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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

und findet sich in oft 2 m langen und 30 Ztr. schweren Kristallen im Granit bei Zwiesel, Bodenmais und Tirschenreuth in Bayern, Schlaggenwald in Böhmen, Limoges in Frankreich, Ponferoda in Galicien, auf Elba, Island, in Norwegen, Schweden, am Ural, Altai, in Grafton in New Hampshire. Er wird zur Darstellung der Beryllerde verwendet. Da die Beryllkristalle sich beim Erwärmen in einer zur Hauptachse normalen Richtung ausdehnen, in der Richtung der Achse selbst aber zusammenziehen, so kann man in einer bestimmten Richtung Stäbe aus ihnen schneiden, welche ihre Länge bei Temperaturwechsel nicht verändern. Man hat deshalb den B. zur Anfertigung von Normalmaßstäben empfohlen. S. Taf. „Edelsteine“.

Beryllerde, s. Beryllium.

Beryllium (Glycium) Be, Metall, findet sich als Kieselsäuresalz im Beryll, Phenakit, Euklas, Helvin und Gadolinit, als Aluminat im Chrysoberyll, wird wie Aluminium dargestellt und bildet ein weißes, hämmer- und dehnbares Metall vom spez. Gew. 2,1, Atomgewicht 9,2, ist an der Luft unveränderlich, schmilzt etwas leichter als Silber, oxydiert sich auch beim Erhitzen an der Luft nur oberflächlich, löst sich in Salzsäure, Schwefelsäure und Kalilauge, schwer in Salpetersäure, ist zweiwertig und bildet mit Sauerstoff das Berylliumoxyd, Beryllerde, Süßerde BeO, die wie das Berylliumhydroxyd BeH2O2 farb- und geruchlos und in Wasser unlöslich ist. Die Berylliumsalze sind farblos, schmecken zusammenziehend, sehr süß, sind teilweise in Wasser löslich und werden beim Erhitzen zersetzt. Das Chlorid BeCl2 entsteht, wenn man Beryllerde, mit Kohle gemengt, im Chlorstrom erhitzt, und sublimiert in farblosen, zerfließlichen Nadeln. Berylliumoxyd wurde 1797 von Vauquelin zuerst von der Thonerde unterschieden, und 1827 wurde das B. von Wöhler dargestellt.

Beryllschauen, s. Kristallschauen.

Berytos, Stadt, s. Beirût.

Bérzava (spr. bérsawa), Fluß in Ungarn, entspringt im Komitat Krassó-Szörény und mündet nach 150 km langem Lauf in die Temes, mit der er durch den Berzavakanal verbunden wird.

Berzelīn, s. v. w. Selenkupfer; auch ein dem Leucit sehr ähnliches Mineral vom Albanersee.

Berzelĭus, Johann Jakob, Freiherr von, Chemiker, geb. 29. Aug. 1779 zu Väfversunda Sorgård im schwedischen Stift Linköping, wo sein Vater Samuel B. Kaplan war, studierte seit 1796 Medizin in Upsala, widmete sich jedoch bald vorzugsweise der Chemie, untersuchte 1799 das Wasser der Heilquellen von Medevi und schrieb darüber: „Nova analysis aquarum Medeviensium“ (Upsala 1800). Nachdem er eine neue Dissertation: „De electricitatis galvanicae in corpora organica effectu“ (Upsala 1802), herausgegeben, wurde er 1802 zum Adjunkten der Medizin und Pharmazie in Stockholm ernannt, welches Amt das Sanitätskollegium eigens für ihn errichtet hatte. Er gab nun Privatunterricht in der pharmazeutischen Chemie, hielt aber auch öffentliche Vorträge in der Experimentalchemie. Im J. 1806 wurde er Lehrer der Chemie an der Kriegsakademie zu Karlberg, 1807 Professor der Medizin und Pharmazie in Stockholm, 1808 Mitglied der königlichen Akademie der Wissenschaften in Stockholm, 1810 deren Vorstand und 1818 deren beständiger Sekretär. 1815 erhielt er die Professur der Chemie an dem mediko-chirurgischen Institut zu Stockholm. 1818 ward B. in den Adelstand und 1835 in den Freiherrenstand erhoben. Im J. 1832 übergab er seine Professur an seinen Schüler Mosander, um sich ganz seinen Untersuchungen widmen zu können. Als Abgeordneter in der Ständeversammlung sowie seit 1838 als Reichsrat hat er keine bedeutende Thätigkeit entwickelt. Er starb 7. Aug. 1848 in Stockholm, wo ihm 1855 ein ehernes Standbild errichtet wurde. B.’ zahlreiche Arbeiten waren epochemachend und für lange Zeit maßgebend auf dem gesamten Gebiet der Chemie. Er schuf das elektrochemische System, untersuchte die Atomgewichte der einfachen Körper mit großer Sorgfalt und entdeckte Selen, Thorium und Cerium. Calcium, Baryum, Strontium, Tantal, Silicium und Zirkonium hat er zuerst in metallischem Zustand dargestellt, und ganze Klassen von Verbindungen, wie die der Flußsäure, der Platinmetalle, des Tantals, Molybdäns, Vanadins, Tellurs, die Schwefelsalze u. a., hat er entdeckt oder untersucht. Die Mineralien, welche vorher nach äußern Eigenschaften eingeteilt waren, hat er nach ihrer chemischen Zusammensetzung klassifiziert. Nicht weniger hat er sich durch seine Untersuchungen in der organischen Chemie ausgezeichnet. Ganz besondere Verdienste hat er sich auch um die chemische Analyse, die Nomenklatur und die Klassifikation der chemischen Verbindungen erworben. Besonders hervorzuheben ist, daß er es nicht bei der Aufstellung vereinzelter Untersuchungen bewenden ließ, sondern immer die durchgreifendsten Erörterungen über größere Gebiete gab, wodurch die chemische Wissenschaft als Ganzes außerordentlich gewann. Chemiker aller Länder haben seinen Unterricht gesucht. Gmelin, Magnus, Mitscherlich, Osann, G. Rose, H. Rose, Wöhler, Naumann waren seine Schüler. Er schrieb: „Afhandlingar om nyttan af artificiella mineralvatten“ (Stockh. 1803); die in Gemeinschaft mit mehreren andern Gelehrten herausgegebenen „Afhandlingar i fysik, kemi och mineralogi“ (das. 1806–18, 6 Bde.); die „Föreläsningar i djurkemien“ (das. 1806–1808, 2 Bde.), an welche sich die „Öfversigt om djurkemiens framsteg“ (das. 1812; deutsch von Siegwart, Nürnb. 1815) anschließt; „Försök att genom anvendandet af den elektro-kemiska theorien, samt läran om de kemiska proportionerna, grundlägga ett rent vetenskapligt system for mineralogien“ (Upsala 1814; 2. Aufl., deutsch von Rammelsberg u. d. T.: „Versuch, durch Anwendung der elektrochemischen Theorie ein System der Mineralogie zu begründen“, Nürnb. 1847); „Nouveau système de minéralogie“ (Par. 1819); „Essai sur la cause des proportions chimiques et sur l’influence chimique de l’électricité“ (das. 1819, 2. Aufl. 1835; deutsch von Blöde, Dresd. 1820); „Om blåsrörets användande i kemien och mineralogien“ (Stockh. 1820; deutsch von Rose u. d. T.: „Von der Anwendung des Lötrohrs in der Chemie und Mineralogie“, Nürnb. 1821, 4. Aufl. 1844); „Über die Zusammensetzung der Schwefelalkalien“ (deutsch von Palmstedt, das. 1822); „Untersuchung der Mineralwässer von Karlsbad, Teplitz und Königswart“ (deutsch von Rose, Leipz. 1823–1825) u. a. Sein Hauptwerk ist aber das „Lärebok i kemien“ (Stockh. 1808–18, 3 Bde.; 2. Aufl. 1817–1830, 6 Bde., deutsch von Wöhler; 3. und 4. Aufl. nur deutsch von Wöhler; die 5. Aufl. deutsch von B., Leipz. 1843–48, 5 Bde.; in fast alle lebenden Sprachen übersetzt). Als Sekretär der Akademie der Wissenschaften gab B. die „Ars berättelser om framstegen i fysik och kemie“ (Stockh. 1820–47, 27 Jahrg.) heraus, die von Gmelin, Wöhler u. a. als „Jahresberichte über die Fortschritte der Chemie und Mineralogie“

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 803. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0803.jpg&oldid=- (Version vom 12.5.2022)