (gefleckter Schierling, Erdschierling, Wüterich, Tollkerbel, wilde Petersilie, s. Tafel „Giftpflanzen I“), mit spindelförmiger Wurzel, welche im ersten Jahr nur einen wurzelständigen Blattbüschel, im zweiten einen 1–2 m hohen, rundlichen oder etwas gerillten, hohlen, oben ästigen, kahlen, bläulich bereiften, am Grund meist rot gefleckten Stengel treibt. Die Blätter sind kahl, oberseits dunkelgrün, dreifach gefiedert, die Blättchen lanzettförmig, fiederspaltig glänzend; die

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