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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2

und eines fruchtbaren und die Vegetation begünstigenden Bodens, der aus der Auflösung des Porphyrs und ähnlicher eruptiver Gesteine entstanden ist, mit üppigen, dicht verwachsenen Wäldern bedeckt, die an die andrer tropischer Gegenden erinnern. Die großen wüsten Ebenen des Innern, seltener, wie im südlichen Queensland und im südlichen Westaustralien, auch die Hochebenen, sind zuweilen mit dichtem Gebüsch (Scrub) bedeckt, das überwiegend aus Akazien, hier und da auch aus Eukalypten besteht. Die Wiesen sind mit denen der nördlichen gemäßigten Zone nicht zu vergleichen. Nirgends sieht man die gleichmäßigen Grasteppiche derselben, denn die australischen Gräser wachsen nur in einzelnen Büscheln. Das zum Anbau taugliche Land ist verhältnismäßig von geringer Ausdehnung. In den großen Ebenen des Innern sind weite Strecken nur mit niedrigen, krautigen, salzhaltigen Boden liebenden Pflanzen (Amarantaceen, Chenopodiaceen, Polygonaceen), dem sogen. Salzbusch der Kolonisten, bedeckt, die für die Viehzüchter sehr wichtig sind; wenige Stellen sind ganz nackt und pflanzenleer.

In der Verbreitung der Tiere bestehen in A. besondere Gesetze für die See- und Landtiere. Bei den erstern muß man zwei Klassen unterscheiden: die Tiere der Nord-, Ost- und Westküsten, die dem Indischen, und die der Südküste, die dem Südlichen Ozean angehören; beide sind an schönen und seltenen Geschöpfen reich, doch mit dem Unterschied, daß die erstere in den niedriger stehenden Seegeschöpfen, die zweite in den höher organisierten das Übergewicht hat. Daher finden sich Zoophyten, Radiaten etc. in der Tropenzone am häufigsten, wo nicht allein; auch die Mollusken sind im tropischen A. viel zahlreicher, schöner und vollkommener als im südlichen, wo besondere Gattungen auftreten, und die ozeanischen Amphibien (Seeschlangen, Schildkröten) finden sich nur im Indischen und Stillen Ozean. Aber schon in den Fischen steht die Südküste den tropischen Teilen des Kontinents in keiner Beziehung nach. Seevögel finden sich am mannigfaltigsten und zugleich in größter Fülle im südlichen A. und, wie die ozeanischen Mammalien, besonders häufig in der Baßstraße und um Tasmania. Von letztern hat das tropische A. (außer Delphinen) bloß den Dugong (Halicore), dessen Hauptheimat die Nord- und Nordostküste und die Torresstraße sind, das südliche dagegen einen großen Reichtum an Phokenarten, die, wie die Walfische, früher Veranlassung zur lebhaften Betreibung des Fanges gaben, bis die Tiere durch die unablässigen Nachstellungen vertrieben wurden. Was die Landtiere betrifft, so sind Insekten selbst in den wüstesten Landstrichen zahlreich verbreitet. Von Amphibien gibt es in Menge bloß Eidechsen und Schlangen; Frösche und Landschildkröten sind in einem so überwiegend trocknen Land ebensowenig häufig wie die im süßen Wasser lebenden Fische und Mollusken. Keine Klasse findet sich jedoch in A. in zahlreichern und eigentümlichern Arten als die Vögel. Am häufigsten und verschiedenartigsten sind die sperlingsartigen Vögel, im ganzen weniger häufig Raubvögel; von den Tauben und Klettervögeln sind vorzugsweise zwei Gattungen, Tauben und Papageien, in einer großen Menge von Arten und überall in großen Scharen verbreitet; auch Stelz- und Schwimmvögel sind sehr häufig. Überdies sind viele Vögel nicht bloß durch eigentümliche Bildung, wie der Emu oder Kasuar (Dromaeus), sondern auch durch große Schönheit ausgezeichnet, wie der schwarze Schwan, der Waldfasan (Menura), der Prinzregentenvogel (Sericulus), Epimachus, Leipoa, Chlamydera etc. In einem höchst auffallenden Gegensatz dazu steht die geringe Zahl der auf dem Land lebenden Mammalien und die außerordentliche Einförmigkeit ihrer Bildung. Nach einer Schätzung gibt es in A. 110 Arten von Beuteltieren, 24 von Fledermäusen, 1 Hundeart und 30 Arten von Ratten und Mäusen. Die Beuteltiere (Känguruh, Wallaby, Opossum u. a.) sind für A. charakteristisch; einige Gattungen kommen nur noch in Neuguinea und auf den Molukken vor und eine in Südamerika. Eigentümlich sind dem Erdteil das Schnabeltier (Ornithorhynchus) und der Ameisenigel (Echydna hystrix). Heuschreckenschwärme richten oft großen Schaden an. Aus Europa sind unsre Haustiere, Kaninchen (jetzt eine wahre Landplage), Hasen, Hirsche, viele Singvögel (auch die ebenfalls sehr lästigen Sperlinge) und Fische mit gutem Erfolg eingeführt worden. Die aus Asien herübergeführten Kamele haben bei den Forschungsreisen gute Dienste geleistet, und die Straußenzucht verspricht in Südaustralien gute Resultate.

Bevölkerung.

Die Ureinwohner (s. Tafel „Ozeanische Völker“). Die Eingebornen des Festlandes, zu denen man auch die vor einigen Jahren ausgestorbenen Tasmanier zu rechnen hat, bilden eine besondere Menschengruppe, welcher die Papua noch am nächsten stehen. Als allgemeine äußere Merkmale müssen angesehen werden: die eigentümliche Schädelbildung (prognath und phanerozyg), das schwarze, nicht wollige (wie bei den Negern), aber stets gekräuselte Haar mit stark elliptischem Querschnitt, platt gedrückte Nase, großer Mund mit dicken Lippen und weißen, starken Zähnen, guter Bartwuchs, dunkle, meist schmutzig braune, selbst schwarze, in einzelnen Fällen aber auch kupferrote Hautfarbe. In Größe und Stärke unterscheiden sich die Bewohner verschiedener Gegenden sehr wesentlich voneinander. Aber allen sind die breite Brust, die Geschmeidigkeit der Glieder, Gewandtheit im Klettern, unterstützt durch eine wunderbare Greiffähigkeit der Zehen, außerordentliche Schärfe des Gesichts und Gehörs gemeinsam. Sie sind vorzügliche Schwimmer und Taucher, eine Fähigkeit, die sie zu begehrenswerten Gehilfen bei der Perlenfischerei macht. Die geistige Begabung ist weit größer, als man früher anzunehmen geneigt war, wie ein Blick in den Bau ihrer Sprache, ihre poetischen Versuche, die Bildernamen, welche sie einigen Fixsterngruppen gaben, die Benennung von acht verschiedenen Windrichtungen u. a. beweisen. Dagegen sind die bildlichen Darstellungen, welche man in Felswände eingeritzt, auch in Farben vorfand, sehr roh gehalten. In den durch Missionen gegründeten Schulen zeigen sich die Kinder der Eingebornen in vieler Hinsicht gleichalterigen weißen Kindern gewachsen. Unausrottbar aber scheint der Hang zum Umherschweifen und zur Rückkehr in die alte Lebensweise. Die Bekleidung besteht in der Regel höchstens in einem schmalen Gürtel, Fellstreifen, Decken aus Fellen, Binsenmatten u. dgl. Verzierungen des Körpers durch Bänder um Kopf, Arme, Hüften, Federn in den Haaren, Hundeschwänze und Zähne, im Bart befestigt, u. a. finden ganz allgemein statt. Die Nasenscheidewand wird häufig durchbohrt und ein geglätteter und zugespitzter Knochen oder Stab hineingesteckt. Der Körper wird mit Fett eingerieben (auch gegen Kälte) und rot, weiß, schwarz bemalt. Im N. findet man hohe Haarfrisuren, mit Gras zusammengebunden, von helmähnlichem Aussehen. Zuweilen wird der Bart

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 2. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b2_s0148.jpg&oldid=- (Version vom 20.5.2022)