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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

einer durch edlen Anstand gehobenen schönen Gestalt verband sie die trefflichste Recitation und die ausdrucksvollste Aktion; namentlich wird ihr Händespiel als unnachahmlich geschildert. Ihre höchste Meisterschaft zeigte sie in der Darstellung des Pathetisch-Tragischen und Fein-Komischen. Von ihren beiden Töchtern zeichnete sich besonders Charlotte (geb. 23. Aug. 1757 zu Straßburg) durch Liebenswürdigkeit, geistige Bildung und mimisches Talent aus, starb aber in der Jugendblüte 10. Mai 1775, von ganz Hamburg betrauert. O. Müller hat sie zur Heldin eines auch dramatisierten Romans: „Charlotte A.“ (Frankf. 1854), gemacht. Eine andre Tochter, Dorothea (geb. 1752 zu Danzig), glänzte in schwärmerischen und zärtlichen Charakteren, zog sich aber schon 1778 von der Bühne zurück.

2) Louise Victoire, geborne Choquet, franz. Dichterin, geb. 30. Nov. 1813 zu Paris, vertiefte sich mit seltener Energie in das Studium der Sprachen, der alten wie der neuen, wandte sich dann zur Vervollkommnung ihrer Studien nach Berlin und verheiratete sich hier mit dem Theologen Paul A., Lehrer der königlichen Neffen, welcher in höherm Auftrag den französisch-litterarischen Teil der Werke Friedrichs II. zur Herausgabe vorbereitete. Nach dem Tode desselben (1846) zog sie sich nach Nizza zurück. Sie hat drei Bände Dichtungen: „Contes“ (1855, hauptsächlich Indien entnommen), „Contes et poésies“ (1863), „Poésies, premières poésies, poésies philosophiques“ (4. Aufl. 1877), und „Pensées d’une solitaire“ (1882, mit Selbstbiographie) veröffentlicht. Ihre Dichtungen sind fast sämtlich auf einen elegischen Ton gestimmt; ihre Weise ist einfach herzlich, ohne Floskel und Prätension.

3) Karl Gustav, deutscher Politiker, geb. 10. April 1820 zu Elsterberg im sächsischen Vogtland, studierte 1840–43 in Leipzig die Rechte, ward 1845 Kanzleisekretär in Königsbrück, 1847 Ratsaktuar in Dresden und ließ sich 1849 daselbst als Advokat und Notar nieder; 1857 ward er zugleich Syndikus der Dresdener Fondsbörse, 1865 Syndikus der Sächsischen Bank und 1880 Hofrat und Finanzprokurator. Seit 1853 Mitglied und seit 1865 Vorsteher des Stadtverordnetenkollegiums zu Dresden, ward er 1869 in die sächsische Zweite Kammer und gleichzeitig in den norddeutschen, 1871 in den deutschen Reichstag gewählt, in welchem er sich der deutschen Reichspartei anschloß, obwohl er partikularistischen Ansichten huldigte; auch war er einer der Führer der Schutzzollpartei und Gegner der Gewerbefreiheit. Von 1880 bis 1883 war er zweiter Vizepräsident des deutschen Reichstags.

Ackermännchen, s. v. w. Bachstelze.

Ackermaus, s. Wühlmaus.

Ackermennig, s. Agrimonia.

Ackernuß (Erdnuß), s. Lathyrus.

Ackerraine, schmale Rasenstreifen, welche die Grenzen eben liegender Äcker bezeichnen. Sie sollten bloß da geduldet werden, wo die Ländereien in Form von Terrassen aneinander grenzen, denn sie haben nicht nur den Nachteil, daß viel Land unbenutzt bleibt, sondern geben auch zu Felddiebstählen Anlaß und sind die Schutzorte für allerhand Ungeziefer. Auch wachsen auf den sich hier findenden Pflanzen mancherlei den Kulturpflanzen nachteilige Pilze und deren Übergangsformen.

Ackerschachtelhalm, s. Equisetum.

Ackerschleife, ein Ackergerät, welches aus einem viereckigen, mit ziemlich starken, biegsamen Ruten durchflochtenen Rahmen von festem Holz besteht und von zwei Pferden oder Ochsen über den Acker gezogen wird, wobei sich der Führer auf den Rahmen stellt. Die Wirkung der A. steht zwischen derjenigen der Walze und Egge; sie dient besonders zur Ausgleichung von Unebenheiten, zur Zerkleinerung von Schollen, zum Verteilen von Kompost oder Mergel und zum oberflächlichen Unterbringen der Saat. Sie war schon im Altertum bekannt und wird noch heute in den Niederlanden, Schweden, Rußland etc. benutzt. Im Gartenbau bedient man sich der ähnlichen Dornegge, bei welcher statt der glatten Ruten ästige Reiser in den Rahmen geflochten sind.

Ackerschnecke (Garten- oder Erdschnecke, Limax agrestis L.), eine Art der zu den Lungenschnecken gehörigen Gattung Egelschnecke (Limax L., s. Tafel „Schnecken“), welche durch das den Rücken vorn deckende Schild und das hinter der Mitte desselben befindliche Atemloch charakterisiert wird, ist 2,5 bis 4 cm lang, auf der Rückenseite grau oder rötlichgrau, auf der Bauchseite weißlich, wechselt aber je nach der Art des Futters ihre Färbung etwas und ist stets mit einem schleimigen Überzug versehen. Sie legt im Herbst eine Menge Eier zwischen feuchtes Moos, in die Erde oder unter faulende Pflanzenteile. Die Eier ertragen mehrere Grade Kälte und können austrocknen, ohne abzusterben. Sie entwickeln sich im Frühjahr, bisweilen auch schon im Herbst, und nach acht Wochen sind die jungen Schnecken ausgewachsen. Wenige erreichen ein Alter von zwei Jahren; sie sind nächtliche Tiere und werden bei feuchter Witterung den Garten- und Feldgewächsen höchst schädlich. Man fängt sie mit ausgelegten Stücken von Kürbis, süßen Äpfeln etc., bestreut den Boden mit Gips, Kalk, Asche, Salz etc. Der Acker ist möglichst rein zu halten, das Saatgut mit Kalkwasser und Salpeter, Kochsalz oder Mistjauche einzubeizen; auch kann man die Ackerschnecken, wo es angeht, durch Schweine oder Enten vertilgen lassen. Die Kellerschnecke (L. maximus, L. cinereus Müll.) ist aschgrau, oft schwarz gefleckt oder gestreift, bis 13 cm lang, lebt in Wäldern und Kellern und wird wie die A. gefangen.

Ackerschwertelwurzel, s. Gladiolus.

Ackertrespe, s. Bromus.

Ackerveilchen, s. Viola.

Acne, s. Akne.

Acollas (spr. -la), Emile, franz. Rechtsgelehrter und Publizist, geb. 25. Juni 1826 zu La Châtre, studierte in Paris die Rechte, widmete sich dann dem juristischen Lehrfach und wirkt seit 1850 als Privatrepetitor. Heißblütiger und dem Sozialismus zuneigender Politiker, schloß er sich der „Internationale“ an und machte seinen Namen zuerst in weitern Kreisen durch seine hervorragende Teilnahme am Sozialistenkongreß zu Genf 1867 bekannt, wodurch er sich nach seiner Rückkehr eine einjährige Gefängnisstrafe in Paris zuzog. Während der Herrschaft der Commune 1871 verweilte er in der Schweiz und wurde währenddem vom Direktorium zum Dekan der Juristenfakultät ernannt. A. veröffentlichte verschiedene juristische und politische Schriften, von welchen „Nécessité de refondre l’ensemble de nos codes“ (Par. 1866) zu erwähnen ist. Sein Hauptwerk ist das „Manuel de droit civil“ (1869–74, 3 Bde.). Später schrieb er: „Les droits du peuple, cours de droit politique“ (1873, 2 Bde.); „Philosophie de la science politique“ (1877) und „Le mariage, son passé, son présent, son avenir“ (1880). Im J. 1878 begründete er die Monatsschrift „La science politique“.

Aconcāgua, 1) (Cerro de A.) nach den neuern Messungen höchster Berg der Neuen Welt, 6834 m

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0094.jpg&oldid=- (Version vom 22.5.2022)