Seite:Meyers b19 s0954.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

und vor allen Erschütterungen zu bewahrenden Grundlage gehe U. einer ruhigen und stetigen Entwickelung entgegen. Diesen Ausgleich bekämpfte aber die vereinigte Opposition und verlangte die Durchführung der reinen Personalunion. Die Mehrheit bekannte sich zwar in der Antwortadresse auf die Thronrede entschieden zum Ausgleich, indem sie aussprach: „Die im Jahre 1867 geschlossenen Einrichtungen sollen in dem Sinne, wie sie geschlossen, verwirklicht und aufrecht erhalten wurden, auch künftighin aufrecht erhalten werden.“ Da jedoch die Opposition bei jeder Kleinigkeit die nationale Frage aufwarf und die Fahne des magyarischen Chauvinismus entfaltete, brachte sie die Mehrheit wiederholt ins Wanken. Die 25jährige Gedenkfeier der Königskrönung wurde 8. Juni 1892 unter allgemeiner Beteiligung der Bevölkerung gefeiert. Kaiser Franz Joseph wurde in Budapest mit Jubel empfangen und glänzende Festlichkeiten zu seinen Ehren veranstaltet.

Unioniden, s. Muscheln, S. 642.

Uraniasäulen, s. Wettersäulen.

Urheberrecht. Das in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 1. Juli 1891 in Kraft getretene Gesetz zum Schutz des Urheberrechts (Copyright-Bill) hat den Zweck, für das geistige Eigentum der Ausländer den gleichen Schutz gegen fremde Eingriffe zu gewähren, wie den einheimischen Bürgern. Nach dem Gesetz werden Werke ausländischer Urheber und die Rechte der Verleger von solchen nur dann gegen Nachdruck geschützt, wenn von denselben spätestens am Tage der Veröffentlichung zwei in den Vereinigten Staaten gesetzte und gedruckte Exemplare beim Kongreßbibliothekar in Washington eingereicht worden sind. Hiernach müssen in andern Ländern veröffentlichte Bücher gleichzeitig in den Vereinigten Staaten gesetzt, gedruckt und veröffentlicht werden, wenn sie die Wohlthaten des neuen Gesetzes genießen wollen, eine erschwerende Bedingung, welcher meist nur schwer genügt werden kann. Das Gleiche, wie für Drucksachen, gilt für Photographien, Farbendrucke und Lithographien.

Üxküll-Gyllenband, Alexander August Rudolf Leopold Friedrich, Graf, österreich. General, geb. 2. Okt. 1836 zu Potsdam als der Sohn des vormaligen Obersthofmeisters des Königs von Württemberg, Grafen Rudolf Ü. (gest. 1879), trat 1854 als Kadett in das 11. österreich. Ulanenregiment, ward 1861 Rittmeister im Adjutantenkorps, nahm als solcher an dem Feldzuge 1866 bei der Nordarmee teil, wurde 1869 Major und Flügeladjutant des Kaisers, 1873 Oberstleutnant, 1875 Kommandant des 14. Dragonerregiments Feldmarschall Fürst Windischgrätz, 1876 Oberst, machte an der Spitze desselben den Okkupationsfeldzug 1878 in Bosnien und der Herzegowina mit, ward 1880 Flügeladjutant des Kaisers und Militärbevollmächtigter bei der k. k. Botschaft in St. Petersburg. 1882 Generalmajor und Kommandant der 13., 1883 der 1. Kavalleriebrigade, 1887 Feldmarschallleutnant, 1888 Kommandant der Kavallerietruppen-Division in Wien, hierauf jener in Lemberg, im Dezember 1889 der 32. Infanterietruppen-Division in Budapest, wurde er im Oktober 1891 zum Kommandanten des 6. Korps und kommandierenden General in Kaschau ernannt. Ü. ist seit 24. Okt. 1891 Inhaber des Husarenregiments Nr. 16.




V.

Vacano, Emil Mario, Schriftsteller, starb 9. Juni 1892 in Karlsruhe.

Vadnai, Karl, ungar. Publizist und Reichstagsabgeordneter, geb. 1832 zu Miskolcz, führte sich als Novellist in die ungarische Litteratur ein, doch besteht sein Hauptverdienst in der geschmackvollen und umsichtigen Leitung der „Fövárosi lapok“, eines belletristischen Tageblattes, welches sozusagen das unerschöpfliche Sammelbecken für ungarische Lyrik, Novellistik, Kritik und Feuilletonlitteratur bildet. V. selbst ist einer der geschmackvollsten und belesensten Theaterkritiker Ungarns.

Vaihinger, Hans, Philosoph, geb. 25. Sept. 1852 zu Nehren bei Tübingen, studirte 1870–76 in Tübingen, Leipzig, Berlin Philologie und Theologie, habilitierte sich 1877 als Privatdozent an der Universität Straßburg, ward 1883 dort und 1884 in Halle außerordentlicher Professor. Er schrieb: „Goethe als Ideal universaler Bildung“ (Stuttg. 1875); „Hartmann, Dühring und Lange“ (Iserlohn 1876); Kommentar zu „Kants Kritik der reinen Vernunft“ (Stuttg. 1881, Bd. 1); „Kants Widerlegung des Idealismus“ (in „Straßburger Abhandlungen zur Philosophie“, Freibr. i. Br. 1884); „Naturforschung und Schule; Zurückweisung der Angriffe Preyers auf das Gymnasium“ (Halle 1889).

Vakuummeßapparat, s. Blasrohr.

Valdeck, Rudolf, Wiener Journalist (eigentlich Rudolf Wagner), wurde im zweiten Jahrzehnt unsers Jahrhunderts in Wien als Sohn des Chirurgen Benedikt W. geboren. Über Erziehung und Studienjahre Valdecks ist nichts bekannt. In den 50er Jahren erscheint er als Mitarbeiter an Kurandas „Ostdeutscher Post“ und wird zuerst durch seinen Streit mit Saphir bekannter. (In einer Kritik der Ristori brauchte V. die Wendung: „Die Grenze der Menschennatur ist die Grenze ihres Darstellungstalentes“; darüber machte sich Saphir in verletzender Weise lustig, indem er „die Grenze der Rezensenten für die Grenze des Narrentums“ ausgab, und V. eröffnete darauf seine Angriffe auf Saphir, die diesem sehr schadeten.) Fortan war V. als Feuilletonist und Theaterreferent der „Ostdeutschen Post“ in geistvoller und freimütiger Weise thätig, bis er zur „Presse“ und dann zur „Neuen Freien Presse“ (1864 gegründet) übertrat. Am 13. Nov. 1867 erschien sein Feuilleton „Über die Bildung unsrer katholischen Geistlichkeit“, das konfisziert wurde. Noch mehr Aufsehen erregte seine Vorlesung in Aussee, im Vorsaale der neuen Rudolfskirche, wo er das Treiben und die Zwecke der Jesuiten in grellsten Farben beleuchtete (19. Dez. 1869). Der Ausseer Kaplan Johann Wöhr erließ gegen V. eine Flugschrift: „Die Jesuiten in Aussee. Ein Denkzettel an Herrn R. V.“ (Graz 1870), die eine Schwurgerichtsverhandlung zur Folge hatte, welche mit der Verurteilung des Kaplans schloß. Bei der Gründung der „Wiener Allgemeinen Zeitung“ (1881) trat V. in ihre Redaktion, nachdem er einige Jahre ganz geschwiegen hatte; nach dem Niedergang des Blattes wurde er Burgtheaterreferent der „Österr. Volkszeitung“. Er ist einer der Meister des Wiener Feuilletons, und seine Kritik zeichnet sich

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 940. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0954.jpg&oldid=- (Version vom 4.8.2022)