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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Hymenopterologische Studien. Heft 1: Formicariae (Aach. 1850); Forel, Les fourmis de la Suisse (in „Neue Denkschriften der Allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft für die gesamten Naturwissenschaften“, Bd. 26, Bas. 1874); Büchner, Aus dem Geistesleben der Tiere (2. Aufl., Berl. 1877); Lubbock, A., Bienen und Wespen. Beobachtungen über die Lebensweise der geselligen Hymenopteren (deutsch, Leipz. 1883); Mac Cook, The honey ants of the garden of the gods and the occident ants of the American plains (Philad. 1882).

Ameisen, weiße, s. v. w. Termiten.

Ameisenäther, s. Ameisensäure.

Ameisenbäder, s. Bad.

Ameisenbär, s. Ameisenfresser.

Ameisenfresser (Myrmecophăga L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Zahnlücker (Edentata) und der Familie der Ameisenfresser (Myrmecophagidae), gestreckt gebaute Tiere mit sehr stark verlängertem Kopf und Schwanz, zahnlosen Kiefern, langer, röhrenförmiger Schnauze, sehr enger Mundspalte, langer, runder, weit vorstreckbarer Zunge, deutlichen, abgerundeten Ohren und schlanken Hinterbeinen, welche schwächer sind als die Vorderbeine. Das Haarkleid ist lang, dicht, struppig. Einige Arten besitzen einen Greifschwanz und klettern; auf dem Boden bewegen sie sich langsam und ungeschickt und treten vorn mit dem äußern Fußrand auf, wobei die Krallen nach innen gebogen sind. Alle Arten leben in Südamerika von Guayana bis zum La Plata, nähren sich von Ameisen und bemächtigen sich derselben, indem sie mit ihren Klauen die Ameisenkolonien und Termitengebäude aufreißen und die lange, klebrige Zunge hineinstecken, an welcher die Ameisen kleben bleiben. Sie bekommen nur ein Junges, welches sie auf dem Rücken tragen. Der große A. (Yurumi, Ameisenbär, Myrmecophaga jubata L., s. Tafel „Zahnlücker“), 1,25–1,6 m lang, hat einen 60–94 cm langen, buschig behaarten Schwanz, aber nur 30 cm hohe Beine; der Kopf gleicht einem langen, schmächtigen, etwas nach unten gebogenen Kegel und endet mit einer kleinen, stumpfen Schnauze. Die Haare am Kopf sind kurz, am Hals und Leib sehr lang, zottig, auffallend trocken, grob und borstig, teils braunschwarz, teils lichtbraun; auf jeder Schulter verläuft ein schwarzer, weiß eingefaßter Streifen, über dem Rückgrat eine Mähne von 16–18 cm langen Haaren. Die Zunge ist so dehnbar, daß das Tier dieselbe bis auf 50 cm Länge hervorstrecken kann. Er findet sich im östlichen Südamerika vom La Plata bis zum Karibischen Meer, schweift bei Tage einsam in den Ebenen umher und ruht, wo ihn die Nacht überfällt. Es ist still, friedlich, träge, langsam und lebt von Ameisen und Termiten. Die scharfen, großen Krallen an den vier Zehen der Vorderfüße dienen ihm zum Aufreißen der Termitenhügel und zur Verteidigung. Das Weibchen wirft im Frühjahr ein einziges Junge und trägt dies einige Zeit lang mit sich auf dem Rücken herum. Fleisch und Fell des Yurumi werden nur von den wildesten Indianern benutzt. Der Tamandua (Caguare, M. tetradactyla L.) ist fast um die Hälfte kleiner als der vorige, hat an den Vorderfüßen fünf, an den Hinterfüßen vier Zehen und einen Greifschwanz. Er bewohnt dieselben Länder wie der vorige, reicht aber bis Peru hinüber und findet sich hauptsächlich am Rande der Urwälder. Er ist ebenfalls sehr träge, klettert auf Bäume, hängt sich mit dem Greifschwanz an Zweige und sucht daselbst Ameisen und Gewürm auf. Er verbreitet, besonders wenn er gereizt wird, einen starken Moschusgeruch, welcher auch das Fleisch durchdringt. Dennoch wird dasselbe von Indianern und Negern gegessen.

Ameisenigel (Landschnabeltier, Echidna Cuv.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Kloakentiere, Tiere mit plumpem Körper, kurzem Hals, kleinem Kopf, langem, walzenförmigem Schnabel, sehr kleiner Mundöffnung, langer, dehnbarer, wurmartiger Zunge, zahnlosen Kiefern, kleinen Augen, ohne äußere Ohrmuschel und mit kurzen, fünfzehigen Füßen, welche mit starken, wenig gekrümmten Krallen bewaffnet sind; an den weit nach rück- und auswärts gekehrten Hinterbeinen besitzt das Männchen einen starken, spitzigen, durchbohrten Sporn, welcher mit einer Absonderungsdrüse in Verbindung steht; der Schwanz ist kurz, kaum sichtbar, der Körper oberhalb mit starken Stacheln und Haaren, unterhalb mit Borsten bedeckt. Die A. leben im südlichen Australien und auf Tasmania in Erdlöchern von Insekten, besonders Ameisen und Termiten, welche sie mit ihrer klebrigen Zunge auflecken. Am Tag sind sie in ihren Höhlen verborgen, gehen watschelnd und rollen sich zusammen, wenn sie schlafen oder sich verteidigen wollen. Die bekannteste Art, der stachelschweinartige A. (E. hystrix Cuv., s. Tafel „Kloakentiere“), 44 cm lang mit 1 cm langem Schwanz, ist auf dem Rücken mit weißgelblichen, schwarz gespitzten, fast 5 cm langen Stacheln, auf dem Kopf, an den Gliedmaßen und an der Unterseite mit schwarzbraunen, kurzen Haaren dazwischen bedeckt. Der A. bewohnt die gebirgigen Gegenden des südöstlichen Australien, gräbt unter Baumwurzeln Höhlen und Gänge, in denen er sich am Tag verborgen hält, und geht nachts auf Nahrung aus. Er frißt Insekten, Würmer, hauptsächlich Ameisen und Termiten, welche er mit der klebrigen Zunge aufnimmt. Er gräbt vortrefflich, versucht, angegriffen, gar keine Verteidigung, sondern schützt sich nur durch Zusammenkugeln oder Eingraben in die Erde. Von der Fortpflanzung dieses Tiers weiß man wenig. Man vermutet, daß es während der dürren Zeit einer periodischen Erstarrung unterworfen ist. Das Fleisch ist schmackhaft. Der langhaarige A. (E. setosa Geoffr.), bei welchem weiche, lange, rostbraune Haare die gelblichen Stacheln fast ganz verdecken, lebt in Neusüdwales, Victoria und auf Tasmania.

Ameisenjungfer, s. v. w. Ameisenlöwe.

Ameisenkriechen (Ameisenlaufen, Formicatio, Myrmecismus), ein prickelndes Gefühl in der Haut, als ob sich Ameisen dort befänden, geht besonders Schlagflüssen, Lähmungen, Krämpfen, auch manchen Ausschlägen und Gichtanfällen voran.

Ameisenlöwe (Ameisenjungfer, Myrmecoleon Burm.), Insektengattung aus der Ordnung der Netzflügler und der Familie der Ameisenlöwen (Myrmeleontidae), den Wasserjungfern gleichende, geflügelte Insekten mit kurzen, gegen die Spitzen hin keulenförmig verdickten Fühlern, halbkugeligen Augen, den Hinterkopf bedeckendem Prothorax und vier gleichen, in eine Spitze ausgezogenen Flügeln. Der gemeine A. (Myrmecoleon formicarius L., s. Tafel „Netzflügler“), 2,8 cm lang, 6 cm breit, schwärzlich, mit gelbem, schwarz geflecktem Kopf, blaß gesäumtem Thorax und sehr entwickelten, durchsichtigen, fein geäderten und braun gefleckten Flügeln, fliegt überall in Deutschland vom Juli bis in den September um Sonnenuntergang. Die gedrungene, graugelbe Larve, mit halsartig verdünnten Vorderbrustringen, buckliger Hinterleibswurzel, starker, an den Seiten büschelförmiger Behaarung, hat zwei große Krallen an den Füßen und einen großen, sehr beweglichen, herzförmigen Kopf

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 454. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0454.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)