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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Arquebusade, Arquebuse, s. Arkebusade, Arkebuse.

Arques (spr. ark), Städtchen im franz. Departement Niederseine, Arrondissement Dieppe, an der Eisenbahn Paris-Dieppe, mit Kastell und (1881) 1360 Einw. Am 21. Sept. 1589 Sieg Heinrichs IV. über die Liguisten unter dem Herzog von Mayenne.

Arrak (Arak, Rak, in Ostindien allgemeine Bezeichnung gebrannter Getränke), alkoholisches Destillat von eigentümlichem Aroma, wird durch Gärung aus Reis, bisweilen unter Zusatz von Palmensaft und Arekanüssen, oder aus Palmensaft allein, sehr häufig auch aus der Melasse von Rohrzucker unter Zusatz von Reis gewonnen. Man maischt den Reis ein, um das Stärkemehl, welches derselbe enthält, in Zucker zu verwandeln, bringt die Flüssigkeit in Gärung, scheidet den Alkohol durch Destillation ab und rektifiziert ihn ein-, auch zweimal. Guter A. ist klar, farblos oder nur wenig gefärbt, frei von jeglichem Fuselgeruch und enthält 50–54 Proz. Alkohol. Er bildet in den Ländern des Ostens einen bedeutenden Handelsartikel; Hauptpunkte der Fabrikation sind: Java (A. de Batavia), Goa, Ceylon, Siam. Batavia- und Goa-A. kommen bei uns am häufigsten vor, ersterer ist meist wasserhell, letzterer schön gelblich, schwächer, aber von größerer Feinheit. Der meiste A. des Konsums ist entweder mit echtem A. verschnittener Spiritus oder Spiritus mit Rumäther und starkem Theeaufguß etc. Bisweilen wird auch bei uns aus billigem Reis oder aus Reisabfällen ein sehr reiner, fein schmeckender Spiritus bereitet.

Arrakan, s. Arakan.

Arrakatscha, s. Aracacha.

Arran (spr. ä́rränn), Insel im Firth of Clyde (Schottland), 430 qkm (7½ QM.) groß mit (1881) 4762 Einw., ist namentlich im N., wo der Goatfell (Gaedhbhein oder Windberg) zu 950 m ansteigt, sehr gebirgig; im südlichen Teil finden sich nur Höhen bis 300 m. Die geologische Bildung zeigt große Mannigfaltigkeit, denn im N. herrschen Granit und Glimmerschiefer, im S. von Basalt und Porphyr durchbrochene Sandsteine vor, und die ganze Insel ist reich an malerischen Partien, Wasserfällen etc. Die Männer treiben Viehzucht, Ackerbau, Fischfang. An der Ostküste liegen Brodick, mit altem Schloß, Sitz des Herzogs von Hamilton, und Lamlash, am großen, durch Holy Island geschützten Hafen; an der Westküste mündet, südlich vom Basaltvorgebirge Druimodune, das fruchtbare Thälchen von Shiskan. Der Sage nach ist A. letzter Aufenthaltsort Ossians; auch findet man viele Reste aus der Zeit der Druiden.

Arrangement (franz., spr. -angsch’māng), Anordnung, Einrichtung; Abfindung, Vergleich, gütliche Übereinkunft. In der Musik heißt A. insbesondere die Bearbeitung eines Tonstücks für andre Instrumente, als der Komponist es geschrieben (z. B. der Klavierauszug eines Orchesterwerks oder umgekehrt die Bearbeitung eines Klavierwerks für Orchester u. dgl.). – Im Wiener Börsenverkehr müssen die durch Vermittler „per A.“ geschlossenen Geschäfte dem von dem dortigen Giro- und Kassenverein errichteten Arrangementsbüreau übertragen werden; an demselben erfolgt das A. nach den sogen. Arrangementsbogen, auf denen Käufe und Verkäufe einander gegenübergestellt werden, es ist also eine Art Clearing-house für Effekten.

Arraninseln, s. Araninseln.

Arrarōba, s. Andira und Chrysarobin.

Arras (spr. arra oder arraß), Hauptstadt des franz. Departements Pas de Calais, 66 m ü. M., an der schiffbaren Scarpe (Nebenfluß der Schelde) und an der französischen Nordbahn gelegen, ist eine Festung ersten Ranges, zerfällt in die Altstadt (Cité) auf der Höhe und die Neustadt (Ville) in der Ebene und ist regelmäßig, bereits in vlämischem Charakter gebaut. Unter den Bauwerken sind die neue Kathedrale, die ehemalige Benediktinerabtei St. Waast und das Rathaus mit schönem Turm hervorzuheben. A. zählt (1881) 27,041 Einw. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Spitzen, Strumpfwaren, Rübenzucker, landwirtschaftlichen Maschinen und Bierbrauerei. Der Handel mit Getreide und Öl ist ansehnlich. A. ist Bischofsitz, hat 2 Seminare, 1 medizinische Schule, 1 Bibliothek (40,000 Bände) und 1 Museum. In der Nähe das Dorf St.-Laurent-Blangy mit Metallgießerei und Maschinenfabrik. – A. war die Hauptstadt des keltischen Volks der Atrebaten und hieß Nemetocenna (Nemetacum), später Atrebatä; es ward 407 von den Vandalen zerstört. In der Folge Hauptstadt der Grafschaft Artois, kam es mit letzterer an Burgund und ward Residenz des herzoglichen Hofs. Hier wurde 21. Sept. 1435 der Friede zwischen Karl VII. von Frankreich und Philipp dem Guten von Burgund und 23. Dez. 1482 der Friede zwischen Ludwig XI. und den niederländischen Ständen geschlossen, in welchem A. an Frankreich abgetreten ward. Im J. 1493 fiel jedoch die Stadt an Österreich zurück, das nun über einem Thor derselben die Inschrift anbringen ließ:

Quand les Français prendront Arras,
Les souris mangeront les chats!

(Wenn die Franzosen Arras bezwingen,
Werden die Mäuse die Katzen verschlingen!)

Als die Franzosen 1640 die Stadt dennoch eroberten, nahmen sie aus der Inschrift nur den Buchstaben p hinweg, wodurch aus dem „bezwingen“ ein „übergeben“ wurde. Im Pyrenäischen Frieden 1659 blieb A. bei Frankreich und wurde unter Ludwig XIV. von Vauban als Festung ausgebaut und mit bombenfesten Kasematten und starker Citadelle versehen. A. ist der Geburtsort der Brüder Robespierre.

Arratel (Plural: Arrateïs, Libra), Handelsgewicht, bis 1868 in Portugal und bis 1873 in Brasilien, à 16 Onças = 459 g. 32 Arrateïs = 1 Arroba. 128 Arrateïs = 1 Quintal (Zentner).

Arrazzi (ital.), nach der Stadt Arras in Flandern, ihrem Fabrikationsort, genannte, nach Kartons berühmter Maler gewebte Teppiche, insbesondere die zehn nach Raffaels Zeichnungen mit Szenen aus der Apostelgeschichte in farbigen (seidenen und wollenen) und goldenen Fäden für die Sixtinische Kapelle gewebten Teppiche (jetzt im Vatikan). Von Arras ausgehend, verbreitete sich die Fabrikation der A. über ganz Flandern und die übrigen Niederlande, wo die Teppichweberei besonders in Brüssel und Gent blühte. Ein zweites Exemplar der Raffaelschen A. befindet sich im Berliner Museum (neun Nummern), ein drittes in der Dresdener Galerie (sechs Nummern).

Arrebo, Anders, dän. Dichter, geb. 1587 zu Aeroeskjöbing auf Aeroe, ward schon im 30. Jahr (1617) Bischof von Drontheim, aber wegen anstößigen Lebenswandels vom Reichstag in Bergen 1622 abgesetzt, später als Prediger zu Vordingborg auf Seeland wieder angestellt, wo er 1637 starb. Er gilt als der Vater der neuern Poesie in Dänemark. Noch jetzt werden, außer vielen seiner Gedichte nicht religiösen Inhalts, seine gereimte Übersetzung der Psalmen Davids und ein „Hexaemeron“ (Nachbildung eines Gedichts des Franzosen Bartas über die sechs Schöpfungstage) hoch geschätzt. Seine Biographie schrieb Roerdam (Kopenh. 1857, 2 Bde.).

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 865. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0865.jpg&oldid=- (Version vom 14.11.2021)