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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

hierher gehörige Gattung Sphaeroplea bewohnt überschwemmte Flußufer.

7. Ordnung: Coeloblastea (schlauchartige Oosporeen). Ihr Thallus besteht aus einer einzigen, meist verzweigten Schlauchzelle, die Geschlechtsorgane sind nicht wie bei der vorigen Ordnung den vegetativen Zellen gleich, sondern verschieden von ihnen. Die Gruppe der Vaucheriaceen mit der Gattung Vaucheria DC. (Fig. 7) umfaßt A., die an feuchten Orten auf der Erde oder auch im süßen Wasser leben; ihre ungeschlechtliche Vermehrung geschieht durch große, in keulig anschwellenden Ästen gebildete unbewegliche Brutzellen oder durch bewegliche, mit einem dichten Überzug kurzer Wimpern versehene Schwärmsporen (Fig. 8). Die Geschlechtsorgane stehen nebeneinander

Fig. 8.
Vaucheria sessilis.
a Ende eines Schlauches; b An­schwellung u. Protoplasmaansamm­lung in demselben zur Schwärm­sporenbildung; c Austritt der Schwärmspore; d dieselbe nach dem Austritt.

auf demselben Faden; die Antheridien bilden sich am Ende hornförmig gekrümmter oder gerader Äste und erzeugen längliche, zweiwimperige Spermatozoiden, während die schief eiförmigen, zu einer Papille ausgezogenen Oogonien eine kugelige Eizelle mit farblosem Empfängnisfleck ausbilden. Bei der Befruchtung öffnen sich Antheridien und Oogonien, welch letztere bisweilen vorher einen farblosen Tropfen von Protoplasma austreten lassen; einzelne im Wasser umherschwärmende Spermatozoiden treten in das Oogonium ein und vermischen sich mit dem Plasma der Eizelle. Letztere umzieht sich mit einer Haut, wird dadurch zur Oospore, und ihr vorher grüner Inhalt färbt sich rot; nach längerer Ruhezeit keimt sie und wächst zu einem neuen Algenpflänzchen aus. Die beiden ebenfalls hierher gehörigen Familien der Caulerpeen und Codieen mit den Gattungen Caulerpa Lam., Bryopsis Lam., Acetabularia Lam., Udotea Lam., und Codium Ag. bestehen aus Meeresbewohnern der warmen Zone. Eine den Schlauchalgen in der Form der Zellfäden gleiche, aber durch ihre Sporenbildung völlig abweichende Alge (Phyllosiphon Arisari T. Kühn) lebt parasitär in den Blättern des südeuropäischen Arisarum vulgare.

8. Ordnung: Oedogonieae (Ödogonien). Diese Ordnung unterscheidet sich besonders durch ihren mehrzelligen Thallus von der vorigen. Die Familie der Ödogoniaceen umfaßt nur die Gattungen Bulbochaete und Oedogonium (Fig. 9 u. 10), erstere durch Endzellen mit angeschwollenem Grund und borstenförmiger Spitze ausgezeichnet, die der letztern fehlen. Durch eine besondere Art der Zellteilung werden bei diesen Gattungen an den Querwänden der Zellfäden eigentümliche Zellhautkappen erzeugt. Die ungeschlechtliche Vermehrung erfolgt durch Schwärmsporen, welche sich nach dem Schwärmen mit einer lappig verzweigten Haftscheibe festsetzen. Die Antheridien entstehen durch mehrfache Teilung vegetativer Zellen und bilden in der Regel eine übereinander stehende Zellreihe, aus welcher die Spermatozoiden in verschiedener Weise austreten (Fig. 9). Die Oogonien bilden sich ebenfalls durch Teilung vegetativer Zellen, nehmen kugelige oder ovale Form an und öffnen sich für den Eintritt der Spermatozoiden entweder durch ein kreisförmiges Loch oder mit einem Deckel, wobei eine schleimige, aus dem Inhalt des Oogoniums gebildete Masse in den Riß tritt und daselbst den sogen.

Fig. 10. Fig. 9.
Fig. 9. Fadenstück eines Oedogonium, aus seinen Zellen Spermatozoiden z ent­leerend. – Fig. 10. Fadenstück eines Oedogonium mit zu Oogonien ange­schwollenen Zellen og und auswendig an­sitzenden Zwergmännchen m.

Befruchtungsschlauch herstellt; das übrige Plasma des Oogoniums formt sich zur Eizelle um, die sich nach der Befruchtung mit einer dicken Haut umzieht und als rot gefärbte Oospore überwintert. Die Verteilung der Geschlechter ist eine eigentümliche; bei vielen Arten entstehen nämlich die Antheridien auf kleinen, der weiblichen Pflanze aufsitzenden Pflänzchen, den sogenannten Zwergmännchen (Fig. 10 m). Letztere entwickeln sich aus den Androsporen, das heißt Schwärmzellen, die sich auf dem Oogonium oder in dessen Nähe festsetzen und nur eine einzige vegetative Zelle mit einem Antheridium an der Spitze entwickeln; aus letzterm treten nur zwei Spermatozoiden hervor.

Für die übrigen sich der Ordnung habituell anschließenden Familien ist die systematische Stellung noch zweifelhaft, da die geschlechtliche Fortpflanzung derselben unbekannt ist. Bekannt ist die Familie der Konfervaceen mit den Gattungen Conferva Lk. und Cladophora Ktz., die teils Meeresbewohner, teils Süßwasseralgen sind und im Wasser schwimmende oder flutende wolkige Fadenmassen von grüner oder bleichgelber Farbe bilden. Die Chätophoreen (Gattungen: Chaetophora Schr., Stigeoclonium Ktz.) unterscheiden sich von der vorigen durch eine die Fäden einhüllende Gallertmasse, die als Luftalgen lebenden Chroolepideen (Gattung: Chroolepus) durch roten oder rotbraunen Zellinhalt, die Ulvaceen (Gattungen: Ulva L. und Enteromorpha Lk.) durch flächenartigen, blattförmigen Thallus. Bei den meisten Gattungen findet ungeschlechtliche

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0344.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)