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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

von 11,083,716, eine Ausfuhr von 11,051,602 Pfd. Sterl. aufwies, betrug 1889 in der Einfuhr 23,429,859, in der Ausfuhr 19,982,892 Pfd. Sterl. Hauptausfuhrartikel sind Zinn, Gambia, schwarzer und weißer Pfeffer, Tapioka, Sago, Guttapercha, Indiarubber, Kopra, Häute, Zucker. Die Einfuhr besteht in erster Linie in Baumwollenzeugen, und Baumwollgarn, dann in Blei, Eisen, Stahl, Kupfer, Messing, Spirituosen, Wein und Bier. Die Kolonie steht unter einem auf 6 Jahre von der britischen Krone ernannten Gouverneur, unter dem Resident Councillors die Verwaltung von Penang (mit den Dindings und der Provinz Wellesley) und von Malakka leiten. Ein anglikanischer Bischof (von Singapur, Labuan und Sarawak) und ein römisch-katholischer (von Malakka) residieren in Singapur. Ein Obergericht besteht zu Singapur, englische Magistrate haben ihren Sitz in den bedeutendern Orten. Da keine Zölle bestehen, fließen die Einkünfte der Kolonie aus Stempelgebühren und den Monopolen des Verkaufs von Opium und Spirituosen, welche verpachtet werden. Sie betrugen 1890: 4,401,416, die Ausgaben 3,853,208 Dollar; die öffentliche Schuld beträgt 15,700 Pfd. Sterl. Die Garnison besteht aus einem Bataillon Infanterie (wovon zwei Kompanien in Penang), zwei Batterien Artillerie und zwei Kompanien Pioniere, außerdem besteht in Singapur eine Kompanie freiwilliger Artillerie. Schulzwang herrscht nicht; es gibt 181 Regierungsschulen mit (1889) 4716 Schülern. Der Unterricht der Malaien (in ihrer Sprache) ist unentgeltlich. In Singapur haben ihren Sitz 4 Banken, 8 Agenturen europäischer Dampfschiffahrtsgesellschaften, darunter des Norddeutschen und des Österreichisch-Ungarischen Lloyd. Docks haben Singapur und Penang.

Strandpflanzen, s. Anpassung.

Straßenbahn. In Washington wird von der Judson Pneumatic Street Railway Co. eine S. gebaut, die mit einem neuen und ganz eigenartigen Treibmittel versehen werden soll. Gegen eine in einem Kanal in der Mitte der Fahrbahn angeordnete Trommel W (Fig. 1 u. 2) von 23 cm Durchmesser

Fig. 1. Fig. 3.
Fig. 2. Fig. 4.
Straßenbahnbetrieb mittels unterirdischer Trommeln.

werden Reibungsrollen R gepreßt, deren Achsen mit der Trommelachse einen beliebigen Winkel bilden. Sind diese Achsen zwangläufig parallel zur Trommel geführt, wie das bei Straßenbahnwagen durch Vermittelung der Wagenräder und der Schienen geschieht, so werden bei einer Drehung der Trommel W die Rollen R nicht nur gleichfalls in Drehung versetzt, sondern auch in der Richtung der Trommelachse verschoben, indem sie auf W Schraubenlinien beschreiben, deren Steigung von dem Winkel der Rollenachse zur Trommelachse abhängt. Die Verbindung der Rollenachse mit dem zu den Laufrädern der Wagen führenden Gestell kann so ausgeführt werden, daß R in einer durchbrochenen Scheibe S gelagert ist (Fig. 3 und 4), auf deren Rand sich das Wagengestell mit dem Ring T aufstützt. Durch Drehen der Scheiben S mittels einer unter den Wagen hinlaufenden Zugstange cd wird der Winkel der Rollenachse zur Trommelachse und damit die Fahrgeschwindigkeit geändert. Ist der Winkel = 0 oder = 90°, so ist die Geschwindigkeit 0; bei einem Winkel von über 90° bewegt sich der Wagen rückwärts. Für die praktische Ausführung sollen mit jeder Wagenachse zwei Paar sattelförmig auf der Trommel W aufsitzende Rollen angewendet werden. Der zum Anpressen der Rollen gegen die Trommel nötige Druck wird durch das Wagengewicht unter Vermittelung einer Spannfeder ausgeübt. Um diesen Druck dem jeweiligen Kraftbedarf anpassen zu können, ist die zu den Rollen führende Druckstange mit der Wagenachse durch ein Exzenter verbunden, welches von der Plattform des Wagens aus verstellt werden kann. Zum Antreiben der Trommel W sind unter dem Straßenpflaster kleine, liegende Preßluftmaschinen angebracht, denen die gepreßte Luft durch ein unter der Trommel gelagertes Rohr zugeführt wird. Die Trommel besteht aus Stücken von 6–7 m Länge; in den Kurven sind polygonartig gekuppelte kurze Stücke angeordnet. Um zu verhindern, daß die Rollen in die an den Lagerstellen erforderlichen Zwischenräume hineinfallen, sind an diesen Stellen bündig mit der Trommel Leitschienen angeordnet, die auch über Weichen und Kreuzungsstellen hinweghelfen. Auf Grund früherer Versuche hofft die Gesellschaft auf der im Bau befindlichen 2,1 km langen eingeleisigen Strecke bei 200 Wellenumdrehungen pro Minute und einem Winkel der Rollen von 60° eine Wagengeschwindigkeit von 10 km in der Stunde zu erzielen. Die Betriebskosten sollen unter Einrechnung der Verzinsung des Anlagekapitals 7 Pf. für ein Wagenkilometer betragen. – In Bern ist seit Oktober 1890 eine nach dem System Makarski ausgeführte, mit Preßluft betriebene S. von 3 km Länge im Betrieb. Zum Betrieb sind etwa 50 Pferdekräfte erforderlich, die von den städtischen Turbinen in Form von Preßluft geliefert werden. Jeder Wagen ist mit einem Preßluftmotor und einem Preßluftbehälter ausgestattet, der 2120 Lit. Luft faßt. Zur Ladung eines Wagens mit Preßluft bis zur Erreichung der vollen Spannung (30 Atmosphären) werden 10 Minuten gebraucht. Als Fahrgeschwindigkeit sind in der Stadt 12 km, außerhalb 50 km in der Stunde gestattet.

Am 1. Jan. 1890 betrug die Länge der Straßenbahnen in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 5073 km gegen 2721 km im J. 1881, also mit einem Zuwachs von 2352 km in 9 Jahren. Über 100 km hatten 1890 folgende Städte (die Kilometerzahl für 1881 ist in Klammern danebengestellt): Baltimore 171 (100), Birmingham 346 (–), Boston 168 (161), Brooklyn 103 (200), Chicago 298 (129), Cincinnati 116 (84), Denver 114 (13), Kansas City 137 (14), Los Angeles 132 (18), Louisville 132 (63), New Orleans 167 (138), New York 285 (211), Philadelphia 456 (401), Pittsburg-Alleghany 109 (63), Saint-Louis 192 (137), San Francisco 142 (92). Es wurden betrieben als Pferdebahnen 3785 km = 74,62

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 894. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0908.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2022)