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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

Perrin“, „Papa Martin“ etc.), außerdem verschiedene Kirchenmusikstücke.

Cagot (franz., spr. -gho), Wucher, Heuchler; Cagoterie, Heuchelei, Scheinheiligkeit.

Cagots (spr. -gho, Gahets), ein eigentümlicher Volksstamm in den Westpyrenäen, häufig mit den Kretins verwechselt, während sie in der That meist hochgewachsene, gesunde und frische Leute von muskulösem Körperbau, wohlentwickeltem Schädel, vorspringender Nase, stark gezeichneten Zügen, blauen Augen und schlichten, blonden Haaren sind. Der Aberglaube schrieb ihnen früher Aussatz, übeln Geruch u. dgl. zu, man mied sie, selbst in der Kirche mußten sie zurückstehen. Sie lebten abgesondert und treiben noch jetzt an manchen Orten fast ausschließlich das Zimmermannshandwerk, so daß beiderlei Bezeichnungen gleichbedeutend gebraucht werden. Der Name Cagot wird von canis gothus (gotischer Hund) abgeleitet, was auf ihre Abstammung von den arianischen Goten deutet (daher wohl der Haß). Außer in den ehemals aquitanischen Ländern zu beiden Seiten der Pyrenäen, dem spanischen Obernavarra, dem französischen Niedernavarra, Béarn, Gascogne, Guienne, finden sich C. auch in Unterpoitou, in der Bretagne und in Maine; doch heißen sie hier Caqueux, Cacoas oder Caquins. Mit den C. verwandt und auch so genannt sind die Colliberts in Niederpoitou. Vgl. Michel, Histoire des races maudites de la France et de l’Espagne (Par. 1847, 2 Bde.); Rochas, Les parias de France et d’Espagne, C. et Bohémiens (das. 1877).

Caher (spr. káher), Stadt in der irischen Grafschaft Tipperary, in schöner Lage am Suir, mit Ruinen eines Schlosses und einer Abtei, kath. College und (1881) 2469 Einw., unter welchen viele Quäker.

Cahier (franz., spr. kajeh), Heft zu schriftlichen Aufzeichnungen; ehemals auch s. v. w. Denkschrift, Eingabe einer Körperschaft an den Regenten, besonders die der Stände von Paris 1789.

Cahiz (Cais), früheres span. Getreidemaß, = 12 Fanegas; in Alicante = 249,3 Lit.; in Kastilien = 666,012 L.; in Cadiz = 654,528 L.; in Valencia = 201 L.

Cahizāda, früheres Feldmaß in Valencia, = 6 Feldfanegas = 49,976 Ar; sonst eine Ackerfläche in Spanien, welche zur Aussaat eines Cahiz Getreide erforderlich war.

Cahors (spr. kăōr), Hauptstadt des franz. Departements Lot, auf einer vom Lot gebildeten Halbinsel an der Orléansbahn gelegen, zerfällt in die Oberstadt mit steilen und krummen Straßen und in die regelmäßige Unterstadt, hat 4 Brücken, eine schöne romanische Kathedrale mit zwei Kuppeln (aus dem 12. Jahrh.) und zählt (1881) 14,100 Einw., welche Töpferei, Gerberei, Schafwollindustrie, Gewinnung von phosphorsaurem Kalk, dann Handel mit Trüffeln, Nüssen und Nußöl, insbesondere aber mit Wein (s. Cahorsweine) treiben. C. hat ein Lyceum, ein theologisches Seminar und eine öffentliche Bibliothek von 16,000 Bänden und ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs sowie eines Handelsgerichts. Die 1321 von Papst Johann XXII. gestiftete Universität wurde 1751 mit der von Toulouse vereinigt. C. ist die Vaterstadt des Papstes Johann XXII., des Dichters Claude Marot und des Staatsmanns Léon Gambetta, dem hier 1884 ein Denkmal errichtet wurde. Zur Zeit der Römer hieß die Stadt Divona, später Cadurcum; noch sind bei der wasserreichen Felsenquelle Fontaine des Chartreux Reste von römischen Bädern (Porte de Diane genannt) vorhanden, und in der Nähe finden sich Trümmer eines römischen Amphitheaters. C. hat seinen Namen von dem gallischen Stamm der Cadurci (Kadurker), war die Hauptstadt von Quercy und gehörte 1360–1428 den Engländern. Im Mittelalter war es Hauptsitz der südfranzösischen Geldwechsler (Cahorsini, in Deutschland Cawertschen oder Kauderwelsche genannt).

Cahorsweine (spr. kăōr-), die besten Sorten der Pontacweine, von dunkelroter Farbe, in der Jugend von vieler Lieblichkeit, die sie später verlieren, wofür sie aber bei sorgfältiger Behandlung für den Magen sehr wohlthätige Eigenschaften annehmen. Den ersten Rang nimmt der Rogomme ein, von funkelnder, dunkler Farbe, hoher Geistigkeit, viel Arom und von konzentrierter Süßigkeit, welche sich gewöhnlich bis ins spätere Alter erhält. Diesem folgen nach der Güte: Cahors grand Constant, C. Duroc, C. Marquère, C. Haut Brion, C. Parnac und einige andre blaßrote Weine.

Cahours (spr. kă-uhr), Auguste André Thomas, Chemiker, geb. 2. Okt. 1813 zu Paris, ward Professor an der Zentralschule, Examinator an der polytechnischen Schule daselbst und Wardein der Münze. Er machte sich besonders um die organische Chemie verdient und lieferte wichtige Arbeiten über den Amylalkohol, die ätherischen Öle, die Dampfdichte der Essigsäure, über Schwefeläthyl, die Phosphorbasen, Cumen, Cymen, Toluol etc.; auch lehrte er die Anwendung des Phosphorsuperchlorids zur Darstellung organischer Chlorverbindungen. Er schrieb: „Traité de chimie générale élémentaire“ (4. Aufl. 1879, 3 Bde.) und lieferte mit Hofmann den klassischen Bericht über die chemische Industrie auf der Weltausstellung in Paris 1867.

Caicosinseln, britisch-westind. Inselgruppe, zu den Bahamainseln gehörig, 550 qkm (10 QM.) groß mit (1881) 1900 Bewohnern. Baumwolle, Zucker und Salz sind die Stapelprodukte. In administrativer Beziehung bilden die C. mit den Turksinseln einen Verwaltungsbezirk, der Jamaica untersteht. S. Karte „Westindien etc.“

Cail (spr. kaj), Jean François, Industrieller, geb. 2. Febr. 1804 zu Chef-Boutonne im Departement Deux-Sèvres, kam 1822 nach Paris, begründete mit dem Apotheker Charles Derosne (1780–1846) eine Fabrik, konstruierte einen Destillationsapparat, welcher allgemeine Anwendung gefunden hat, wandte sich dann der Zuckerindustrie, Rüben- und Weinkultur zu und baute auch für diese zweckmäßige Apparate und Maschinen, wie Vakuumpfannen etc. Die Hauptzweige der Fabrik sind Werkzeugmaschinen, Lokomobilen etc. Während der Belagerung von Paris 1870 und 1871 arbeiteten in seinen Werkstätten in der Vorstadt Grenelle 300 Mühlen Tag und Nacht, um Mehl zu schaffen, während er gleichzeitig der Regierung Geschütze, Geschosse, Kanonenboote etc. lieferte. Er beschäftigte 2500 Arbeiter und hatte Werkstätten in Brüssel, Amsterdam, Denain und Douai, Agenturen in Cuba, den Antillen etc. Er starb 22. Mai 1871 bei Ruffec. Vgl. Dureau, Jean François C. (Par. 1872).

Caille (spr. kaj), Nicolas Louis de la, s. Lacaille.

Cailliaud (spr. kăjo), Frédéric, franz. Reisender, geb. 9. Juni 1787 zu Nantes, erlernte die Goldschmiedekunst und reiste über Belgien, Holland, Italien und Konstantinopel 1815 nach Alexandria. Dort erhielt er auf Drovettis Empfehlung den Auftrag, den mineralischen Reichtum Ägyptens zu untersuchen, und entdeckte die schon im Altertum ausgebeuteten Smaragdgruben am Dschebel Zubara. Im J. 1819 nach Frankreich zurückgekehrt, überließ er die Materialien zur Beschreibung seiner Reise an Jomard, der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 724. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0724.jpg&oldid=- (Version vom 21.9.2023)