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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

1804 führten Napoleons Heere vergoldete A. mit gehobenen Flügeln an Stelle der Fahnen.

Heraldisches. Da man dem A. im Mittelalter eine Reihe vorzüglicher Eigenschaften: Verjüngungskraft, Freigebigkeit, Mut, nachrühmte, so wurde er von Fürsten und Landesherren zum Wappen gewählt, so von den Kaisern, den Herzögen von Bayern, Böhmen, Schlesien und Österreich, den Königen von Polen, den Markgrafen von Brandenburg. Nach Einführung der Wappenbriefe wurde der A. zum verbreitetsten Wappenbild. Der A. der neuern Heraldik hat gewöhnlich einen einzigen, zur Rechten gekehrten Kopf mit ausgeschlagener Zunge, liegt auf dem Rücken mit vorwärts gekehrtem Bauch, ausgebreiteten Flügeln, gespreizten Füßen und Klauen und sogen. krausem Schwanz. Der in manchen Wappen erscheinende sogen. gestümmelte A. (bei den Franzosen alérion) ist der untern Teile der Beine und des Schnabels beraubt.

Der deutsche Reichsadler war ursprünglich einköpfig und soll von Karl d. Gr. nach seiner Krönung zu Rom zum Symbol seines Reichs erhoben worden sein; nachweisen läßt er sich auf der Reichsfahne bereits unter Otto II. Er erscheint mit roter Zunge, goldenem Schnabel, goldener Krone, ausgebreiteten Flügeln, ausgespreizten Beinen, goldenen Fängen, von denen der rechte das Zepter, der linke den Reichsapfel hält, und krausem Schwanz. Der Doppeladler, mit dem einen Kopf und Hals rechts, mit dem andern links gewendet, findet sich zuerst 1325 auf einer unter Ludwig dem Bayern geschlagenen Reichmünze. Doch führte der Kaiser nur einen einfachen A., schwarz in Gold; auch das Siegel der Goldenen Bulle von 1356 trägt einen einfachen A. Erst unter Siegmund, von 1433 an, wurde der Doppeladler beständiges Wappenzeichen der deutschen Kaiser, während der römische König den einfachen A. führte. Vgl. Römer-Büchner, Der deutsche A. nach Siegeln geschichtlich erläutert (Frankf. 1858); Hohenlohe-Waldenburg, Zur Geschichte des heraldischen Doppeladlers (Stuttg. 1871). Nach Auflösung des heiligen römischen Reichs 1806 nahm der Kaiser von Österreich den Doppeladler für seine Monarchie in Anspruch. Rußland entlehnte 1472 unter Iwan Wasiljewitsch den Doppeladler vom byzantinischen Kaisertum, welches denselben seit der Teilung des römischen Reichs führte; derselbe gleicht dem frühern deutschen Reichsadler, nur sind Schnabel, Zunge und Fänge rot. Der A. des jetzigen Deutschen Reichs ist einköpfig, rechts sehend, Schnabel, Zunge und Klauen rot, ohne Zepter und Reichsapfel, auf der Brust der preußische Wappenschild, um welchen sich die Kette des Schwarzen Adlerordens schlingt. Über dem Kopf des Reichsadlers schwebt die deutsche Kaiserkrone mit fliegenden Bändern. Der Kaiser führt den Reichsadler in seinem Siegel in goldenem Schild. Vgl. Stillfried-Alcantará, Die Attribute des neuen Deutschen Reichs (3. Aufl., Berl. 1882). Ursprünglich Reichsadler ist der preußische A., welcher den Deutschen Rittern von Kaiser Friedrich II. verliehen wurde und ihnen verblieb, als Siegmund den Doppeladler für das Reich einführte. Er erscheint rechtssehend, Schnabel, Fänge und Krone golden, Zunge rot, mit goldenen Kleestengeln auf den Flügeln und goldenem Namenszug R auf der Brust. Auch Brandenburg, Posen, Schlesien, Niederrhein, Ostfriesland, Frankfurt a. M. führen den A. im Wappen. Vgl. Stillfried-Alcantará, Die Titel und Wappen des preußischen Königshauses (Berl. 1875). Sonst führen den A. noch das Königreich Polen, und zwar dieses einen weißen gekrönten A. in rotem Feld, und die Vereinigten Staaten von Nordamerika, letztere einen dunkelbraunen auffliegenden A., der in der einen Klaue ein Bündel Pfeile, in der andern einen Ölzweig hält und auf der Brust einen in zwei Felder (blau und rot mit Silber) geteilten Schild trägt. S. Tafel „Wappen“. In Frankreich wurde der A. durch Napoleon I. zum Symbol des Kaiserreichs erhoben, nach seinem Sturz beseitigt, von Napoleon III. wiederhergestellt und 1870 abermals entfernt. Dieser Napoleonische A. hatte natürliche Gestalt, mit Blitzen in den Fängen und zum Aufschwung bereit. Der A. erscheint auf den Fahnen der preußischen, österreichischen und russischen Heere und ist auch das Zeichen mehrerer Ritterorden (s. Adlerorden).

Adler, Sternbild am nördlichen Himmel zwischen 281 und 305° Rektaszension und 3 und 8° nördlicher Deklination, begrenzt von den Sternbildern des Antinous, welcher von dem A. getragen wird, des Delphins, Fuchses, Poniatowskischen Stiers und Sobieskischen Schildes, zeichnet sich durch einen Stern erster Größe, Atair, aus, über welchem ein Stern dritter und unter welchem ein Stern vierter Größe, welche drei in gerader Linie stehen. Am Schwanz stehen noch zwei Sterne dritter Größe, überhaupt aber gehören 23 hellere Sterne zu diesem Sternbild.

Adler (Eagle), nordamerikan. Goldmünze von 10 Dollar in verschiedener Ausmünzung. Die von 1792 bis 1834 geprägten A. haben ein gesetzmäßiges Rauhgewicht von 270 Troygrän = 17,4956 Grän, sind 22karätig und enthalten 16,0376 Grän fein Gold; die von 1834 bis 1837 geprägten wiegen 258 Troygrän = 16,718 Grän, sind 21karätig, 642/43 Grän fein und enthalten 15,0333 Grän fein Gold; die seit 1837 geprägten von demselben Rauhgewicht sind (wie alle seit jener Zeit geprägten nordamerikanischen Goldmünzen) 9/10 fein; ihr gesetzmäßiger Goldgehalt ist 15,0463 Grän. Außer einfachen Eagles wurden seit 1792 halbe und Viertel-, ferner seit 1849 doppelte und (für Kalifornien) fünffache und neunfache Eagles geprägt, deren Goldgehalt zum einfachen im Verhältnis steht. 1 kg fein Gold, dem deutschen Reichsmünzfuß gemäß zu 2790 Mk. angenommen, ergibt als gesetzmäßigen Wert für den neuern A. 41,98 Mk.

Adler (Erlitz, tschech. Orlice), linker Nebenfluß der Elbe in Böhmen, entsteht durch Vereinigung der in den Glatzer Gebirgen entspringenden Wilden und Stillen A. und mündet bei Königgrätz, 82 km lang.

Adler, Friedrich, Architekt und Kunstschriftsteller, geb. 15. Okt. 1827 zu Berlin, studierte unter Strack an der Berliner Bauakademie und unternahm dann größere Reisen in Frankreich, Holland, Italien, Griechenland, der Türkei und Kleinasien. Die gewonnene theoretische und praktische Ausbildung verwertete er als Lehrer an der Bauakademie und in Kirchenbauten, von denen die Christuskirche, die Thomaskirche im romanischen Stil in Berlin (1864–68), die Elisabethkirche in Wilhelmshaven, die Paulskirche in Bromberg zu nennen sind. A. hat sich als Forscher um die Geschichte der alten und mittelalterlichen Baukunst Verdienste erworben, um erstere durch seine Beteiligung an den Ausgrabungen zu Olympia, wo er im Auftrag des Königs von Griechenland das Museum zur Bergung der Funde entworfen hat, um letztere durch die Werke: „Mittelalterliche Backsteinbauwerke des preußischen Staats“ (Berl. 1859–69, 120 Tafeln), „Baugeschichtliche Forschungen in Deutschland“ (das. 1870–79, 2 Tle.) und durch Untersuchungen über die Dome von Regensburg und Straßburg. A. ist königlich preußischer Geheimer Baurat, Mitglied der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 123. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0123.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)