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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

die Werke der großen orientalischen Dichter und ihrer Kommentatoren sind meist handschriftlich im Umlauf. Das, was die in Konstantinopel anwesenden oder wohnenden Christen der fremden europäischen Nationen an europäischer Litteratur bedürfen, wird durch ausländische Buchhändler herbeigeschafft. In Alexandria ist einiger Verkehr mit italienischer und französischer Litteratur. Ein Hauptsitz des orientalischen Buch- oder vielmehr Manuskriptenhandels ist Kairo (Bulak), wo sich auch die vizekönigliche Druckerei befindet. Die Manuskriptenhändler lassen den Koran, die arabischen und persischen Klassiker in großen Massen abschreiben und versenden sie in Partien bis in die entferntesten Gegenden des muselmanischen Morgenlandes. Auch in Bagdad ist der Manuskriptenhandel bedeutend. Hauptsitz des persischen Buch- (Manuskripten-) Handels ist Teheran; doch hat er unter der innern Zerrüttung des Reichs und der dadurch herbeigeführten Verwilderung des Volkes sehr gelitten. In China und Japan ist der Bücherverkehr verhältnismäßig klein und beschränkte sich bis zur allerneuesten Zeit fast ganz auf die eingeführten Schulbücher, welche, unveränderlichen Textes, die Wissenschaften an den Standpunkt fesseln, auf welchem sie dort vor ein paar Jahrtausenden waren. Bedeutenden Einfluß haben hier, wie überhaupt in den ostasiatischen Ländern, die Missionäre geübt, welche große Massen Bücher in den Sprachen der Eingebornen drucken lassen, vertreiben und verteilen. Der Hauptsitz des hindostanischen Buchhandels und der indischen Litteratur ist Kalkutta; auch die britische Litteratur hat hier sowie in Bombay und Madras ihren Hauptabsatz. Die größte Zahl von Buchhandlungen ist in Kalkutta; sie unterhalten einen regelmäßigen und lebhaften Verkehr mit allen Großstädten der britisch-indischen Provinzen. Im neuholländischen Reich der Briten ist der B. ebenfalls schon lebendig, und eine sehr thätige Journallitteratur unterstützt ihn. Auch in der Kapstadt sind mehrere Buchhandlungen, holländische, englische und deutsche; besonders von Amsterdam werden jährlich für Tausende von Gulden Bücher nach der Kapkolonie eingeführt. Die britisch-westindischen Kolonien und Kanada beziehen, die Journale ausgenommen, ihren litterarischen Bedarf von dem Mutterland. Auf dem spanischen Cuba ist einiger litterarischer Verkehr in der Havana, doch verhältnismäßig sehr wenig. Lebendiger äußert sich das litterarische Bedürfnis in den ehemaligen spanischen und portugiesischen Staaten Südamerikas seit ihrer Emanzipation. Lima in Peru, Valparaiso in Chile, Buenos Ayres und Montevideo in den La Plata-Staaten, vornehmlich aber Rio de Janeiro und Bahia in Brasilien sind die Hauptplätze des südamerikanischen Buchhandels und des in diesen Orten mit ihm eng verschwisterten Journalwesens, denn jeder Buchhändler macht dort den Vertrieb seines Journals zum Hauptgeschäft. Die meisten für Südamerika bestimmten Bücher werden in den Vereinigten Staaten von Nordamerika gedruckt, weil diese wohlfeiler produzieren. In Mexiko beschränkt sich der sehr geringfügige B. auf die Hauptstadt.

Überall aber, wo es die Zivilisation der Bevölkerung irgend erlaubt hat, haben sich europäische Buchhandlungen, in allen europäischen Ländern außerdem speziell deutsche angesiedelt, welche mächtig zur Hebung der Kultur und zur geistigen Annäherung der Nationen beitragen. Die im Ausland bestehenden deutschen Buchhandlungen sind zum größten Teil durch Stellung und Bedeutung angesehen und einflußreich. Weit, fast über die ganze Erde verbreitet sind auch die Verbindungen, welche die Buchhandlungen in Deutschland, besonders die Leipziger, pflegen; von hier aus laufen unzählige Kanäle, welche die deutsche Litteratur vorauf, dann auch ausländische nach allen Erdteilen und Ländern hin regelmäßig verbreiten.

Vgl. Höpstein, Vorschule für den deutschen B. (Leipz. 1842–44, 3 Abtlgn.); Rottner, Lehrbuch der Kontorwissenschaft für den deutschen B. (2. Aufl., das. 1861, 2 Bde.); F. H. Meyer, Organisation und Geschäftsbetrieb des deutschen Buchhandels (2. Aufl., das. 1874); Schürmann, Organisation und Rechtsgewohnheiten des deutschen Buchhandels (Halle 1880–1881, 2 Tle.); Schulz, Allgemeines Adreßbuch für den deutschen B. (Leipz., seit 1839 jährlich); Perles, Adreßbuch für den österreichischen B. (Wien, seit 1866). Zeitschriften: das offizielle „Börsenblatt für den deutschen B.“ (Leipzig); die „Österreichische Buchhändlerkorrespondenz“ (Wien). Zur Geschichte des Buchhandels vgl. Metz, Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst (Darmst. 1834–36, 3 Bücher); Göll, Über den B. bei den Griechen und Römern (Schleiz 1865); Schmitz, Schriftsteller und Buchhändler in Athen (Heidelb. 1876); Birt, Das antike Buchwesen (Berl. 1882); Hänny, Schriftsteller und Buchhändler in Rom (Leipz. 1885); Kirchhoff, Die Handschriftenhändler des Mittelalters (2. Ausg., das. 1853); Derselbe, Weitere Beiträge zur Geschichte der Handschriftenhändler im Mittelalter (Halle 1855); Derselbe, Beiträge zur Geschichte des deutschen Buchhandels (Leipz. 1851–53, 2 Bdchn.); Wattenbach, Das Schriftwesen im Mittelalter (2. Aufl., das. 1875); Lempertz, Bilderhefte zur Geschichte des Bücherhandels (Köln 1853–65, 13 Hefte); „Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels“ (Leipz. 1878 bis 1884, Heft 1–9; Heft 3 enthält Frommanns „Geschichte des Börsenvereins“). Eine Geschichte des deutschen Buchhandels, von Fr. Kapp im Auftrag des Börsenvereins bearbeitet und unvollendet hinterlassen, befindet sich unter der Presse. Einen Abriß der Litteratur des Buchhandels (von A. Kirchhoff) enthält Rottners „Lehrbuch der Kontorwissenschaft“.

Buchheim, Rudolf, Mediziner und Chemiker, geb. 1. März 1820 zu Bautzen, studierte seit 1838 an der medizinisch-chirurgischen Akademie zu Dresden, seit 1841 in Leipzig, sich mit besonderer Vorliebe der physiologischen Chemie und ihrer Anwendung auf die Pharmakologie zuwendend. Im J. 1845 übernahm er die Redaktion des „Pharmazeutischen Zentralblatts“ (Leipzig), und 1847 wurde er als Professor der Pharmakologie, Diätetik und Geschichte der Medizin nach Dorpat berufen. Im J. 1867 ging er als Professor der Arzneimittellehre nach Gießen, wo er 25. Dez. 1879 starb. Er bearbeitete Pereiras „Handbuch der Heilmittellehre“ (Leipz. 1845–48, 2 Bde.) und ein „Lehrbuch der Arzneimittellehre“ (das. 1854 bis 1857, 3. Aufl. 1878).

Buchholz, 1) (früher St. Katharinenberg im Buchholz) Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Annaberg, 583 m ü. M., terrassenförmig am Schottenberg, an der Sehma und der Chemnitz-Weiperter Eisenbahn, ganz nahe bei Annaberg, hat eine gotische Kirche, Fabrikation von Posamentierwaren, Kartonagen, Schuhen, Perlwebwaren, Sargverzierungen und Papierkanevas, Bierbrauerei, eine Gasleitung und (1880) 6539 meist evang. Einwohner. B., dessen Anbau 1497 durch den Silberbergbau veranlaßt wurde, erhielt 1544 Stadtrecht. Die Posamentiermanufaktur datiert von 1589. – 2) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, Landkreis

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 578. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0578.jpg&oldid=- (Version vom 3.8.2022)