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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

nannte ihn in Gedichten seinen „Ovid“ und bezeichnete ihn als Voltaires Nachfolger, wofür sich dieser durch scharfe Spottgedichte auf B. rächte. Nach kurzem Aufenthalt in Dresden nach Paris zurückgekehrt, ward B. während der Schreckenszeit eingekerkert und starb im Elend 8. Nov. 1805. In seinen Romanen und Trauerspielen liebte er das Schaurige und Düstere; aufgeführt worden ist allein „Le comte de Comminges“. Seine „Poésies“ erschienen 1751 (3 Bde.).

Bacŭlus (lat., Bakel), Stock; B. pastoralis (episcopalis), Hirten-, Krumm-, Bischofstab.

Bacup (spr. bä́cköp), Fabrikstadt in Lancashire (England), 10 km südlich von Burnley, am Irwell, inmitten der als Rossendale Forest bekannten Heidehügel, mit (1881) 25,033 Einw., welche Baumwoll- und Wollwarenfabrikation betreiben.

Baczko (spr. batschko), Ludwig von, deutscher Schriftsteller, geb. 8. Juni 1756 zu Lyck in Ostpreußen, studierte zu Königsberg Jurisprudenz, erblindete jedoch im 21. Lebensjahr und lebte nun, mit Unterrichterteilen und Schriftstellerei beschäftigt, zu Königsberg, bis er 1816 Vorsteher des Blindeninstituts daselbst wurde. Er starb 27. März 1823. Von seinen zahlreichen Schriften verdienen besondere Erwähnung: „Geschichte Preußens“ (Königsb. 1793–1800, 6 Bde.); „Geschichte des 18. Jahrhunderts“ (das. 1806–10, 4 Bde.); „Geschichte der französischen Revolution“ (2. Aufl., Halle 1818, 2 Bde.) und „Geschichte meines Lebens“ (Königsb. 1824, 3 Bde.).

Bad (Balnĕum), Eintauchung des Körpers oder einzelner Teile desselben in eine Flüssigkeit, wobei die Oberfläche des Körpers längere Zeit hindurch mit jener in Berührung bleibt. Auch bezeichnet man die Anwendung strömender oder fallender Flüssigkeit auf den Körper als B. und redet daher von Tropf-, Gieß- und Douchebädern. Hinsichtlich der Anwendungsweise der Bäder oder der Art der Eintauchung des Körpers oder einzelner Teile unterscheidet man allgemeine oder ganze Bäder (Vollbäder), wobei der ganze Körper in die Flüssigkeit eingetaucht wird, von den partiellen oder örtlichen Bädern und unter diesen wiederum Halbbäder, wobei nur die untere Körperhälfte sich in dem B. befindet, Sitzbäder, bei welchen nur das Gesäß und ein Teil des Unterleibs eingetaucht ist, Arm- und Handbäder, Fußbäder etc. Auch nach den Stoffen, welche man zu den Bädern verwendet, werden dieselben benannt, und man hat daher: einfache Wasserbäder und medizinische Bäder, welche Salze (Mineralbäder, Solbäder, Laugenbäder), vegetabilische (Kräuter-, Fichtennadel-, Kleien-, Malz-, Senfbäder) oder tierische Substanzen (Ameisenbäder) enthalten. Im weitern Sinn rechnet man zu den Bädern, obschon der Körper dabei nicht mit tropfbarflüssigen Stoffen in Berührung kommt, die Dampf-, Gas-, Schlamm-, Erd-, Sand-, Tier- und Luftbäder. Berücksichtigt man die Temperatur der Bäder, so teilt man sie ein: in kalte, von einer Temperatur von +10 bis 18° R., und kühle, von +18 bis 24° R., lauwarme und warme, von +24 bis 30°, und heiße Bäder, von +30 bis 36°[WS 1] und mehr. Endlich benennt man die Bäder nach der künstlichen Vorrichtung oder der von der Natur gebotenen Gelegenheit und unterscheidet demnach: Fluß-, See- und Wellenbäder, Wannenbäder und in Bezug auf die Art der mechanischen Einrichtung: Douche-, Sturz-, Staub-, Tropf-, Spritz-, Regenbäder etc. Faßt man die dem B. zugemischten Stoffe und ihre Wirkung ins Auge, so unterscheidet man: reizende Bäder, wenn Asche, Salz, Senfmehl, Lauge oder Pottasche, erweichende Bäder, wenn Kleie, Malz u. dgl., stärkende Bäder, wenn aromatische Kräuter, mit Wasser infundiert, oder adstringierende Stoffe, Eisenpräparate etc., und endlich krampfstillende Bäder, wenn Baldrian, Rosmarin, Tausendgüldenkraut etc. dazu verwendet werden.

Die erste, rein äußerliche Wirkung des Bades ist die Reinigung des Körpers von Schweiß, Staub und den abgestoßenen Schichten der Oberhaut. Die Notwendigkeit dieser ersten Wohlthat findet mehr und mehr allgemeine Anerkennung; nicht nur, daß die Pflege kleiner Kinder ein tägliches B. erfordert, so hat man auch angefangen, für äußerst wohlfeilen Preis (10 Pf.) für Erwachsene ein warmes B. herzustellen, welches namentlich für den Arbeiter wohlthätig ist und in unsrer öffentlichen Gesundheitspflege eine schmerzlich empfundene Lücke ausfüllt.

Zum zweiten ist das B. gesundheitförderlich, je nach seiner Temperatur. Während des kalten Bades werden die Haut und die Extremitäten blutärmer, die innern Organe des Körpers aber entsprechend blutreicher. Nach dem kalten B., zumal wenn die Haut durch Wellenschlag und starken Salzgehalt noch stärker gereizt war, also nach einem Seebad, entsteht früher oder später ein Gefühl des Wohlbehagens durch das vermehrte Einströmen des Bluts in die feinen Gefäße der Haut und durch das damit zurückkehrende Gefühl der Wärme. Der Stoffwechsel wird lebhaft angeregt, Körper und Geist gewinnen an Straffheit und Elastizität, und noch längere Zeit bleibt nach einer Seebadekur erhöhte Widerstandsfähigkeit zurück. Voraussetzung ist freilich, daß nicht Kranke in vorgeschrittenem Kräfteverfall, Rekonvaleszenten nach schwerem Typhus, leicht erregbare, nervöse oder herzkranke Personen sich der Kur kalter Bäder unterziehen. In zweifelhaften Fällen überlasse man dem Arzte die Entscheidung.

Die Wirkung der warmen Bäder, deren Temperatur derjenigen des Bluts nahekommt, besteht darin, daß die Haut sich rötet und erschlafft, die Blutzirkulation in der Haut also gesteigert wird. Der Puls ist beschleunigt, der Atem frequenter, die Wasser- und Kohlensäureausscheidung durch die Lungen gesteigert, die Ernährungsvorgänge an den Geweben des Körpers finden leichter und schneller statt. Das warme B. wirkt also im wesentlichen beruhigend und bei herabgekommenen, blutarmen Individuen sowie nach starken körperlichen Anstrengungen zugleich stärkend. Deshalb wendet man die warmen Bäder bei krampfhaften Affektionen (namentlich auch der Unterleibs- und Geschlechtsorgane), bei erhöhter Nervenreizbarkeit und manchen andern Nervenleiden, Neuralgien, Rheumatismus, Gicht etc. mit Erfolg an. Das warme B. ist weiterhin ein vortreffliches Mittel, um bei eingeklemmten Brüchen oder bei Ausrenkungen der Glieder eine wohlthätige Abspannung hervorzurufen, wobei die Reposition viel besser gelingt. In neuerer Zeit hat man in der Chirurgie sogen. permanente Wasserbäder angewendet. Diese Einrichtung besteht darin, daß einzelne Körperteile oder selbst der ganze Körper tage- und wochenlang in einer fortwährend sich erneuernden, aber gleich temperierten Wassermasse eingetaucht bleiben. Bei ausgedehnten Verbrennungen, Quetschwunden, sehr großen Geschwüren etc. sind dadurch die besten Erfolge erzielt worden. Heiße Bäder werden vorzugsweise örtlich, d. h. als Fuß- und Handbäder, angewendet, teils um entzündliche Vorgänge an denselben zu steigern und sie somit schneller zum Ablaufen zu bringen, teils um das Blut nach dem heiß gebadeten Teil hin- und von einem entfernten kranken Organ abzuleiten.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. 36 °R = 45 °C, vgl. Thermomēter in Band 15.
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0220.jpg&oldid=- (Version vom 4.5.2022)