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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

der Richtung der tiefen Längenthäler der Schotts; sie herrscht weit in die Sahara hinein und ist ostwärts die Richtung aller Wadis südlich von Tripolis. Das Nordwestgebiet Afrikas hat mannigfache Erzlagerstätten, liefert schönen Marmor und besitzt Reichtum an Steinsalz. Vulkanische Thätigkeit hat in Nordafrika in der mitteltertiären Zeit stattgefunden. Reiche Schwefelablagerungen wurden wohl durch schwefelwasserstoffreiche Quellen erzeugt, und noch heute besitzt Algerien in den Hammam Meskutim Thermen (95° C.), die zu den heißesten der Erde gehören.

Das nordafrikanische Wüstenplateau ist nur an seinem Ostrand, in der Libyschen Wüste, fachmännisch durchforscht worden; sonst sind nur die großen Karawanenstraßen von Tripolis nach dem Sudân und von Marokko nach Timbuktu, resp. die von denselben berührten Landschaften verhältnismäßig gut bekannt. Das ungeheure Gebiet, dessen östliche natürliche geologische Grenze der aus altkristallinischem Gestein bestehende Gebirgszug längs der Küste des Roten Meers bildet, war in quaternärer Zeit keineswegs vom Ozean bedeckt, wie man früher anzunehmen geneigt war. Nahezu horizontale Lagerung der Schichten- und Gesteinsnatur (Sandsteine herrschen durch den ganzen Süden, an dem Nordrand Kalksteine) erzeugt bei der Regenarmut dieser Zone jene furchtbar dürren, glühenden Hochebenen, die Hamadas genannt werden. Alle Höhen sind Wüste, und auch die weiten Niederungen zwischen den Hamadas bieten glühend heiße Ebenen dar. Nur wo in den Thälern und Thalkesseln die Unterlagen, auf welchen sich das Wasser sammelt, zu Tage treten, gibt es natürliche Quellen, meist aber gegrabene, oft sehr tiefe Brunnen, und durch sie verbreitet sich Fruchtbarkeit über die Wüste. In Ägypten lagert der nubische Sandstein horizontal auf dem kristallinischen Gebirge und umgibt, ebenso gelagert, die Ausläufer des arabischen Bergzugs nach W. Merkwürdig sind in ihm die kugeligen Eisensandsteinkonkretionen, die, im Innern oft hohl wie Bomben, besonders bei Korosko die Ebene bedecken. Über diesem Sandstein lagert ein grobkörniger, oft sehr eisenreicher jüngerer Sandstein. Der untere Sandstein reicht von der Bajudawüste bis nach Ägypten hinein und lieferte in der Thalenge von Edfu das feinkörnige Material für die Bauten Oberägyptens. Von dort bis Theben senkt er sich allmählich, und der ihn überragende Kalkstein reicht endlich bis in die Tiefe des Thals. Im S. und N. bildet der Sandstein geschlossene Plateaus mit brunnenreichen Wadis. Zwischen Wadi Halfa aber und Korosko ist das ganze Plateau in zahllose Tafelberge, in abgestutzte und spitze Kegel zerstückelt. Von Theben abwärts bestehen die Thalränder aus Kalksteinen, bis gegen Siut aus älterer Kreide, von da bis zum Mokkatam aus Nummulitenkalksteinen. Letztere gehören zu jenem merkwürdigen Zug versteinerungsreicher Kalk- und Sandsteine, die vom Meerbusen von Biscaya bis zum Fuß des Himalaja sich verfolgen lassen, überall gleichen Typus der Versteinerungen (Nummuliten) zeigend. Sie sind das Baumaterial der Pyramiden von Gizeh. Außer Bausteinen hat das Nummulitengebirge auch ausgezeichneten Alabaster geliefert. Die niedern Plateaus der Landenge von Suez bildet dann ein junger tertiärer, versteinerungsarmer Sandstein und die Küste als jüngstes marines Gestein der Meereskalkstein, dessen Bildung noch fortgeht. Im Nilthal sind vor allem die Ablagerungen des Nilschlammes von Interesse, welche die Thalsohle des Nils und die weite Ebene Unterägyptens bildeten und noch fortdauernd erhöhen. Er ist ein dunkel aschgrauer Lehm, reich an organischen Stoffen und unorganischen Salzen. Mit Ausnahme der Nilalluvionen lassen sich die genannten Bildungen auch nach O. und W. bis in die Wüste verfolgen. Nur der Nummulitenkalk fehlt an der Seite des Roten Meers gänzlich, und jüngeres Tertiärgebirge mit Schwefelablagerungen und der Korallenkalk der Küste folgen dort unmittelbar auf die Kreide. In der Libyschen Wüste reicht die Nordgrenze des Sandsteins bis zur Oase von Dachel, östlich von Theben, nördlich davon der Kreidekalkstein bis zur Kleinen Oase; dann folgt, wie im Nilthal, der Nummulitenkalk und diesem (in der Oase Siwa) Thon, welcher Gips und Steinsalz führt, und ein jüngerer versteinerungsreicher Tertiärkalk. Über ein etwa 100 m hohes Plateau desselben gelangt man an der Küste zum jüngsten Meeressandstein. Die Natronseen der Makariuswüste gehören der Zone dieses Tertiärgebirges über dem Nummulitenkalk an. Von diesen Formationen Ägyptens reicht das Nummulitengebirge noch nach Barka hinüber, dann tritt es erst in Algerien wieder auf. Aus dem Innern Afrikas ist noch kein nummulitisches Gestein bekannt. Den geognostischen Bau der Sahara kennen wir von Tripolis bis zum Tsadsee. Von den Ufern des letztern über die Kalksteinplatte von Kanem gelangt man, allmählich sanft ansteigend, zur dürren Tintümnawüste und erreicht mit ihr schwarzen Sandstein, der fast bis nach Mursuk das herrschende Gestein bleibt. Darauf folgt das Kalksteinplateau von Mursuk mit salzigem Boden und bei Mofen mit mächtiger Salzablagerung im thonigen Gebirge sowie weiter nördlich bis zum Wadi el Schati eine zum Teil steinige, von weißem Flugsand bedeckte Wüste, überall mit Salzinkrustationen auf dem Boden der Wadis. Über felsigen Boden führt der Weg weiter bis zu seiner tiefsten Einsenkung, dem Wadi Häran. Hier fand Barth Granitklippen, während südlich und nördlich der schwarze Sandstein der Wüste sich ausbreitete, in welchem Overweg die Versteinerungen des devonischen Übergangsgebirges entdeckte. Über diese Schichtenfolge geht der Weg steil aufwärts zum breiten, steinigen, wasserlosen Wüstenplateau der Hamadas, das auf eine weite Strecke von schwarzem Sandstein gebildet wird, worauf eine Zone folgt, wo gelber Feuerstein und roter Kalkstein den Boden bedecken, bis endlich das Gebiet der sicher bestimmten Kreide mit zahlreichen Wadis beginnt und man schließlich an den fruchtbaren Rand des Wüstenplateaus, zu den Ghurianbergen über Tripolis, gelangt, welche der Kreideformation angehören. Hoch über dem Plateaurand erhebt sich der Phonolithkegel des Takul. Sehr verschieden vom Weg über Bilma ist der Weg von Mursuk über Ghat. Hier erhebt sich über den schwarzen Sandstein ein weites, von tiefen Wadis und Thalkesseln durchzogenes Kalksteinplateau mit den Versteinerungen des Kohlengebirges oder jüngern Übergangsgebirges, ein Land ganz von dem Charakter des Karstes, welches sich endlich zu zwei wilden, felsigen Gebirgszügen erhebt, die das von S. nach N. ziehende, tief eingesenkte Thal von Ghat (Rhat) einschließen. Im ganzen Gebiet ist die Lagerung horizontal.

Das granitische Hochland erhebt sich offenbar wie eine große Insel aus dem Wüstenozean, umgeben von paläozoischen Gesteinen, seit diese über den

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0154.jpg&oldid=- (Version vom 14.9.2022)