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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1

zurück. Nun erst wurde Patroklos bestattet. Des A. Ende deutet Homer nur an, „vor dem skäischen Thor“. Seine Gebeine wurden zu denen des Freundes gesellt; darüber stieg ein Grabhügel am Hellespont empor. Um die Waffen des Helden stritten Ajax und Odysseus; letzterer trug sie davon. Dies ist der Homerische A., der Held der „Ilias“, der schnellfüßige, blondgelockte Peleione, der Schönste und Tapferste der Griechen, Feinden furchtbar, zärtlich gegen Freunde, großmütig, dem ungerechten Oberherrscher trotzend, den Göttern gehorchend, Gesang und Ruhm liebend, den Tod verachtend, untergehend in voller Jugendherrlichkeit. Spätere erzählen, Thetis habe ihn, um ihn unsterblich zu machen, ins Feuer oder in den Styx getaucht, daher er nur an der Ferse, an der die Mutter ihn hielt, verwundbar gewesen sei. Andre berichten auch, wie er, ohne Muttermilch im Waldgebirge groß genährt, von seiner ängstlichen Mutter unter die Töchter des Lykomedes gesteckt, aber von dem schlauen Odysseus ausgespäht und bewogen wurde, mitzuziehen gegen Troja, das nach des Sehers Kalchas Verkündung ohne A. nicht zu nehmen war. Nur von einem Gott konnte er überwunden werden; Apollon in der Gestalt des Paris oder dieser selbst tötete ihn, während A. um Priamos’ Tochter Polyxena warb, im Tempel zu Thymbra. Darum ward Polyxena dem Helden geopfert. Auf dem Vorgebirge Sigeion wurde er göttlich verehrt, auch zu Sparta und Olympia beklagt. Nach seinem Tod ward er, wie sein Ahn Äakos u. a., Richter der Schatten oder wohnte, mit Medea oder Iphigenia oder Helena vermählt, auf Leuke, dem Eiland der Seligen, an der Mündung des Istros (Donau), den Schiffern freundlich.

Achilleus Tātios, griech. Romandichter aus Alexandria, lebte wahrscheinlich um 450 n. Chr. und ist Verfasser eines nach Heliodor und Longos gearbeiteten Romans in 8 Büchern, von den Abenteuern des Liebespaars Kleitophon und Leukippe, in der Form nicht ohne Anmut, wenn auch oft mit Gelehrsamkeit überladen. Ausgaben von Salmasius (Leid. 1640), Jacobs (Leipz. 1821, 2 Bde.), Hirschig und Hercher (in den „Scriptores erotici graeci“, Par. 1856 u. Leipz. 1858); Übersetzung von Ast und Güldenapfel (Leipz. 1802).

Achillīni (spr. ak-), Alessandro, scholast. Philosoph und Arzt, geb. 29. Okt. 1463, lehrte in seiner Vaterstadt Bologna Medizin, schloß sich in Padua ganz dem Averroismus an und starb 1512 (nach andern 1518) in Bologna. Unter seinen Schriften über Philosophie („Opera omnia“, Vened. 1545 u. 1568) ist die bedeutendste „De intelligentiis“ in 5 Büchern. – Sein jüngerer Bruder, Giov. Filoteo A., geb. 1466 zu Bologna, war Gelehrter und Dichter und starb 1538. Seine beiden Lehrgedichte: „Il Viridario“ (Bol. 1513), in Oktaven, und „Il Fedele“ (das. 1523), in Terzinen, gehören zu den litterarischen Seltenheiten. Seine „Annotazioni della lingua volgare“ (Bol. 1536) sind eine Satire auf den toscanischen und eine Lobrede auf den bolognesischen Dialekt. – Größern Ruf als diese beiden, ihre Geistesrichtungen gleichsam verbindend, erlangte Claudio A., geb. 1574 zu Bologna, wo er neben allgemeinen Wissenschaften und Medizin hauptsächlich die Rechte studierte; er wirkte dann hier wie in Ferrara und Parma als Professor und trat zu Papst Gregor XV., König Ludwig XIII. und Kardinal Richelieu in nähere Beziehung. Er starb 1640 auf seinem Landgut. Als Dichter („Rime e prose“, Vened. 1673) folgt er der Richtung Marinis.

Achim, Dorf und Kreisort im preuß. Regierungsbezirk Stade, an der Linie Wunstorf-Geestemünde der Preußischen Staatsbahn, 17 km von Bremen, mit Amtsgericht, Zigarrenfabrikation und (1880) 2865 meist ev. Einwohnern.

Achimĕnes Brown, Gattung aus der Familie der Gesneraceen, Knollengewächse mit walzenförmigem, schuppigem Wurzelstock, saftigem Stengel, gegen- oder quirlständigen, schön gefärbten und behaarten Blättern und meist scharlach- oder purpurroter, röhrenförmiger, am Rand fünfteiliger Blumenkrone. Viele Arten aus den feuchtwarmen Wäldern Mexikos und Zentralamerikas werden bei uns in Warmhäusern ähnlich den Gloxinien kultiviert. S. Tafel „Zimmerpflanzen II“.

Achioti, Farbstoff, s. v. w. Orlean.

Achirit, s. Dioptas.

Achlath (Akhlath), alte Stadt im türk. Armenien, am Wansee, Sitz eines armenischen Bischofs, hieß im Altertum Chelath und war lange die berühmte Residenz der armenischen Könige, mit mehr als 200,000 Einw. Im J. 1226 wurde sie von Dschelaleddin Schah zerstört und 18 Jahre später durch ein Erdbeben gänzlich in Trümmer gelegt. Auch in der Folge wiederholt verwüstet (so 1400 durch Timur), wurde A. zwar immer wieder aufgebaut und durch Soliman II. sogar zu einer starken Festung umgeschaffen, erreichte jedoch seinen frühern Glanz nicht wieder. Jetzt ist A. ein unbedeutender Ort von etwa 4000 Einw., umgeben von den Ruinen der alten Stadt.

Aechmēa Ruiz et Pav., Gattung aus der Familie der Bromeliaceen, mit lederartigen, einfachen Blättern und prachtvollen, in einer lockern Rispe stehenden, korallenartig festen Blüten, wachsen zum Teil epiphytisch auf Bäumen im tropischen Südamerika. A. fulgens Ruiz et Pav., mit scharlachroter und blauer Blütenhülle, und eine Abart, A. fulgens discolor hort., mit oben dunkelgrünen, unten purpurvioletten Blättern, sind schöne Zimmerpflanzen.

Achmed, 1) Abul Abbas, Name von sieben Kalifen aus dem Haus der Abbassiden. S. Kalifen.

2) A. I., 14. Sultan der Osmanen, geb. 1589 zu Magnesia, Sohn Mohammeds III., bestieg 1603 den Thron, geistig wenig befähigt, schwelgerisch, stolz und grausam. Er setzte den seit 1593 dauernden Krieg gegen den deutschen Kaiser Rudolf II. fort, anfänglich mit Glück; als er aber von den Persern im Rücken angegriffen wurde, diese Eriwan eroberten, Wan belagerten und das türkische Heer mehrmals schlugen, auch die asiatischen Provinzen sich erhoben, schloß er mit Österreich 11. Nov. 1606 den mehrmals erneuerten 20jährigen Waffenstillstand von Sitvatorok, durch welchen die Türken mehrere feste Plätze in Ungarn behielten. Hierauf wendete A. seine ganze Macht gegen die Empörer in Asien, welche er vernichtete, vertrieb die Perser aus dem Reich und schloß mit diesen 1612 einen Frieden, welcher den Statut quo im Osten wiederherstellte. Seine letzten Lebensjahre verwandte er auf eine festere Gliederung seines Reichs und die Verschönerung seiner Hauptstadt. Die prächtige Moschee seines Namens erbaute er in sieben Jahren mit einem Aufwand von mehreren Millionen. Er starb 22. Nov. 1617.

3) A. II., 22. Sultan der Osmanen, geb. 1642, Sohn Ibrahims, ward nach seines Bruders Soliman III. Tod von den Janitscharen 1691 auf den Thron erhoben. Im Kriege gegen Österreich erlitt sein Heer unter dem Großwesir Köprili Mustafa 19. Aug. 1691 bei Salankemen eine entscheidende Niederlage, wozu noch zahlreiche innere Empörungen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 1. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b1_s0087.jpg&oldid=- (Version vom 24.5.2022)