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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

die in neuerer Zeit entstanden, ist vorzüglich der des Fürsten zu Salm-Dyck in Dyck bei Düsseldorf zu bemerken. Auch viele großartige Handelsgärten in Holland und England machen durch ihre wissenschaftliche Anordnung und durch ihren großen Pflanzenreichtum auf den Charakter von botanischen Gärten Anspruch. Von außereuropäischen botanischen Gärten sind hervorzuheben: in Asien die Gärten zu Kalkutta, zu Madras, auf Ceylon, in Batavia, in Kanton; in Afrika die Gärten am Kap, auf Mauritius, auf Teneriffa; in Amerika der bei Kingston auf Jamaica, der französische in Cayenne, die nordamerikanischen zu New York, Philadelphia und Cambridge, in Brasilien der zu Rio de Janeiro und der sehr bedeutende zu Mexiko; in Australien die zu Sydney, Melbourne, Adelaide. Berühmte Botaniker haben die Schätze der unter ihrer Aufsicht stehenden Gärten in meist sehr kostspieligen Prachtwerken, öfters auf öffentliche Kosten, ediert. Dahin gehören die Werke: Dillenius, Hortus Elthamensis (Leid. 1732); Linné, Hortus Cliffortianus (Amsterd. 1737); Jacquin, Hortus Schoenbrunnensis (1797, 4 Bde.); Aiton, Hortus Kewensis (Lond. 1789–1810); Ventenat, Jardin de Malmaison (Par. 1803); Schrader, Hortus Goettingensis (Götting. 1809); Willdenow, Hortus Berolinensis (Berl. 1800–1809, 2 Bde.); Link, Otto und Klotz, Abbildungen aus dem Berliner Garten (das. 1820–28, 10 Hefte); Link, Hortus regius botanicus Berolinensis (das. 1827–1832, 2 Bde.); Salm-Reifferscheidt-Dyck, Hortus Dykensis (Düsseld. 1835); Schlechtendal, Hortus Halensis (Halle 1841). Beschreibungen botanischer Gärten gaben ferner: Göppert: Breslau (Bresl. 1868), Kolb: München (Münch. 1867), Willkomm: Dorpat (Dorp. 1873), Rees: Erlangen (Erlang. 1878), Wigand: Marburg (Marb. 1880), Pfitzer: Heidelberg (Heidelb. 1880); Eichler und Garcke, Jahrbuch des königlichen botanischen Gartens und des botanischen Museums zu Berlin (Berl. 1881–83).

Botanische Institute und Sammlungen. Laboratorien für anatomische, morphologische, physiologische und pathologische Untersuchungen der Pflanzen finden sich in Deutschland an fast allen Universitäten und dienen häufig auch als Unterrichtsanstalten für Studierende. Sie sind ausgerüstet mit Mikroskopen und chemischen Apparaten und mit Vorrichtungen zur Zimmerkultur von Pflanzen. Die botanischen Institute verfolgen ausschließlich wissenschaftliche Zwecke ohne Hinblick auf die Praxis, während die landwirtschaftlichen, gärtnerischen und forstlichen Versuchsstationen ihre wissenschaftlichen Untersuchungen im Dienste der Landwirtschaft, Gärtnerei und Forstwissenschaft ausführen. Diese letztern Anstalten sind besonders auch mit Einrichtungen zu Wasser- und Feldkulturen ausgerüstet. Hierzu dienen Vegetationshäuser, Versuchsfelder etc. Die Vegetationshäuser sind nach dem Prinzip der Gewächshäuser der Gärtner erbaut und dienen lediglich als Schutzräume, welche die Versuchspflanzen vor den störenden Einflüssen der Witterung bewahren, ihnen aber sonst möglichst alle Wachstumsbedingungen in dem Maß bieten sollen, wie solche im Freien den Pflanzen zu Gebote stehen. Sie sind mit Vorkehrungen versehen, um die Kulturtöpfe, die bei günstiger Witterung immer im Freien stehen, schnell und ohne Veränderung ihrer Stellung zur Himmelsgegend in den Schutz des Hauses zu bringen. Häufig werden in diesen Instituten Exemplare derselben Kulturruhe gleichzeitig anatomisch, morphologisch, mikro- und makrochemisch untersucht, um tiefere Einsicht in die Lebensverhältnisse der Pflanzen zu gewinnen. Vgl. Strasburger, Das botanische Praktikum. Anleitung zum Selbststudium der mikroskopischen Botanik (Jena 1884); Derselbe, Das kleine botanische Praktikum, für Anfänger (das. 1884).

Botanische Sammlungen. Sammlungen sind in erster Linie Herbarien, in denen die Pflanzen im getrockneten Zustand, zwischen Papierbogen liegend und mit Etiketten versehen, welche den Namen, den Fundort und den Sammler angeben, aufbewahrt werden, und welche nach einem anerkannten System geordnet sein müssen. Als wichtige Hilfsmittel für die botanischen Forschungen sehen wir Herbarien meistens auch mit Universitäten oder botanischen Gärten als öffentliche Institute verbunden. Die größten und berühmtesten sind das Herbarium des Kewer Gartens (beschrieben von Bentham und Hooker), das auch das Herbarium Linnés enthält, die Herbarien zu Wien, Berlin, Leipzig, Petersburg, Paris und das Herbarium De Candolles zu Genf. Außerdem gibt es auch Frucht- und Samensammlungen an den meisten botanischen Gärten. Kleinere Sammlungen getrockneter Pflanzen, teils Phanerogamen, teils Kryptogamen enthaltend, sind vielfach im Buchhandel erschienen. Die Verbreitung getrockneter Pflanzen haben auch die botanischen Tauschvereine zum Zweck. Sammlungen botanisch-mikroskopischer Präparate sind ebenfalls käuflich hergestellt worden.

Botanisieren, botanische Exkursionen machen (s. Botanische Exkursionen).

Botanolog (griech.), Botaniker, Pflanzenkundiger.

Botanybai, große, aber seichte Bucht an der Südostküste von Australien (Neusüdwales), südlich von Port Jackson, von Cook 28. April 1770 entdeckt und so benannt wegen der reichen botanischen Ernte, welche seine Begleiter Banks und Solander dort machten. Banks empfahl die Gegend als passend für eine Verbrecherkolonie, doch wurde dieselbe von Phillip sofort als untauglich befunden und mit dem nahen Port Jackson vertauscht. Trotzdem ist die Kolonie noch lange Zeit fälschlich nach der Bai benannt worden. Ein Denkmal wurde hier 1805 auf Kosten Frankreichs dem Kapitän Lapérouse errichtet, welcher die B. 1788 besuchte und dann verschollen ist. Der gleichnamige, von Ausflüglern vielbesuchte Ort ist durch eine Trambahn mit Sydney verbunden.

Botanybaiharz, s. Akaroidharz.

Botanybaiholz, austral. Holz verschiedener Kasuarineen (Ochsenfleischholz), auch s. v. w. Blackwood von Dalbergia latifolia. Beide dienen zu feinen Tischler- und Drechslerarbeiten.

Botarga, der gesalzene und in Essig eingelegte Rogen von der Meeräsche und dem Sander, schon den Alten bekannt, wird in Südeuropa und der Levante als Appetitreizmittel genossen. Der B. ist eine Art Kaviar und für die Provence, Sardinien, Dalmatien und Alexandria ein Ausfuhrartikel; der beste wird in Algheri bereitet.

Botas (span.), bocklederne Weinschläuche, in welchen der Wein auf Mauleseln und Saumrossen versandt und zugleich durch Verdunstung von Wasser, welches das Leder durchdringt, immer geistiger wird.

Botaurus, Rohrdommel.

Botding, s. Ding.

Bote, derjenige, welcher einen Auftrag von einer Person an eine andre bestellt, daher im Auftrag andrer zu Fuß, zu Pferd oder zu Wagen Briefe und Pakete an nähere oder fernere Orte befördert, entweder für einen besondern Fall gedungen (Expresser), oder regelmäßig zu bestimmter Zeit und zwischen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0263.jpg&oldid=- (Version vom 30.1.2022)