Seite:Meyers b19 s0556.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

von den Gebirgen von Perijas und Motillans, geht von jener Linie über die Spitzen der genannten Gebirge bis zu den Quellen des Rio Oro und von diesem Punkte bis zur Mündung des Grita in den Zulia, über die Route des Siatu, welche die Flüsse Catatumbo, Sardinata und Tarra überschreitet. Die dritte Sektion, San Francisco, führt von der Einmündung des Grita in den Zulia die gegenwärtig als Grenzlinie anerkannte Kurve entlang bis zur Schlucht von Don Pedro und diese hinunter zum Rio Tachira. Die vierte Sektion, Linie der Serrania von Tama, führt am Rio Tachira aufwärts bis zu dessen Quelle und von da über das Gebirge und den Kamm von Tama bis zum Laufe des Rio Oira. Die fünfte Sektion, Linie von Sarare, geht den Lauf des Rio Oira entlang bis zu seinem Zusammenfluß mit dem Sarare, die Gewässer des letztern entlang und, die Mitte der Lagune des Desparramadero durchschneidend, bis zu der Stelle, wo er in den Rio Arauca eintritt, auf diesem flußabwärts bis zu dem Punkte, der gleich weit von dem Städtchen Arauca und von jenem enfernt ist, der im Meridian des Zusammenflusses des Masporro und Apure auch den Rio Arauca schneidet, und von diesem Punkte in direkter Linie zum Apostadero des Rio Meta und, den Gewässern des letztern folgend, bis zu seiner Einmündung in den Orinoko. Die sechste Sektion, Linie vom Orinoko und Rio Negro, beginnt bei der Einmündung des Meta in den Orinoko, geht des letztern Gewässer entlang bis zum Raudal (Wildwasser) von Maipures und von da, dem Orinoko folgend, bis zu seinem Zusammenfluß mit dem Guaviare, dessen Lauf entlang bis zur Mündung des Atabaco, dann diesen Fluß aufwärts bis 36 km nördlich vom Dorfe Yavita, von wo eine gerade Linie gezogen wird zum Guainia, 36 km westlich vom Dorfe Pimichin und, dem Bette des Guainia (weiterhin Rio Negro genannt) folgend, bis zur Piedra del Cocuy.

Kometen. Von periodischen K. mit kurzer Umlaufszeit sind seit dem Bericht in unserm letzten Jahres-Supplement wieder erschienen: der Wolfsche (1884 III, Umlaufszeit 6,77 Jahre), der Enckesche (Umlaufszeit 3,33 Jahre) und der Tempel-Swiftsche (Umlaufszeit 5,99 Jahre). Alle drei wurden zuerst auf der Lick-Sternwarte wieder aufgefunden, der Wolfsche 4. Mai 1891, der Enckesche 1. Aug. und der Tempel-Swiftsche 28. Sept. Der Wolfsche Komet ging Anfang September durch die Plejaden. Bei dem Enckeschen ist die Wiederkehr zur Sonnennähe 1891 die 25., die seit seiner Entdeckung durch Pons 1786 genau beobachtet worden ist. Der dritte Komet ist 1869 von Tempel entdeckt worden, ohne daß damals seine Periodizität erkannt wurde. Als er 1880 wieder erschien, entdeckte ihn Swift, und nun wurde man auf seine Periodizität aufmerksam, schrieb ihm aber anfangs eine Umlaufszeit von 11 Jahren zu, bis man erkannte, daß er zwischen 1869 und 1880 zwei Umläufe gemacht und man eine Umlaufszeit von beinahe 6 Jahren fand; indessen liegt seine Bahn so, daß immer die Beobachtung einer Wiederkehr zum Perihel ausfallen muß, weshalb er auch weder 1875 noch 1886 gesehen worden ist. Als neu aufgefundener periodischer Komet ist zu verzeichnen der Komet 1890 VII, den Spitaler in Wien 16. Nov. 1890 bei Aufsuchung eines in der Nacht vorher von Zona in Palermo entdeckten teleskopischen K. gleichzeitig mit diesem im Gesichtsfelde seines Fernrohrs entdeckte. Dieses Zusammentreffen, das erste dieser Art bei K., war übrigens rein zufällig, da beide K. nichts gemein haben. Der Zonasche läuft in einer parabolischen Bahn, der Spitalersche aber in einer Ellipse von der großen Halbachse 3,448 und der Exzentrizität 0,476 in 6,4 Jahren um die Sonne. Doch beschreibt er diese Bahn wahrscheinlich erst seit 1887, da er in der zweiten Hälfte dieses Jahres dem Jupiter sehr nahe stand und jedenfalls große Störungen von demselben erfahren hat.

Durch die großen Fernrohre der neuesten Zeit, besonders durch den Wiener und den durch die atmosphärischen Verhältnisse ausnehmend begünstigten Refraktor der Lick-Sternwarte, ist die Beobachtung der K. in einer Weise gefördert worden, von der man noch vor wenigen Jahren keine Ahnung hatte. Man ist jetzt im stande, einen K. weit länger und bis in viel größere Entfernung zu verfolgen als früher. Noch vor kurzem galt der Zeitraum von 511 Tagen, auf welchen sich die Beobachtungen des großen K. von 1811 verteilten, als ein ausnahmsweise langer. Der am 2. Sept. 1888 von Bernard entdeckte Komet 1889 I war aber noch 17. Aug. 1890 im Refraktor der Lick-Sternwarte sichtbar, also 713 Tage nach seiner Entdeckung, als sein Abstand von der Sonne 6,24 Erdbahnhalbmesser, also mehr als der des Jupiter, betrug; ja Palisa konnte diesen K. noch 1. Mai 1891 im 27zölligen Wiener Refraktor erkennen, wenn auch mit größter Anstrengung. Ebenso wurde der am 31. März 1889 von Bernard entdeckte Komet 1889 II von seinem Entdecker 23. Aug. 1891 wieder aufgefunden und auch am folgenden Tage, dem 511. nach der Entdeckung, noch beobachtet, als er bereits in der Entfernung 5,02 von der Sonne stand. Wenn man nun bedenkt, daß die sonnenfernsten Punkte der Bahnen der periodischen K. mit kurzer Umlaufszeit entweder noch innerhalb der Jupiterbahn (mittlerer Halbmesser 5,203) oder wenig jenseit derselben liegen, so liegt die Hoffnung nahe, daß es wohl gelingen werde, den einen oder den andern von diesen K. auf seiner ganzen Bahn oder doch auf dem größten Teile derselben zu verfolgen. Gelingt dies wirklich, so wird man wahrscheinlich auch entscheiden können, ob das Newtonsche Gravitationsgesetz zur Erklärung der Kometenbewegung vollständig ausreicht, oder ob noch andre Kräfte zu Hilfe genommen werden müssen. In letzterer Hinsicht sei erwähnt, daß es Argelander bei Berechnung des großen K. von 1811 nicht gelang, alle Beobachtungen innerhalb der zulässigen Fehlergrenzen durch die allgemeinen Bewegungsgesetze darzustellen, und daß er als Ursache physische, durch die Sonne bedingte Veränderungen in der Masse des K. vermutete.

Über den großen September-K. von 1882 hat Kreutz als Fortsetzung der im letzten Jahres-Supplement (Bd. 18, S. 490) erwähnten noch eine zweite Arbeit veröffentlicht. Dieser Komet zerfiel im Oktober 1882 in vier sich immer weiter voneinander entfernende Kerne (1, 2, 3, 4 in der Reihenfolge ihres Abstandes von der Sonne). Da Kern 2 sich durch seine Helligkeit auszeichnete, so hat ihn Kreuz in seiner frühern Arbeit als Schwerpunkt des K. betrachtet und für ihn eine elliptische Bahn mit 770 Jahren Umlaufszeit berechnet. In der neuern Arbeit findet er, daß nur der Teilkern 1 eine von der Bahn des ursprünglichen Kernes im September 1882 merklich abweichende Bahn beschreibt, während die Bewegungen von 2, 3 und 4 sich mit gleicher Genauigkeit der Bewegung des einfachen Kernes anschließen. Die Umlaufszeit des letztern schätzt Kreutz auf 880–1000 Jahre, für die Umlaufszeiten der Teilkerne aber findet er 670, 770, 880 und 960 Jahre. Der Komet wäre

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 542. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0556.jpg&oldid=- (Version vom 15.4.2022)