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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

kleinern Operationen womöglich vermieden werden müssen (s. Blutung). Vgl. Grandidier, Die Hämophilie oder B. (2. Aufl., Leipz. 1877).

Blütezeit, die Zeit, in welcher die einzelnen Pflanzenarten ihre Blüten zeigen. Da die Blütenbildung immer erst eintritt, wenn die Gesamtentwickelung der Pflanze bis zu einem bestimmten Grad fortgeschritten ist, und da die letztere in ihrem Eintritt und Verlauf von den durch die Jahreszeiten bedingten Temperaturverhältnissen abhängig ist, so sehen wir die B. bei den einzelnen Pflanzenarten mit bestimmten Monaten zusammenfallen. Nur wenige perennierende Pflanzen machen hiervon eine Ausnahme, insofern sie zu jeder Jahreszeit, sobald nur die Temperatur günstig ist, selbst im Winter, ihre Blüten hervortreiben, wie z. B. das Maßliebchen (Bellis perennis). In andrer Hinsicht eine Ausnahme machen viele einjährige Gewächse, bei denen je nach der zufälligen frühern oder spätern Aussaat die B. früh oder spät eintritt; so finden wir von manchen unsrer einjährigen Unkräuter während der ganzen wärmern Jahreszeit blühende Exemplare. Am strengsten ist überhaupt bei den perennierenden Pflanzen die B. an bestimmte Monate gebunden, und wir unterscheiden hier früh und spät blühende. Meistens erscheinen die Blüten nach der Ausbildung der grünen Blätter. Manche Pflanzen aber blühen im zeitigen Frühjahr vor der Entwickelung des Laubes, z. B. Weiden, Pappeln, Erlen, Haselnüsse, der Schwarzdorn, Huflattich (Tussilago Farfara). Bei der Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) aber eilen die Blüten der Blattbildung so weit voraus, daß sie bereits vor dem Winter, im Herbst, zum Vorschein kommen, und die während des Winters unterirdisch verharrende junge Frucht erscheint erst im folgenden Frühling zugleich mit den grünen Blättern über dem Boden und erlangt nun erst ihre Reife. Ein abnormes Verhältnis ist es dagegen, wenn die Obstbäume oder die Roßkastanie im Herbst zum zweitenmal blühen, was darauf beruht, daß die für das nächstfolgende Frühjahr bestimmten Blütenknospen, welche immer in dieser Zeit schon vorhanden sind, infolge ungewöhnlich hoher Temperatur zum Austreiben veranlaßt werden. – Wenn man die Pflanzen nach den Monaten, in welchen sie zu blühen beginnen, zusammenstellt, so erhält man einen sogen. Blütenkalender. Bekanntlich ist aber der Eintritt der B. gewissen Schwankungen unterworfen, indem in warmen Jahren die Pflanzen zeitiger blühen als in kalten und auch in verschiedenen Gegenden je nach deren klimatischen Verhältnissen sich ungleich verhalten. Der Mandelbaum blüht in Kleinasien Anfang Februar, im südlichen Deutschland Ende April, zu Christiania in Norwegen Anfang Juni. Ebenso hat die Erhebung über dem Meeresspiegel aus gleichem Grund merklichen Einfluß. Häufig ist ein Unterschied von 1–2 Wochen zwischen nicht fernen Gegenden, die noch einen mäßigen Unterschied in der Höhe über dem Meeresspiegel zeigen, zu bemerken. Viel größere Differenzen ergeben sich, wenn man die Ebenen mit den Alpenhöhen vergleicht. Eine und dieselben Pflanzen, welche in jenen z. B. im April und Mai blühen, werden auf diesen erst im Juni und Juli blühend angetroffen. Für physiologische Fragen hat daher die genaue Feststellung des Datums, an welchem die einzelnen Blütenpflanzen unter verschiedener geographischer Breite und in verschiedenen Höhenregionen ihre ersten Blüten entfalten, eine gewisse Bedeutung. Behufs derartiger sogen. phänomenologischer Beobachtungen wurden besonders in Österreich und Belgien nach einem einheitlichen Plan Stationen durch das ganze Land eingerichtet. Für das mittlere Deutschland kann folgendes Verzeichnis als kleine Probe eines Blütenkalender gelten. Es beginnen zu blühen im März: Seidelbast, Haselnuß, Erle, Schneeglöckchen, Huflattich, Lungenblume; im April: Weide, Pappel, Birke, Ulme, Kirsch- und Pflaumenbaum, Stachelbeerstrauch, Schlüsselblume, Hungerblümchen, Anemone, Feigwurz, Lerchensporn, Veilchen; im Mai: Eiche, Buche, Ahorn, Apfelbaum, Heidelbeere, Wiesenschaumkraut, Dotterblume, Löwenzahn, Maiblümchen, Erdbeere; im Juni: Linde, Hartriegel, Waldmeister, Schafgarbe, Teichrose, Hahnenkamm, Salbei; im Juli: Skabiose, Enzian, Stechapfel, Möhre, Pastinake, Alant, Nachtkerze, Malve; im August: Schilfrohr, Beifuß, Distel, Klette, Melde, Brennessel; im September: Herbstzeitlose. Vgl. Reiche, Blütenkalender der deutschen Phanerogamenflora (Hannov. 1872, 2 Bde.); Fritsch, Normaler Blütenkalender von Österreich-Ungarn (Wien 1867–74, 3 Tle.).

Blutfarbstoff, s. Blut, Hämatin, Hämatoglobin.

Blutfaserstoff, s. v. w. Fibrin.

Blutfibrin, s. Fibrin.

Blutfink, s. Astrilds; auch s. v. w. Gimpel.

Blutflecke. Die Ausmittelung von Blutflecken stützt sich auf die Eigenschaften der Blutbestandteile und auf die Nachweisung der Blutkörperchen. Aus einem Splitterchen des eingetrockneten Bluts löst ein Tropfen Wasser in 1/2 Stunde Eiweiß samt dem Inhalt der roten Blutkörperchen auf; die letztern werden aber so zerstört, daß man sie unter dem Mikroskop nicht mit Sicherheit wieder erkennt. Nach der Entfernung des rot gefärbten Tropfens mittels einer Pipette bleibt ein Fibrinkoagulum zurück, in welchem die farblosen Blutkörperchen unter dem Mikroskop mit Sicherheit nachzuweisen sind. Die farbigen Blutkörperchen kann man unter günstigen Verhältnissen mit konzentrierter Kalilauge aufquellen lassen und dadurch sichtbar und selbst meßbar machen. Den mittels der Pipette aufgehobenen roten Tropfen untersucht man auf Eiweißkörper und Blutfarbstoff. Mittels einer zu einem feinen Haarröhrchen ausgezogenen Glasröhre läßt er sich in 5 oder 6 Teile teilen, mit welchen man die Reaktionen auf gerinnbare Eiweißkörper (mittels salpetersauren Quecksilberoxyds) ausführen kann. Zur Nachweisung des Blutrots oder Hämatins kocht man einen ähnlichen, wenn auch nur tropfengroßen Auszug der B. mit konzentrierter Essigsäure und stellt die sogen. Blutkristalle (Häminkristalle) dar, deren Bildung große Sicherheit über die Anwesenheit des Bluts gewährt. Die Unterscheidung von Tier- und Menschenblut ist mit der für gerichtliche Arbeiten nötigen Sicherheit kaum ausführbar. Die Frage, ob die B. von dem Blut eines lebenden oder eines toten Körpers herrühren, kann mit einiger Gewißheit auf Grund der Gerinnung des Faserstoffs beantwortet werden. Blut vom lebenden Körper enthält noch das gelöste Fibrin, es wird sich also ein Fibrinkoagulum erst auf dem Messer, Zeug, Holz etc. bilden, und dies Koagulum verschwindet nicht, wenn man den Fleck mit kaltem Wasser einweicht. War das Blut dagegen schon geronnen, als es mit dem fraglichen Gegenstand in Berührung kam, so wird der Fleck später sich vollständiger in Wasser lösen, es sei denn, daß der Stoff auf irgend eine Weise bis über die Gerinnungstemperatur des Eiweißes erhitzt gewesen, in welchem Fall das Eiweiß des Blutserums geronnen sein und die Blutkörperchen eingeschlossen haben würde. In solchem Zustand befinden sich. z. B. B. auf mit heißem Wasser gewaschener Wäsche.

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0083.jpg&oldid=- (Version vom 31.10.2022)