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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3

Stellen eine Anschwellung, das sogen. Blattkissen (pulvinus), welche von der Basis des Blattes herrührt, oberhalb deren die Abgliederung des letztern erfolgt ist.

Blattnasen, Familie der Fledermäuse (s. d.).

Blattpflanzen (hierzu 2 Tafeln „Blattpflanzen“), Gewächse, welche wegen der schönen Form oder Farbe ihrer Blätter kultiviert werden. Sie entbehren zwar meist des hervorragenden Blütenschmucks oder gelangen wenigstens bei uns nicht zur Entfaltung desselben, eignen sich aber durch ihre Beständigkeit und die durchschnittlich leichte Kultur vorzüglich zu Zimmerpflanzen. Sie gehören hauptsächlich den Familien der Palmen, Aroideen, Liliengewächse, Bromeliaceen und Scitamineen an; doch liefern auch viele Familien der Dikotyledonen und namentlich die Farne zahlreiche und schöne B. Die Kultur gelingt am besten in nach S., SO. oder SW. gelegenen Zimmern, während in rein nördlich gelegenen nur harte Palmen, Dracänen und Aroideen gedeihen. Haupterfordernis ist viel Licht, welches selbst die in der freien Natur Schatten liebenden Aroideen und Farne verlangen; die Temperatur muß zwischen 10 und 15° betragen, und es ist sehr wichtig, daß man Licht und Wärme in ein richtiges Verhältnis zu einander bringe. Zu hohe Wärme bei Lichtmangel ist höchst schädlich, während viele Palmen noch bei 4° gut überwintern und dann auch mit weniger heller Beleuchtung sich begnügen. In der Nacht kann die Temperatur auf 5–6° sinken; zarte Pflanzen, wie Pandaneen und Maranten, muß man aber stets recht hoch aufstellen, damit sie nicht in den tiefern und kältern Luftschichten des Zimmers an den Wurzeln Schaden leiden. Recht vorteilhaft stellt man die Töpfe zarter Pflanzen in größere, mit Moos gut ausgepolsterte Töpfe. Im Sommer ist reichliche Lüftung empfehlenswert, im Winter dürfen die Pflanzen jedenfalls nicht von kalter Luft getroffen werden, und ebenso sind sie im Sommer vor direktem Sonnenlicht zu schützen. Manche B. gedeihen trefflich, wenn man sie im Sommer einige Zeit an einem geschützten Ort ins Freie stellt. Im allgemeinen verlangen B. viel Wasser, aber im Winter muß man mit dem Begießen höchst vorsichtig sein, und stets sollte die Temperatur des Wassers 2–3° höher sein als die des Zimmers. So oft wie möglich wasche man die B. mit reinem warmen Wasser und einem weichen Schwamm auf beiden Seiten der Blätter, bespritze sie auch (im Sommer mehrere Male des Tags) mittels einer feinen Brause mit reinem lauwarmen Wasser und stelle zwischen den Töpfen flache Gefäße mit Wasser auf, damit sich die Luft des Zimmers immer möglichst feucht erhalte. Das Verpflanzen der Gewächse überläßt man am besten einem mit der Pflege von Gewächshauspflanzen vertrauten Gärtner; man wird selten Gelegenheit haben, die richtige Erdmischung selbst zu bereiten, und überdies verlangen die B. mit meist dicken Wurzeln eine geschickte und sehr verschiedenartige Behandlung. Sehr gefördert wird das Wachstum und die Farbe der Pflanzen, wenn man sie während des Sommers wiederholt mit Leimwasser (15 g Leim auf 1 Lit. Wasser) begießt. Insekten werden bei häufigem Abwaschen der Pflanzen nicht leicht überhandnehmen können, etwa vorhandene vertilgt man am besten durch Waschen mit einer Abkochung von persischem Insektenpulver.

Die dankbarsten B. sind die Palmen, weil sie am leichtesten zu kultivieren sind und sich durch Schönheit und Mannigfaltigkeit der Formen auszeichnen; ihre Kultur breitet sich immer mehr aus, viele sind schon Marktpflanzen geworden. Besonders empfehlenswert sind: Chamaerops excelsa, welche aber im Winter eine höhere Temperatur fordert und vorteilhaft gleich als größeres Exemplar angeschafft wird; C. humilis, die sich auch unter den ungünstigsten Verhältnissen sehr lange im Zimmer erhält; Corypha australis, gleichfalls sehr dauerhaft und wie die vorige sehr dankbar für einen Aufenhalt im Freien während des Sommers; Latania borbonica (Livistona chinensis), welche viel Feuchtigkeit und häufiges Benetzen der Blätter verlangt, dann aber auch prachtvoll sich entwickelt; Rhapis flabelliformis, eine etwas steife Pflanze; die ungemein zierliche, sehr beachtenswerte Phoenix reclinata; die derbere P. sylvestris; mehrere Chamädoreen, wie lunata, elegans, Ernesti Augusti, graminifolia, welche schnell hoch werden; die harte, prachtvolle Cocos flexuosa und die seltsame Caryota Cuminghii. Alle diese Palmen sind hart und gedeihen vorzüglich, während die außerordentlich schönen Arten von Areca und Calamus nur bei sorgsamster Pflege fortkommen. Von Cykadeen ist der zierliche Encephalartos spiralis, von Pandaneen sind der ungemein schnellwüchsige Pandanus furcatus, welcher bald mächtige Dimensionen erreicht, und der zierliche, sehr ausdauernde P. utilis, auch P. javanicus und P. gramineus, mit sehr schmalen Blättern, empfehlenswert. Die Dracänen stellen sehr viele B., sind aber im allgemeinen bei weitem nicht so ausdauernd wie die Palmen, besonders viel empfindlicher gegen nicht ganz regelmäßiges Begießen. Sehr schön ist Dracaena marginata, bei guter Pflege eine prachtvolle Pflanze, nur übertroffen von D. Cooperi, die aber in voller Schönheit schwer zu erhalten ist; auch die buntblätterigen Formen von D. terminalis sind nicht leicht zu kultivieren, während die sehr verbreitete D. rubra und D. stricta wie die neuern D. nutans, D. gloriosa, Barroni, ignea, auch D. umbraculifera, regina und D. congesta weniger Schwierigkeiten machen. Zur Ausfüllung dunkler Winkel eignet sich vortrefflich Plectogyne elatior, mit großen, schnellwüchsigen Blättern, die jede Unbill erträgt und auch mit panaschierten Blättern (fol. variegatis) vorkommt. Ebenfalls für den Schatten geeignet sind Curculigo recurvata und sumatrana, mit mächtigen, frischgrünen, gefalteten Blättern, die aber recht häufig befeuchtet werden müssen, wie auch die ganze Pflanze, namentlich im Sommer, viel Wasser verlangt. Von den Bromeliaceen liefern die Gattungen Billbergia, Pitcairnia, Tillandsia, Nidularium etc. viele B.; aber im allgemeinen sind diese Gewächse wenig verbreitet und mehr Gegenstand besonderer Liebhaberei; einige blühen prachtvoll. Die großartigsten Formen entwickeln die Bananen, von denen mehrere Arten recht gut im Zimmer gedeihen; besonders empfehlenswert sind Musa Cavendishii, discolor, ornata und speciosa; die nahe verwandten schönen Maranten sind zart und erfordern sorgsamste Pflege, wenn sie im Zimmer gedeihen sollen. Recht dauerhaft ist Phrynium (Maranta) Selloi, weit schöner, aber auch weit vergänglicher Maranta zebrina. Von den zahlreichen Canna-Arten, die besonders im Garten kultiviert werden, eignen sich einige mit Faserwurzeln und die, welche auch im Winter ihre Blätter nicht ganz abwerfen, zur Zimmerkultur, verlangen aber viel Licht. Ungemein artenreich ist die Familie der Aroideen, im ganzen dauerhafte Pflanzen, zum Teil mit mächtigen Formen und für den Liebhaber von hohem Interesse. Sie sind gegenwärtig von der Mode zurückgedrängt, aber einzelne, wie das herrliche

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 3. Bibliographisches Institut, Leipzig 1886, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b3_s0003.jpg&oldid=- (Version vom 8.12.2022)