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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

O.

Oberlandeskulturgericht, in Preußen (Gesetz vom 18. Febr. 1890) die über die Berufung und das Rechtsmittel der Beschwerde gegen die Entscheidungen der Generalkommissionen und Spruchkollegien im Auseinandersetzungsverfahren entscheidende Instanz.

Oberrealschulen, s. Höhere Lehranstalten.

O’Brien, William, irischer Politiker, geb. 1852, erhielt seine Erziehung auf dem Diözesan-College in Cloyne und dem königlichen College in Cork, schloß sich bald den Parnelliten an, ward ins Unterhaus gewählt und gehörte hier zu den leidenschaftlichsten Vorkämpfern der irischen Sache. Wiederholt wurde er gerichtlich bestraft. 1889 entzog er sich mit Dillon einer neuen Verurteilung durch eine Reise nach Amerika, kehrte aber 1890 nach Europa zurück, als der Eheprozeß Parnells die irische Partei spaltete, erklärte sich gegen Parnell und begann, nachdem er eine sechsmonatige Gefängnisstrafe abgesessen, 1891 den Kampf gegen die Sache Parnells, den er auch nach dessen Tode fortsetzte.

Öchelhäuser, Wilhelm von, Nationalökonom, veröffentlichte „Erinnerungen aus den Jahren 1848 bis 1850“ (Berl. 1892).

Oechsli, Wilhelm, schweizer. Historiker, geb. 6. Okt. 1851 zu Riesbach bei Zürich, studierte in Zürich erst Theologie, dann unter Büdinger Geschichte, besuchte darauf die Universitäten Berlin und Heidelberg, erwarb 1873 in Zürich die philosophische Doktorwürde und wurde 1876 nach einem längern Aufenthalt in Paris Lehrer am Gymnasium zu Winterthur. 1887 wurde ihm die Professur für schweizerische Geschichte am Polytechnikum in Zürich übertragen. Er schrieb: „Lehrbuch der allgemeinen und der vaterländischen Geschichte“ (Zürich 1883–85); „Die Anfänge des Glaubenskonfliktes zwischen Zürich und den Eidgenossen 1521–24“ (Winterth. 1883); „Zur Sempacher Schlachtfeier“ (Zür. 1886); „Bilder aus der Weltgeschichte“ (2. Aufl., Winterth. 1887–90, 3 Tle.); „Quellenbuch zur Schweizergeschichte“ (Zür. 1886); „Orte und Zugewandte“ („Jahrb. für schweiz. Gesch.“, Bd. 13, Zür. 1888); „Die Beziehungen der schweiz. Eidgenossenschaft zum Reiche bis zum Schwabenkrieg“ (Hiltys „Polit. Jahrbuch“, Bd. 5, Bern 1890); „Bausteine zur Schweizergeschichte“ (das. 1890); „Die Anfänge der schweizer. Eidgenossenschaft“ (Zür. 1891) u. a.

Offiziere. Nach einem Reichsgesetz vom 3. Mai 1890, welches die bisherige Streitfrage endgültig beseitigte, sind O. außer Dienst der Militärgerichtsbarkeit nicht unterworfen.

Ohr. Als Morelsches O. bezeichnet man gewisse unregelmäßige Bildungen der Ohrmuschel, nämlich das übermäßige oder mangelhafte Wachstum derselben, den rudimentären Zustand oder das Fehlen von gewissen Teilen der Ohrmuschel sowie das fehlerhafte Anwachsen der Ohren. Diese Abnormitäten wurden zuerst von dem französischen Arzte Morel beschrieben, der zugleich darauf hinwies, daß die Ohrverbildung für Geisteskrankheit, bez. für erbliche Disposition zu geistiger Störung charakteristisch ist. Vgl. Binder, Das Morelsche O. (Berl. 1889).

O. K. (spr. okeh), ein in den Vereinigten Staaten von Nordamerika allgemein gebräuchlicher Ausdruck für „unbedingt gut“ („Die Zigarren sind ganz O. K.“; „O. K. Laundry“, vorzügliche Waschanstalt, etc.). Der Ursprung dieses Ausdruckes geht auf den Präsidenten Andrew Jackson (1829–37) zurück, der, mit der Orthographie auf gespanntem Fuße stehend, einst verschiedene Schriftstücke mit „O. K. Andrew Jackson“ (für „all correct“) unterzeichnet haben soll. Seitdem bedeutet O. K. bei jedem Amerikaner den Inbegriff der unantastbaren Vorzüglichkeit.

Ôkuma Shigenobu, japan. Staatsmann, geb. 1837 zu Hizen, studierte in Nagasaki die holländische und englische Sprache, nahm am Restaurationskrieg 1868 teil und bekleidete dann in der neuen Regierung verschiedene Ämter, bis er 1873 Finanzminister wurde. 1882 trat er wegen Meinungsverschiedenheiten mit seinen Kollegen aus dem Kabinett aus und begründete eine Partei, die Kaishin-tô (Reformpartei), die bald sehr einflußreich wurde und eine fremdenfreundliche Politik befolgte. Nachdem er 1884 vom Kaiser in den Grafenstand erhoben worden war, übernahm er 1888 das Portefeuille des Äußern und widmete nun seine ganze Kraft der Revision der mit den fremden Mächten geschlossenen Verträge. Seine Vorschläge wurden von Deutschland angenommen, 11. Juni 1889 wurde der neue Vertrag in Berlin unterzeichnet, 11. Febr. 1890 ratifiziert, Amerika und Rußland folgten nach; auch England stand dicht vor der Unterzeichnung, doch eine starke Partei im Lande selbst agitierte heftig gegen die neuen Verträge, hauptsächlich wegen der auf zwölf Jahre in Aussicht genommenen Hinzuziehung fremder Richter zu den einheimischen Gerichtshöfen. Ein 18. Okt. 1889 auf Ô. unternommenes Dynamitattentat, welches diesem ein Bein kostete, war die Veranlassung, daß er vom Ministerposten zurücktrat; ein allgemeiner Kabinettwechsel erfolgte, und die Revision der Verträge wurde wieder auf unbestimmte Zeit vertagt. Ô. blieb einstweilen noch als Mitglied des Staatsrates (Sumitsu-in) in der Regierung, trat aber im November 1891 aus, um sich vollständig der Leitung der inzwischen ganz oppositionell gewordenen Kaishin-tô zu widmen.

Ölbeizen, s. Färberei.

Oldenburg. Die Bevölkerung betrug nach der Volkszählung vom 1. Dez. 1890: 354,968 Seelen (gegen 341,525 im J. 1885). Davon kommen auf das

  Einwohner 1890 Zunahme (− Abnahme)
Einwohner in Proz.
Herzogtum Oldenburg 279008 11897 4,45
Fürstentum Lübeck 34718 −3
  Birkenfeld 41242 1549 3,90
Zusammen: 354968 13443 3,94

Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist seit 1885 von 53 auf 55 pro QKilometer gestiegen, und zwar beträgt sie im Herzogtum O. 52, im Fürstentum Lübeck 64, im Fürstentum Birkenfeld 82. Die Zunahme der Bevölkerung ist im Zeitraum 1885–90 mit jährlich 0,77 Proz. stärker gewesen als in den Jahren 1880–1885 (0,21 Proz.), aber schwächer als in der vorhergehenden Periode 1875–80 (1,10 Proz.). Nach dem Geschlecht entfallen auf 100 männliche 101,7 weibliche Personen. Nach der Religion unterschied man 274,410 Evangelische (77,3 Proz.), 77,766 Katholiken (21,9 Proz.), 1552 Juden (0,44 Proz.) und 1240 Andersgläubige (0,36 Proz.). Nur die Hauptstadt O. zählte mehr als 20,000 Einw. (21,310, als Gemeinde 23,118). Das Budget der Zentralkasse des

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 683. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0697.jpg&oldid=- (Version vom 27.11.2022)