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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

Alacoque (spr. -kóck), Marguerite, wurde 1647 bei Autun geboren und widmete sich früh strenger Askese und dem geistlichen Leben als Salesianerin. Die Genesung von einer Lähmung schrieb sie der Jungfrau Maria zu und gab sich darauf den Vornamen Maria, unter welchem sie meist genannt wird. In ihren Verzückungen verkehrte sie mit Jesus als ihrem Verlobten, der sie mit Liebkosungen überschüttete und ihr den Auftrag erteilte, mit Hilfe des Jesuiten La Colombière die Andacht zum allerheiligsten Herzen zu stiften. Sie starb 1690 und wurde von Pius IX. selig gesprochen. S. Heiliges Herz Jesu und Gesellschaft des Heiligen Herzens Jesu. Vgl. Bougaud, Histoire de la bienheureuse Marguerite-Marie (5. Aufl., Par. 1880).

Ala Dagh („schöner Berg“), Gebirge in Türkisch-Armenien, im N. des Wansees, über 3300 m hoch. An seinem nördlichen Abhang entspringt der östliche Euphrat (Murad). A. wird von den Türken auch als allgemeine Bezeichnung für das Taurusgebirge gebraucht.

Aladja Dagh, Berg in Armenien (zwischen Kars und Alexandropol). Hier besiegten die Russen unter Lazarew und Heimann die Türken unter Mukhtar Pascha 15. Okt. 1877.

Alagôas, Provinz im östlichen Brasilien, am Atlantischen Ozean, wird im N. und W. von der Provinz Pernambuco, von der A. früher einen Teil bildete, im S., wo der São Francisco die Grenze bildet, von Sergipe del Rey begrenzt und hat einen Umfang von 27,485 qkm (499,2 QM) mit (1882) 397,379 Einw., darunter 29,379 Sklaven. Das Land ist im W. bergig, sehr bewaldet und gut bewässert; im O. liegt ein 75 km breiter sandiger, unfruchtbarer und vielfach sumpfiger Küstenstrich. Produkte sind Tabak, Baumwolle, Zucker, Reis etc.; die Wälder liefern treffliche Bau- und Farbhölzer und viel Ipekakuanha. Industrie ist nicht vorhanden. – Die Stadt A., bis 1839 Hauptstadt der Provinz, hat gegen 40,000 Einw. Jetzige Hauptstadt ist der rasch aufblühende Hafenort Maceió.

Alăgon, rechter Nebenfluß des Tajo in der span. Provinz Estremadura, von ca. 126 km Länge.

A la grecque (franz., spr. greck, „auf griechische Art“), moderne Bezeichnung für die rechtwinkelige

A la grecque-Verzierung.

Form der sogen. altorientalischen Mäanderverzierung (s. Abbildung und Mäander).

A la hausse, s. Hausse.

Alai (türk.), Regiment, auch Fahne; dann die öffentliche Prozession, in welcher der Sultan während der zwei Beiramsfeste sich zur Moschee begibt.

Alain (spr. alä́ng), s. Alanus ab Insulis.

Alais (spr. aläh), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Gard, am Gardon, nördlich von Nîmes, an der Cevennenbahn, hat bedeutende Steinkohlengruben (1882 lieferte das Becken von A. 1,935,673 metr. Ton.) und Bergbau auf Eisen, Blei, Zink und Asphalt, Eisen- und Stahlwerke, Seidenfilanden und Seidenhandel, eine Bergschule und (1881) 17,598 Einw. In A. ward 27. Juni 1629 ein Friedensvertrag zwischen den Hugenotten und Ludwig XIII. abgeschlossen, wodurch jenen das Edikt von Nantes bestätigt wurde. Ludwig XIV. errichtete hier 1694 ein Bistum, das jedoch 1801 aufgehoben wurde.

Alajuela (spr. -chuéla), Stadt im zentralamerikan. Staat Costarica, mit (1865) 10,000 Einw., ist mit dem bequemen Hafen von Puntas Arenas durch eine gute Straße und mit Cartago über Heredia und San José durch Eisenbahn (43 km) und Telegraph verbunden.

Alakananda, Fluß, s. Ganges.

Alakrität (lat.), Munterkeit.

Alalīe (griech., „Sprachlosigkeit“), s. Stummheit.

Alālus (lat.), der Sprachlose, eine von Häckel angenommene Zwischenstufe vom Anthropoiden zum Menschen, da der letztere eben erst durch den Besitz der Sprache zum wirklichen Menschen wird.

Alaman, Lucas, mexikan. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 1775 zu Mexiko, vertrat die Kolonien in den spanischen Cortes, kehrte aber 1823 nach Iturbides Sturz heim. Als Minister des Auswärtigen und des Innern während Guadeloupe Victorias und Bustamentes Präsidentschaft beförderte er Industrie, Ackerbau und Volksschulwesen. Überzeugt von der Notwendigkeit einer starken Regierung für Mexiko, unterstützte er Santa Anna. Er starb 2. Juni 1855. Von bedeutendem geschichtlichen Wert sind seine „Disertaciones sobre la historia mejicana“ (Mexiko 1844–49, 3 Bde.) und „Historia de Mejico“ (das. 1849–52, 5 Bde.); Nachträge und Berichtigungen zu letzterer lieferte J. M. de Liceaga (Guanajuato 1868).

Alamāna, Fluß, s. Hellada.

Alamannen, s. Alemannen.

Alamanni, Luigi, ital. Dichter, geb. 28. Okt. 1495 zu Florenz, Sprößling einer angesehenen Familie, welche der Mediceischen Partei ergeben war, stand anfangs in Gunst bei dem Kardinal Giuliano, Statthalter des Papstes Leo X., trat aber aus Groll über eine ihm widerfahrene Ungerechtigkeit einer Verschwörung gegen das Leben seines Gönners bei und mußte nach Entdeckung derselben nach Venedig und von dort nach Frankreich flüchten (1521). Als Florenz 1527 seine Freiheit wiedergewonnen hatte, kehrte er dahin zurück. Da er jedoch seine Mitbürger nicht für eine Verbindung mit Karl V. gewinnen konnte, mußte er vor den Verfolgungen der republikanischen Partei abermals flüchten. Er ging zunächst nach Genua, wo er in nähere Beziehungen zu Andreas Doria trat, den er auch auf der Flotte nach Spanien begleitete. Bald darauf kehrte er nach Florenz zurück, wurde aber nach dem Sieg der Mediceer (1530) abermals verbannt und wandte sich schließlich (1532) nach Paris, wo er in die Dienste Franz’ I. trat. Hier schrieb er die meisten seiner Werke, und seine allseitige Bildung und Gewandtheit erwarben ihm das Vertrauen des Königs, der ihn 1544 als Gesandten an Karl V. schickte. Alamannis Ruhm als Dichter beruht vorzugsweise auf seinem didaktischen Gedicht über den Landbau: „La coltivazione“ (Par. 1546, Pad. 1718 u. öfter), welches zu den vorzüglichsten seiner Art in der italienischen Litteratur gehört. Dagegen sind seine epischen Gedichte: „Girone il cortese“ (Par. 1548), nach einem französischen Ritterroman, und „L’Avarchide“ (Flor. 1570), eine frostige Nachahmung der „Ilias“, gegenwärtig mit Recht so gut wie vergessen. Seine vermischten kleinern Gedichte, die zu den bessern ihrer Zeit gehören, gab er unter dem Titel: „Opere toscane“ (Lyon 1532, 2 Bde.; Flor. 1859) heraus. Auch Heinrich II. verwandte ihn öfters als Geschäftsträger. A. folgte dem Hof nach Amboise, wo er 18. April 1556 starb. Er verfaßte auch ein Schauspiel: „Flora“, und übersetzte des Sophokles „Antigone“. Seine „Epigrammi toscani“ (Mondovi 1570) sind meist Nachahmungen Martials.

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0273.jpg&oldid=- (Version vom 30.10.2021)