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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

purpurroter Cousinot. Für denselben Zweck, aber in gegen rauhe Winde mehr geschützten Lagen sind geeignet: königlicher Kurzstiel, Landsberger Renette, Baumanns Renette, Wintergoldparmäne, Luikenapfel, Karmeliterrenette, Taftapfel, gelber Edelapfel, brauner Matapfel, Porkers Pepping. Koch empfiehlt zum Anbau in erster Linie folgende zehn Winteräpfel, welche für alle Zwecke geeignet sind: Orléans-, Karmeliter-, Ananas-, Muskatrenette, Gravensteiner, Alantapfel, gelber Bellefleur, deutscher Pepping, Goldzeugapfel, Pariser Rambourrenette. Am wichtigsten von allen Äpfelsorten ist der Borsdorfer, welcher schon im 16. Jahrh. in Thüringen, Sachsen und Frankreich gebaut wurde und seinen Namen von einem Dorf bei Meißen, wo er entstanden ist, erhielt. Er wird in großer Menge in Mecklenburg, in der Altmark, in Böhmen, Südtirol und in der Krim angebaut und namentlich nach Dänemark, Schweden und Rußland exportiert. Er besitzt die größte Gebrauchsfähigkeit, verlangt aber guten Boden, ist auch in betreff der klimatischen Verhältnisse wählerisch und trägt erst in 10–12 Jahren. Südtirol und Oberitalien liefern die zu den Taubenäpfeln gehörenden weißen und roten Rosmarinäpfel und den Edelroten, die aber nur in diesem südlichen Klima ihre Vollkommenheit erreichen.

Das spezifische Gewicht der Äpfel schwankt von 0,75–0,9, der Gehalt an Trockensubstanz von 13–25 Proz., der Saft hat ein spezifisches Gewicht von 1,02–1,08, gewöhnlich 1,02–1,04. Der Gehalt des Safts an Zucker schwankt zwischen 4 und 12 Proz., an Säuren (als Äpfelsäure berechnet) zwischen 0,3 und 1,1 Proz. Faserstoff enthalten die Äpfel 2,0–4,4 Proz. Die Tabelle gibt einige Beispiele von dem Gehalt an den wesentlichsten Bestandteilen.

  Zucker Äpfel­säure Pektin Wasser Faser
Englische Goldparmäne 10,4 0,48 5,11 81,87 2,18
Englische Granatrenette 7,3 0,48 2,47 87,27 2,90
Gravensteiner Apfel 10,9 0,44 1,35 85,15 2,17
Borsdorfer Apfel 7,6 0,61 6,85 82,49 2,44
Weißer Matapfel 9,0 0,01 3,35 82,13 4,53
Deutscher Glasapfel 7,1 0,67 3,83 86,32 2,04

Sollen Äpfel aufbewahrt werden, so müssen sie zu rechter Zeit und mit Vorsicht abgenommen werden. Letzteres geschieht am besten, solange die Sonne scheint, an hellen, trocknen Tagen und zwar bei Sommeräpfeln, sobald einzelne Früchte abfallen, bei Herbstäpfeln in trocknen Jahren von Mitte bis Ende September, bei Winteräpfeln jedenfalls erst, nachdem die Blätter abgefallen sind. Sehr große Vorräte bewahrt man in Mieten wie Kartoffeln auf, kleinere Quantitäten legt man einzeln auf trockne Bretter oder Stroh in luftige Kammern oder helle, trockne Keller. In neuerer Zeit zieht man die Anwendung gut verschließbarer Fässer vor und schichtet die Äpfel in diesen am besten zwischen reinem, ganz trocknem Sand, so daß sie sich gegenseitig nicht berühren. Der Apfel findet die mannigfachste Verwendung: als frisches Obst, in der Küche, als Backobst, zur Darstellung von Kraut, Apfelwein, Essig und Branntwein; aus sauren Äpfeln wird in Apotheken das Extractum ferri pomatum, ein beliebtes Eisenmittel, dargestellt, während die Benutzung von Äpfeln zu Pomaden veraltet ist. Das harte, dauerhafte Holz des Apfelbaums wird verarbeitet, doch zieht man das Holz des wilden Apfelbaums vor. Die Rinde diente früher zum Färben, die Wurzelrinde enthält Phloridzin. Vgl. Obstbaumzucht. Dort siehe auch über die Feinde des Apfelbaums.

Der Apfel spielt in der Symbolik eine große Rolle. Nach späterer griechischer Mythe war Dionysos, der Geber des Weins, auch der Schöpfer des Apfelbaums, welchen er der Aphrodite schenkte. Dadurch ward derselbe erotisches Bild. Aphrodite schenkte drei goldene Äpfel dem Melanion, mit welchen dieser die schnellfüßige Atalante zum Weib gewann. Eris aber erregte durch den goldenen Apfel, den sie an der Hochzeit des Peleus und der Thetis unter die Gäste warf, selbst die Eifersucht der drei ersten Göttinnen (Apfel der Eris). Die goldenen Äpfel der Hesperiden hatte Gäa der Hera bei der Vermählung derselben mit Zeus geschenkt; Herakles holte sie im Lande der Hyperboreer, wo sie von dreien der Hesperiden und von einem hundertköpfigen Drachen bewacht wurden. In der nordischen Mythe sind Äpfel die Speise der Asen, Iduna ihre Bewahrerin. Nach altgermanischer Vorstellung ist der Apfel Symbol der Mutterbrust und der nährenden Liebe und als Reichsapfel (s. d.) mit dem Kreuz Symbol der Weltherrschaft. Nach der biblischen Erzählung war es ein Apfel, welcher die ersten Menschen zum Falle brachte.

Apfelbeerstrauch, s. Sorbus.

Apfelbutter, s. Kraut.

Apfelfrucht, Form der beerenartigen Früchte, vgl. Frucht.

Apfelkraut, s. Kraut.

Apfelkreuz, auch Kugel- oder Pilgerstabkreuz genannt, in der Heraldik ein Kreuz, dessen vier Arme am Ende mit einer Kugel besetzt sind.

Apfelöl, s. v. w. Apfeläther.

Apfelsauger, s. Blattflöhe.

Äpfelsäure C4H6O5, sehr verbreitete Pflanzensäure, findet sich (häufig neben Weinsäure und Zitronensäure) in Äpfeln, Vogelbeeren, Kirschen, Pflaumen, Ananas, Erd- und Heidelbeeren, im Tabak, Lattich, in den Rhabarberblattstielen etc. Man bereitet die Ä. aus unreifen Vogelbeeren, indem man deren Saft nicht vollständig mit Kalkmilch neutralisiert, dann anhaltend kocht, den ausgeschiedenen neutralen äpfelsauren Kalk in heißer verdünnter Salpetersäure löst, den beim Erkalten kristallisierenden sauren äpfelsauren Kalk mit Bleizucker und das gebildete äpfelsaure Bleioxyd mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelblei abfiltrierte Lösung gibt beim Verdampfen farb- und geruchlose Kristalle, welche stark sauer schmecken, an der Luft zerfließen, in Wasser und Alkohol sich leicht lösen, bei 83–100° schmelzen, bei Behandlung mit Salpetersäure Oxalsäure und in Berührung mit faulenden Körpern Bernsteinsäure, Essigsäure, Buttersäure und Kohlensäure geben. Die Ä. bildet neutrale und saure, meist in Wasser lösliche Salze, von denen das Eisensalz sich im offizinellen Extractum ferri pomatum findet, welches durch Digerieren saurer Äpfel mit Eisendrehspänen bereitet wird. Bei Bleichsucht ist dieses Präparat ein beliebtes Eisenmittel, das, in 9 Teilen weingeistigem Zimtwasser gelöst, die Tinctura ferri pomata bildet.

Apfelsine, s. Citrus.

Apfelstecher, s. Blattroller.

Apfelstedt, linker Zufluß der Gera in Thüringen, kommt vom Thüringer Wald und entsendet bei Georgenthal einen Arm zum Wesergebiet (s. Leine 2).

Apfelwein, s. Obstwein.

Aphäa, s. Britomartis.

Aphakīe (griech.), der Zustand der Lichtbrechung des Auges bei Abwesenheit der Linse, erfordert sehr starke Konvexgläser; s. Star.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 676. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0676.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2023)