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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

Philodendron pertusum (Monstera deliciosa), gehören zu den verbreitetsten Marktpflanzen und entwickeln sich im Zimmer fast schöner als im Gewächshaus. Vielgestaltig und zum Teil farbenprächtig sind die Anthurien, von denen Anthurium magnificum vielleicht die schönste Art ist. Auch A. leuconeuron hält sich gut im Zimmer, und Gleiches wird von vielen andern Arten gerühmt. Beachtenswert sind auch die Dieffenbachien, deren eine Art, die bunte Dieffenbachia seguine picta, sich bei sorgsamer Pflege kräftig entwickelt. Große Farbenpracht entfalten die Blätter der Kalladien, die in reicher Mannigfaltigkeit gezogen werden; bei hinreichender Luftfeuchtigkeit halten sie sich während des Sommers recht gut im Zimmer, aber im Winter ziehen sie ein, und es gelingt nicht, sie im Frühjahr ohne Bodenwärme wieder zu voller Schönheit anzutreiben. Sehr bekannt ist die Calla aethiopica, welche namentlich in feuchten Zimmern sich kräftig entfaltet und schöne weiße Blüten treibt; eine niedrige Form blüht dankbarer, ist aber weniger schön; eine andre Form, C. albo-maculata, hat kleine, pfeilförmige, silberweiß gefleckte Blätter. Von den Dikotyledonen ist vor allen die Gattung Ficus mit dem allverbreiteten Gummibaum zu erwähnen, zu welchem F. australis ein Seitenstück bildet. Dieser ist ungemein hart, während F. Cooperi und Porteana zwar viel schöner, aber auch schwieriger zu kultivieren sind. Schnellwüchsig und durch schöne Blattformen ausgezeichnet sind Aralia papyrifera und Sieboldii, welchen man im Sommer einen Standort im Freien geben muß. In schönen Exemplaren bilden diese Pflanzen den herrlichsten Zimmerschmuck. Ganz eigenartig sind die Begonien, welche bei sorgsamer Pflege, aber auch nur dann sich sehr dankbar erweisen; sie erfordern große Gleichmäßigkeit im Begießen und sind sehr empfindlich gegen Staub, Zugluft, Sonnenlicht und Benetzung; die verschiedenen Formen von Begonia rex zeigen große Farbenpracht der Blätter; andre Arten, wie B. boliviensis und B. magnifica, entwickeln zahlreiche und schöne Blüten. Die Begonien bilden den Übergang zu den buntblätterigen Pflanzen, welche durch die Gattungen Coleus, Aphelandra, Eranthemum, Peperomia etc. vertreten werden. Sie ersetzen einigermaßen die Blüten, sind aber kaum recht empfehlenswert und werden gegenwärtig nur durch die Mode begünstigt; ziemlich dauerhaft ist Peperomia argyraea. Die Farne gehören zu den prächtigsten und zierlichsten B. und sind besonders in England sehr beliebt; sie eignen sich namentlich zur Zusammenstellung mit Palmen, sind aber sehr empfindlich und gedeihen im Zimmer nur, wenn man für große Feuchtigkeit der Luft sorgt, die Pflanzen gleichmäßig begießt, vor Staub schützt und fleißig bespritzt; sie wachsen zwar im Schatten der Wälder, verlangen im Zimmer aber reichliches Licht, wenn auch durchaus Schutz vor den Sonnenstrahlen. Recht empfehlenswert sind Adiantum assimile, Blechnum brasiliense, Gymnogramma Laucheana, Phlobopodium aureum und Polypodium aureum, neben welchen von den tropischen Lykopodien die herrlich metallblau schimmernde Selaginella caesia arborea (laevigata) kultiviert werden kann.

Man wird bei den B. nicht gern die Schling- und Ampelpflanzen entbehren, da sie bei der Bildung von Gruppen wesentliche Dienste leisten. Neben dem Epheu sind Mikania fragrans und M. scandens und besonders Cissus discolor wertvoll. Letztere Pflanze hat prachtvolle Blätter, die sich auch im Zimmer recht gut entwickeln, wenn die Pflanze im Frühjahr vom Gärtner angetrieben ist, im Sommer recht warm, aber schattig und feucht steht und reichlich bespritzt wird. Viel härter ist Cissus antarctica, der wie Epheu verwandt werden kann. Als Ampelpflanze sind neben den B. Ficus stipularis, ein kleines, zierliches Pflänzchen, die ungemein schnellwüchsige Tradescantia viridis, auch T. discolor, Saxifraga sarmentosa und Isolepis gracilis verwendbar. Prachtvolle B. enthält die Gattung Croton, aber keine Zimmerpflanzen. Aus der Gattung Eucalyptus ist die Spezies Globulus, der blaue Gummibaum Australiens, eine dankbare Zimmerpflanze, aber nur in jungen, 2–3jährigen Exemplaren und im kalten Zimmer. Vgl. Regel und Ender, Allgemeines Gartenbuch, Bd. 2: „Der Zimmergarten“ (Zürich 1868); Dippel, Die B. und deren Kultur im Zimmer (2. Aufl., Weim. 1880); Schmidlin-Jühlke, Blumenzucht im Zimmer (Berl. 1880); Lowe, Beautiful-leaved plants (Lond. 1861; franz., 2. Aufl., Par. 1869); Hüttig, Die Zimmerflora (Oranienb. 1885).

Blattranken, Ranken, welche von Teilen eines Blattes gebildet werden oder ein ganzes umgewandeltes Blatt repräsentieren, im Gegensatz zu den Stengelranken, worunter man rankenförmig gewordene Stengel versteht.

Blatträuber, s. Spanner.

Blattrippenstecher, s. Blattroller.

Blattroller (Blattschneider, Blattwickler, Rhynchites Herbst), Käfergattung aus der Gruppe der Kryptopentameren und der Familie der Rüsselkäfer (Curculionina), kleinere, zeichnungslose, metallglänzende Käfer mit vorn und hinten verengertem Thorax, kurzem, querem Schildchen, kegelförmigem Kopf ohne halsförmige Einschnürung, mehr oder weniger verlängertem Rüssel, an die Basis desselben gerückten Augen und ungebrochenen Fühlern, die sich allmählich in eine dreigliederige Keule verdicken. Die bis auf Australien über alle Erdteile verbreiteten und besonders in Europa sehr artenreichen B. leben auf Laubhölzern und werden zum Teil schädlich. Der stahlblaue Rebenstecher (Zapfenwickler, Bolzenstecher, R. betuleti F.), 6 mm lang, unbehaart, blau, bisweilen goldgrün und glänzend, mit nicht gerunzelten Flügeln, lebt im Mai und Juni auf den verschiedensten Waldbäumen, Birnbäumen und auf dem Weinstock, sticht junge Schosse an, deren Spitze infolgedessen abwelkt, und schabt an ältern Blättern Oberhaut und Blattgrün in Streifen an; er legt je 4–6 Eier in Wickel, die er aus jungen, vorher durch Anstechen des Triebes oder der Blattstiele zum Welken gebrachten Blättern zusammenrollt. Die Larven verpuppen sich in der Erde, und nach kurzer Zeit kriecht der Käfer aus, welcher in der Erde bleibt oder sich zum Winter verkriecht. Er schadet besonders in Südeuropa dem Weinstock. Gegenmittel: Absuchen der Wickel. Der Zweigabstecher (Giebelstecher, R. conicus Ill.), 3 mm lang, tiefblau, an Beinen und Rüssel schwarz, mäßig dunkel behaart, auf den Flügeldecken tief punktstreifig, lebt auf Wald- und Obstbäumen, benagt junge Triebe, legt seine Eier in das Mark noch weicher Triebe und beißt diese dann ab. Die Larve entwickelt sich im Mark und verpuppt sich in der Erde. Der Blattrippenstecher (R. alliariae Gyll.), dem vorigen sehr ähnlich, legt seine Eier in Blattrippen von Eichen, Obstbäumen und benagt dann den Blattstiel, worauf die Blätter bald abfallen. Der Pflaumenbohrer (R. cupreus L.), 4,5 mm lang, bronze- oder kupferfarben, grau behaart, auf den Flügeln tief punktstreifig, lebt auf Schwarz- und Weißdorn, Vogelbeeren, Haseln, Kirschen und Pflaumen,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0004.jpg&oldid=- (Version vom 8.12.2022)