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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

an. Unter den Maschinen glänzten besonders die Milchzentrifugen. Sehr vollständig war die Moorkultur vertreten. In Berlin fand auf dem Zentralviehhof eine Mastviehausstellung statt, welche 869 Tiere aufwies. An dieselbe schloß sich eine Ausstellung von Maschinen für das Schlächtergewerbe.

Im Februar fand in Berlin wiederum eine Kochkunstausstellung statt, welche zeigte, daß diese Kunst selbst in Deutschland, welches doch für dergleichen wenig Sinn hat, zu einer großen Vollendung gediehen ist. An der Ausstellung hatten sich 252 Vereine beteiligt. Sie wies nicht bloß Speisen und Getränke in reichster Auswahl auf, sondern Tafelgerät, Koch- und Heizapparate sowie eine Sammlung von Fachschriften. Eine Kochkunstausstellung in Hannover wies namentlich viele Konserven auf.

Gleichzeitig mit dem deutschen Geographentag fand in Wien eine geographische Ausstellung statt, welche bisher noch nicht veröffentlichte Schätze der kartographischen Kunst aus den letzten fünf Jahrhunderten zur Anschauung brachte. Auch waren Instrumente zur geographischen Ortsbestimmung und die neuesten Erscheinungen auf dem Gebiete der Erdkunde ausgestellt. In Bern wurde aus Anlaß des geographischen Kongresses eine Ausstellung veranstaltet, welche eine Übersicht über die geographischen Lehrbücher, die Alpenwissenschaft und die schweizerische Kartographie gewährte. Aus Anlaß des amerikanischen Kongresses veranstaltete die spanische Regierung in Madrid eine geschichtlich-amerikanische Ausstellung, welche vorwiegend Gegenstände aus der Zeit 50 Jahre vor und nach der Entdeckung aufwies. In Köln wurde eine Ausstellung für Länder- und Völkerkunde abgehalten, welche hauptsächlich Gegenstände aus den deutschen Schutzgebieten aufwies. Desgleichen die von Holub veranstaltete afrikanische Ausstellung, welche in Wien stattfand. Im Frühjahr sah Moskau eine mittelasiatische Ausstellung in seinen Mauern, welche das russische Publikum mit den Erzeugnissen Mittelasiens bekannt machen soll. Es waren über 16,000 Gegenstände ausgestellt: rohe Erzeugnisse, Pflanzen und Tiere, Fischerei- und Jagdgeräte, in Mittelasien gearbeitete Waren und anderseits die dort eingeführten russischen Gegenstände. In Berlin fand eine afrikanische Ausstellung zum Besten der Krankenpflege in Ostafrika statt. Dieselbe wies viele Gegenstände auf, welche von Beamten der Ostafrikanischen Gesellschaft und von Reisenden heimgebracht wurden, darunter die Waffen Buschiris.

Im österreichischen Handelsmuseum in Wien war eine Mustersammlung orientalischer Teppiche ausgestellt, die in zwei Gruppen: alte und neue Erzeugnisse, zerfiel. Unter anderm hatte der Schah von Persien wertvolle Zuwendungen gemacht. Die hervorragendsten Stücke sollen in farbigen Nachbildungen weitern Kreisen zugänglich gemacht werden (s. den besondern Bericht unter „Teppiche“). Der Dresdener Gewerbeverein veranstaltete eine keramische Ausstellung, welche ein reiches Bild der Thonindustrie bot. In den untern Sälen waren die Erzeugnisse der Gegenwart und die Hilfsmittel der Fabrikation ausgestellt; die obern Säle und die Galerie des Gewerbehauses waren der historischen Abteilung und der Glasindustrie vorbehalten. In Dresden fand eine Ausstellung zur Veranschaulichung der Verwendung von Pflanzenformen im Gebiete des Kunstgewerbes von den ältesten Zeiten bis zum Ende des 18. Jahrh. statt.

Die Fächerausstellung in Karlsruhe war sehr reich beschickt und bot des Neuen sehr viel. Sie bewies, daß die jetzige Fächerindustrie der ältern in nichts nachsteht. Der Katalog wies über 2000 Fächer aus alter Zeit auf. An der Ausstellung beteiligten sich neben der Nationalgalerie in Berlin fast alle ethnologischen und kunstgewerblichen Museen Deutschlands sowie das Wiener Kunstgewerbemuseum, welches mit einer Sammlung bosnischer und herzegowinischer Fächer auftrat. Die Stadt Leipzig veranstaltete im Februar 1892 eine internationale Ausstellung für das Rote Kreuz. Hauptsächlich waren die besten Systeme der Truppenverpflegung im Krieg und im Frieden, der Transport Verwundeter etc. veranschaulicht. Daran schloß sich die Ausstellung von Einrichtungen und von Apparaten zur Verbesserung der hygienischen Verhältnisse der Wohnungen sowie von Nahrungsmitteln, Apparaten zur Zubereitung derselben und eine Darlegung, wie man eine nahrhafte Kost billig und gut herstellen kann. – Über die Kunstausstellungen und die kunstgewerblichen A. im J. 1891 vgl. die besondern Artikel.

[Künftige Ausstellungen.] Der Leipziger Gärtnerverein plant für 1892 eine internationale Ausstellung für die Erzeugnisse des Gartenbaues. In Karlsruhe findet 1892 eine Gartenbauausstellung statt, die mit einem botanischen und gärtnerischen Kongreß verbunden werden soll. Die Pariser Union centrale des arts décoratifs bereitet unter dem Namen La Plante eine Ausstellung vor, welche die vielfache Verwendung der Pflanze als künstlerisches Motiv auf dem Gebiete des Kunstgewerbes zur Darstellung bringen soll. Die Ausstellung wird in fünf Gruppen zerfallen, welche lebende Pflanzen, kunstgewerbliche Arbeiten mit Pflanzenornamenten, Entwürfe, dekorative Malereien und Modelle sowie Unterrichtswesen und Geschichtliches umfassen sollen. Dem Vorgang der australischen Kolonien, bez. der Städte Sidney und Melbourne folgend, veranstaltet die Kolonie Tasmania eine internationale Ausstellung, deren Zeitpunkt indessen noch nicht bestimmt ist. Tasmania ist in einem raschen Aufschwung begriffen, und so dürfte die Beschickung der Ausstellung auch aus Deutschland vielfach lohnend erscheinen. Im J. 1892 sollen in Paris Vertreter aller menschlichen Rassen versammelt und einem zu veranstaltenden Ethnologentag vorgeführt werden. Die Weltausstellung zu Chicago (1893), an welcher sich das Deutsche Reich beteiligen wird, soll sämtliche Zweige der Kunst und Industrie umfassen und in zwölf Hauptabteilungen zerfallen, und zwar schöne Künste, freie Künste (Baukunst, Ingenieurwesen, Unterrichtswesen), Arbeitsfortschritt, Maschinen, Elektrizität, Industrie im allgemeinen, Landwirtschaft, Fischerei, Weinbau und Blumenzucht, Bergbau und Hüttenwesen, Verkehrsmittel. Die Anmeldungen erfolgen bei dem Reichskommissar, Berlin, Wilhelmstraße 74. Platzmiete wird nicht entrichtet und Dampfkraft unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Transport und Versicherung auf Kosten der Aussteller. Die Ausstellungsgüter sind zollfrei, und es wird der Zoll nur im Fall eines etwaigen Verkaufs derselben entrichtet. Nach dem 10. April 1893 werden Schaustücke nicht mehr zugelassen.

Auster. Von den tierischen Feinden der A. hat in letzter Zeit ein kleiner Wurm, Polydora ciliata, besondern Schaden angerichtet und zwar sowohl auf englischen Austernbänken als auch in Neusüdwales in Australien. Teils bohrt er sich in die

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0075.jpg&oldid=- (Version vom 26.4.2022)