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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

Berkshire (Berks), Grafschaft im südlichen England, rechts an der mittlern Themse, die sie von Oxford und Buckingham scheidet, im übrigen von Wiltshire, Hampshire und Surrey umschlossen, 1870 qkm (34 QM.) groß mit (1881) 218,363 Einw. Das Ländchen bietet eine lieblich abwechselnde Oberfläche. Im NW. durchschneidet der Ock eine ihrer Fruchtbarkeit halber berühmte Thalebene, die im S. von Kreidehügeln begrenzt wird, an deren steilem Abhang die Gestalt eines weißen Pferdes eingemeißelt ist. Im SW. eilt der aalreiche Kennet der Themse zu. Dort ist der Boden weniger fruchtbar und enthält Sand- und Moorflächen. Im O. liegen bedeutende Waldungen, wie Windsor Park. Die höchsten Gipfel in den Kreidehügeln sind Inkpen Beacon (308 m) und White Horse Hill (275 m). Von der Oberfläche sind 53,9 Proz. unter dem Pflug, 30,0 Proz. bestehen aus Wiesen, 6,4 Proz. aus Wald. Viehstand 1884: 41,717 Rinder, 54,728 Schafe, 37,571 Schweine. Von Bedeutung ist die Käsefabrikation. Sonst wird nennenswerte Industrie nur in der Hauptstadt Reading betrieben.

Berlad (Berlat, rumän. Bârladu, im Altertum Palloda), Hauptstadt des Kreises Tutova in der untern Moldau, in anmutigem Thal am Fluß B., der in den Sereth mündet und von hier an schiffbar ist, durch Zweigbahn mit Tekutsch an der Linie Braila-Roman verbunden, Sitz der Kreisbehörde und des Kriminalgerichts, mit einem Lyceum, Dampfmahlmühlen, starker Spiritusbrennerei und (1879) 26,568 Einw.; als Entrepot für den Getreidehandel nach Galatz wichtig. B. war im Mittelalter eine Freie Stadt.

Berlage, Anton, kathol. Theolog, geb. 21. Dez. 1805 zu Münster, studierte daselbst, in Bonn und Tübingen, wurde 1836 Professor der Moraltheologie, später der Dogmatik an der Akademie zu Münster, wo er, in der Folge zum Hausprälaten des Papstes ernannt, 6. Dez. 1881 starb. Seine Hauptschriften sind: „Apologetik der Kirche“ (Münst. 1834) und besonders „Die katholische Dogmatik“ (das. 1839–63, 7 Bde.).

Berle, Pflanzengattung, s. Berula.

Berleburg, Standesherrschaft im preuß. Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Wittgenstein, dem Fürsten Sayn-Wittgenstein-Berleburg (s. Sayn) gehörig, 225 qkm (4 QM.) groß, mit bedeutenden Waldungen (10,714 Hektar) und über 8000 Einw., war bis 1806 reichsunmittelbares Fürstentum, stand bis 1815 unter hessen-darmstädtischer, seitdem unter preußischer Oberhoheit. Die gleichnamige Stadt, 452 m ü. M., Residenz des Fürsten und Sitz des Landratsamts und eines Amtsgerichts, hat ein Schloß, eine evangelische und eine kath. Kirche und (1880) 1885 Einw. In B. ward 1726 die sogen. Berleburger Bibel gedruckt, eine aus separatistischen Kreisen hervorgegangene Bibelübersetzung in 8 Bänden, die um ihrer chiliastisch-theosophischen Anmerkungen und Auszüge aus den Werken früherer Mystiker willen berühmt geworden ist. Eine neue Ausgabe derselben erschien in Stuttgart 1856–60. Vgl. Heppe, Geschichte der quietistischen Mystik (Berl. 1875).

Berlengasinseln, s. Peniche.

Berlepsch, 1) Friedrich Ludwig, Freiherr von, hannöv. Staatsmann, geb. 4. Okt. 1749 zu Stade, studierte in Göttingen die Rechte, trat 1769 in den hannöverschen Staatsdienst und wurde 1787 Hofrichter und Landrat. 1794 machte er, da der König Georg III. von einem Ausgleich mit Frankreich nichts wissen wollte, den Ständen den Vorschlag, ohne Zuthun Englands für Hannover mit Frankreich über Neutralität zu unterhandeln. Deshalb als Landesverräter 1795 aller seiner Ämter entsetzt, klagte er gegen die hannöversche Regierung bei dem Reichskammergericht zu Wetzlar, gewann zwar den Prozeß, ward aber doch verbannt und erst, als Hannover ein Teil des Königreichs Westfalen wurde, Präfekt zu Marburg, wo er den höchst bedenklichen Aufstand von 1809 unterdrückte, dann Staatsrat zu Kassel. Eine Streitschrift gegen das Erpressungssystem des Finanzministers Malchus stürzte ihn abermals, worauf er sich auf sein Schloß B. zurückzog. Eine Entschädigungsklage gegen den König von Hannover blieb erfolglos. Er starb 22. Dez. 1818 in Erfurt. Er schrieb: „Pragmatische Geschichte des landschaftlichen Finanz- und Steuerwesens der Fürstentümer Kalenberg und Göttingen“ (Braunschw. 1799); „Beiträge zur Finanzgeschichte des verschwundenen Königreichs Westfalen“ (das. 1813); „Über Grundsteuer in Deutschland und vollständiger Abriß der westfälischen Finanzgeschichte und der Verwaltung des Staatsvermögens im Königreich Westfalen“ (Götting. 1814, 2 Bde.) u. a. Vgl. „Schriften, betreffend die Dienstentlassung und Landesverweisung des Hofrichters v. B.“ (1797–1806, 6 Bde.).

2) August, Freiherr von, Bienenzüchter, geb. 28. Juni 1818 auf Seebach bei Langensalza, übernahm 1837 das väterliche Gut und widmete sich hier speziell der Bienenzucht. Er unterstützte 1845 Dzierzons Theorie, entwickelte dieselbe weiter und regte v. Siebold, Leuckart und Liebig zu bedeutungsvollen Arbeiten über das Bienenleben an. Er konstruierte auch eine eigentümliche Beute und legte seine reichen Erfahrungen in dem Buch „Die Biene und ihre Zucht in honigarmen Gegenden“ (3. Aufl., Mannh. 1873) nieder. 1858 siedelte B. nach Gotha über und starb 17. Sept. 1877 in München.

Berlichingen, Pfarrdorf im württemberg. Jagstkreis, Oberamt Künzelsau, an der Jagst, mit (1880) 1191 Einw. In der Nähe die Ruinen der Burg B., des Stammsitzes der Familie B., und das Kloster Schönthal.

Berlichingen, Götz (Gottfried) von, mit der eisernen Hand, berühmter Ritter, geb. 1480 zu Jagsthausen im jetzigen Württemberg, erhielt die ritterliche Bildung unter Leitung seines Oheims Konrad von Berlichingen, in dessen Gefolge er auch 1495 den großen Reichstag zu Worms und 1496 den zu Lindau besuchte. Nach dem Tod seines Erziehers trat er 1497 in die Dienste des Markgrafen Friedrich IV. von Brandenburg-Ansbach, folgte unter diesem dem Kaiser nach Burgund, Lothringen, Brabant und 1499 nach der Schweiz. 1500 leistete er dem Ritter Thalacker in einer Fehde gegen den Herzog von Württemberg mit einigen selbstgeworbenen Reitern Hilfe. Darauf kämpfte er 1502 unter dem Markgrafen Kasimir von Brandenburg gegen Nürnberg. Der Ausbruch des Landshuter Erbfolgekriegs zwischen Rheinpfalz und Bayern rief ihn 1504 zu den Fahnen des Herzogs Albrecht von Bayern; in diesem Krieg verlor er bei der Belagerung Landshuts durch einen Schuß aus einer Feldschlange die rechte Hand, welche durch eine künstlich von Eisen gearbeitete ersetzt wurde. Trotzdem focht B. unermüdlich bald Fehden in eigner Sache aus (15 an der Zahl), bald leistete er „Freunden und guten Gesellen“ Hilfe, meistens zum Zweck des Gewinnes an Beute und Lösegeld, selten zum Schutz Unterdrückter. So kämpfte er 1509–11 mit der Stadt Köln, dann mit dem Bischof von Bamberg. Als er 18. Mai 1512 bei Forchheim 95 Nürnberger und andre Kaufleute überfiel, ward er vom Kaiser Maximilian geächtet und erst 1514 gegen das Versprechen, 14,000 Fl. zu zahlen, von der Acht befreit. Aber schon 1516 geriet

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 751. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0751.jpg&oldid=- (Version vom 7.5.2021)