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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Nach Sobieskis Tod (1703) wandte sich A. nach Wien und leitete hier im Verein mit dem Direktor Freiherrn v. Strudel die kaiserliche Akademie der Malerei und Bildhauerei. Seit 1720 in Linz lebend, starb er 14. Sept. 1745 daselbst. Zahlreiche Stifter, Klöster und öffentliche Gebäude in Österreich sind mit meist umfangreichen Deckengemälden, Altar- und Tafelbildern von seiner Hand geschmückt.

Altomünster, Marktflecken in Oberbayern, Bezirksamt Aichach, mit (1880) 1150 Einw. und einem vom schottischen Apostel St. Alto um 740 gegründeten, einst sehr reichen Benediktinerkloster, seit 1486 Kloster der Brigittinnen nebst Krankenhaus.

Alton (spr. ahlt’n), 1) Stadt in Hampshire (England), 24 km nordöstlich von Winchester, am Wey, mit großem Hopfenhandel und (1881) 4497 Einw. – 2) Stadt im nordamerikan. Staat Illinois, auf hohem Bluff am Mississippi, der sich 6 km unterhalb mit dem Missouri vereinigt, hat lebhaften Handel (namentlich mit Heu und Getreide) und (1880) 8975 Einw. A. ist Sitz eines katholischen Bischofs. Die Umgegend ist reich an Kohlen und Kalk.

Alton, 1) Eduard d’, Anatom, Archäolog und Kupferstecher, geb. 11. Aug. 1772 zu Aquileja, bildete sich in Wien und Italien, lebte zu Anfang dieses Jahrhunderts in Weimar, Jena, am Rhein und in Franken, beteiligte sich in Würzburg an den entwickelungsgeschichtlichen Arbeiten Christian Panders und lieferte die Kupfertafeln zu dessen Werk über die Entwickelung des Hühnchens. Auch bearbeitete er mit Pander die „Vergleichende Osteologie“ (Bonn 1821–1831) und bereiste zu diesem Zweck Frankreich, Spanien, England, Schottland. Im J. 1818 wurde er zum außerordentlichen, 1826 zum ordentlichen Professor der Kunstgeschichte und Archäologie in Bonn ernannt, wo er 11. Mai 1840 starb. Er lieferte noch ein Prachtwerk: „Die Naturgeschichte des Pferdes“ (Bonn 1810–17, 2 Bde.), und führte auch die ersten Kreidezeichnungen auf Stein aus, die 1802 in Andrés Offizin zu Offenbach gedruckt wurden.

2) Eduard d’, Anatom, Sohn des vorigen, geb. 17. Juli 1803 zu St. Goar, studierte in Bonn Medizin, ging 1827 nach Paris, ward in demselben Jahr Professor und Lehrer der Anatomie an der Akademie der Künste zu Berlin, 1833 außerordentlicher Professor an der Universität daselbst, 1834 Professor der Anatomie in Halle, wo er 25. Juli 1854 starb. Er schrieb: „Handbuch der vergleichenden Anatomie des Menschen“ (Leipz. 1850, Bd. 1); „De monstris, quibus extremitates superfluae suspensae sunt“ (Halle 1853); „De monstrorum duplicium origine“ (das. 1849) und mit Burmeister „Der fossile Gavial von Boll in Württemberg“ (das. 1854). Auch begann er die Fortsetzung von seines Vaters „Vergleichender Osteologie“ und lieferte mit Schlemm eine Arbeit über das Nervensystem der Fische.

Altŏna, Stadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, liegt am rechten hoch aufsteigenden Ufer der Elbe, mit der Ostseite unmittelbar an die Hamburger Vorstadt St. Pauli stoßend, und bildet mit der angrenzenden Ortschaft Ottensen einen besondern Kreis. Die Stadt hat infolge des Brandes von 1713 ein neues und ziemlich regelmäßiges Aussehen. Unter den meist breiten Straßen tritt die mit vier Lindenalleen besetzte Palmaille mit dem Standbild Konrad v. Blüchers (gest. 1845), Oberpräsidenten von A., und einem Kriegerdenkmal hervor. A. hat 3 luth. Kirchen, darunter die 1742–43 neuerbaute Haupt- oder Dreifaltigkeitskirche; außerdem bestehen 1 kath., 1 reform., 1 mennonit. Kirche und 2 Synagogen (der deutschen und der portugiesischen Gemeinde). Andre nennenswerte Gebäude sind: das Rathaus, das Justizgebäude, das städtische Krankenhaus, das gräflich Reventlowsche Armenstift, die durch ihre vortreffliche Akustik berühmte Tonhalle etc. Die Zahl der Einwohner, welche 1835 nur 26,393 betrug, belief sich 1880 mit Einschluß des Militärs (Infanterieregiment Nr. 31) auf 91,047, darunter 2310 Katholiken und 1929 Juden. Die Industrie Altonas ist von Belang und arbeitet zum Teil für das Ausland (besonders Nordamerika). Es sind namentlich große Baumwoll- und Wollmanufakturen, Dampfmühlen, außerdem die Tabaks- und Seifenfabrikation hervorzuheben. Die Nähe Hamburgs läßt A. an dessen Handelsthätigkeit und Schiffahrt unmittelbar teilnehmen; die Altonaer Kaufleute benutzen zu ihren Großgeschäften die Hamburger Börse, so daß beide Städte in kommerzieller Hinsicht nur einen Platz bilden. A. verbleibt auch mit Hamburg noch bis 1888 in seiner Freihafenstellung. Die eigne Reederei der Stadt ist verhältnismäßig gering; 1881 besaß dieselbe außer kleinen Flußfahrzeugen 36 Seeschiffe zu 10,882 Registertons. Dem Schiffbau dienen zwei Schiffswerften nebst einem Schwimmdock. In den Hafen Altonas liefen 1882: 537 Seeschiffe (davon 475 mit 91,063 Ton. Ladung) ein und 467 (davon 360 mit 18,196 T. Ladung) aus.

Wappen von Altona.

Haupteinfuhrartikel sind: Getreide, Baumwolle, Kaffee, Kakao, Farbhölzer, Tabak, Zucker, Petroleum, Reis, Matten, Salpeter, Palmkerne, Sesamsame etc. Der überseeische Export geht vorzugsweise nach Amerika, während der Verkehr mit Asien und Australien nur sehr geringe Bedeutung hat. Regelmäßige Dampfschiffsverbindungen bestehen nur mit Hamburg, Harburg und verschiedenen Orten an der Elbe (namentlich Blankenese, Buxtehude, Stade und Brunsbüttel). A. ist der Ausgangspunkt der A.-Kieler Bahn (A.-Wamdrup), der A.-Hamburger Verbindungsbahn mit Anschluß an die in Hamburg mündenden Bahnen und der A.-Blankeneser Bahn. Letztere 7,5 km lange Strecke führt durch einen großartigen, mit zahllosen Landhäusern besäeten, von blühenden Ortschaften unterbrochenen Park, der zu den schönsten Landschaftsbildern Deutschlands gehört. An öffentlichen Anstalten besitzt A. ein Gymnasium (Christianeum), ein Realgymnasium mit Realschule, eine höhere Töchterschule, eine Navigationsschule, eine Hufbeschlagschule, ein Museum, ein Theater (die 1823 gegründete Sternwarte ist neuerdings aufgelöst), eine Diakonissenanstalt, ein allgemeines Krankenhaus, zwei Kinderhospitäler etc. A. ist Sitz des Generalkommandos des 9. Armeekorps, ferner der Provinzial-Steuerdirektion, der Eisenbahndirektion für die Hamburg-Berliner, die A.-Kieler u. die Schleswigsche Eisenbahn, eines königlichen Kommerzkollegiums, eines Landgerichts, eines Hauptzollamtes und mehrerer Kreditanstalten etc. Der Landgerichtsbezirk A. umfaßt die 26 Amtsgerichte zu Ahrensburg, A., Bargteheide, Blankenese, Eddelack, Elmshorn, Glückstadt, Itzehoe, Kellinghusen, Krempe, Lauenburg, Marne, Meldorf, Mölln, Oldesloe, Pinneberg, Ranzau, Ratzeburg, Reinbeck, Reinfeld, Schwarzenbeck, Steinhorst, Trittau, Ütersen, Wandsbeck und Wilster. – A. war im 16. Jahrh. noch ein in die Kirche von Ottensen eingepfarrtes Fischerdorf, dessen Einwohnerzahl infolge der Unduldsamkeit Hamburgs

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 427. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0427.jpg&oldid=- (Version vom 31.10.2021)