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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19

des nach SO. fließenden Mananara. Von Fort Dauphin folgten sie dann der Ostküste bis zur Mündung des Mananara, an dem sie bis Iwohibe aufwärts zogen, wo ein gleichnamiger, bisher noch unbekannter Fluß mündet, dessen Lauf sie genau aufnahmen. Die geographischen Ergebnisse dieser 3jährigen Reise sind sehr bedeutend. Die Ausdehnung des großen Zentralmassivs im Innern ist auf das richtige Maß beschränkt, die Flußgebiete im S. der Insel und deren Wasserscheiden sind festgestellt, zahlreiche astronomische Ortsbestimmungen, eingehende Studien der dortigen Bevölkerungen und reiche naturwissenschaftliche Sammlungen sind gemacht worden. Den zentralen Teil Madagaskars zu durchkreuzen, hatte der englische Missionar Mac Mahon zweimal vergeblich versucht, gelungen ist dies endlich den Franzosen d’Anthouard und Cadière. Sie reisten 24. Sept. 1890 von Antananarivo südwärts bis Ambositra, wandten sich darauf westlich und erreichten 13. Okt. die Westküste bei Andakabe unter 20°21′ südl. Br. Darauf steuerten sie im Boot nach N., landeten in Tsimanandrafozana an der Mündung des Tsiribihiny, durchwanderten die Landschaften Menabe und Betsiriry und kehrten Ende November wieder nach Antananarivo zurück. Der in der Mitte der Insel, im Gebiete des Betsileo gelegene, 1870 m hohe Berg Ambondrombo wurde 1891 von den beiden Franzosen Bresson und Pater Tulazac zum erstenmal erstiegen, wobei die Betsileo, obwohl ihnen der Berg für heilig gilt, als Führer und Träger bereitwillig Dienste leisteten. Nachdem Frankreich 1885 die Bai von Diego Suarez mit der umgebenden Landschaft sich abtreten ließ, da dieser Meereseinschnitt wegen seiner tiefen und engen, dabei leicht zu verteidigenden Einfahrt zur Anlage eines Kriegshafens sich vortrefflich eignet, ließ es eine genaue Vermessung vornehmen, deren Resultate kürzlich in 16 großen Blättern veröffentlicht wurden.

Agai, Adolf, ungar. Humorist, geb. 1. April 1836 in Jankovac als Sohn eines aus Polen eingewanderten Arztes Josef Rosenzweig, genoß eine sorgfältige humanistische Vorbildung, die er an der Wiener Hochschule abschloß, wo er 1862 als Doktor der Medizin promoviert wurde. Er begann schon mit 18 Jahren sich litterarisch zu bethätigen, eine einflußreiche Stellung nahm er jedoch erst seit 1868 ein, als unter der neuen konstitutionellen Ära das illustrierte Witzblatt „Borsszem Jankó“ (etwa „Hans Pfefferkorn“) gegründet wurde, welches noch heute unter seiner Leitung blüht. A. gründete die politisch-satirische Belletristik in europäischen Stil in Ungarn und hat wesentlich zur Modernisierung der nationalen Begriffe beigetragen. Zu ganz besonderer Popularität verhalfen dem Witzblatt die lebensvollen Zeichnungen des Meisters Jankó. A. kultivierte in seinem Witzblatt neben der politischen Satire auch andre Arten von Humor: Parodien, Calembourgs, Anekdoten, soziale Kritik, und war der Schöpfer von 14 ständigen humoristischen Figuren, ebenso vielen Typen des ungarischen Volks- und Gesellschaftslebens. Als universell gebildeter Feuilletonist, Reiseschilderer und Kunstkritiker von allen Blättern gesucht (er schrieb in der ersten Zeit auch für die „Gartenlaube“, „Fliegenden Blätter“, und die meisten seiner Feuilletons sind auch im „Pester Lloyd“ erschienen), hat A. viele Schüler gebildet. Auch um die Einführung guter Kinderlitteratur („Kis lap“, illustrierte Kinderwochenschrift) hat sich A. Verdienste erworben.

Agrinion (früher Vrachori, s. d., Bd. 16), Hauptort einer Eparchie im griechischen Nomos Akarnanien und Ätolien und ein Mittelpunkt des griechischen Tabakshandels (auf der Ebene von A. und den Hochflächen von Akarnanien wird der meiste und beste Tabak in Griechenland gebaut), hat 25. Aug. 1889 durch ein Erdbeben stark gelitten. A. hatte 1889: 7430 Einw.

Ägypten, Geschichte. Der Ministerpräsident Riaz Pascha legte 12. Mai 1891 sein Amt nieder, angeblich aus Gesundheitsrücksichten. Er war ein Anhänger der alten Schule, des türkischen Absolutismus, und daher ein entschiedener Gegner der Reformideen, mit denen der ganz unter englischem Einfluß stehende Chedive sich trug. Besonders die durchgreifende Justizreform, die der zum Oberrichter ernannte Engländer Scott durchführen sollte, mißbilligte er durchaus. Der neue Ministerpräsident, Mustafa Pascha Fehmi, der zugleich das Innere übernahm, und die übrigen Minister waren ganz von den Vertretern Englands, dem Generalkonsul Sir Evelyn Baring und dem Oberrichter Scott, abhängig. Die Frage der Räumung Ägyptens durch die Engländer wurde 1891 wieder einmal von der Pforte angeregt, jede Verhandlung darüber jedoch von dem englischen Minister Salisbury rundweg abgelehnt. In seiner Rede beim Lord-Mayorsbankett 9. Nov. begründete Salisbury seine Haltung damit, daß England Ä. so lange besetzt halten müsse, bis es gegen äußere und innere Feinde stark genug sei, und es seien daher die anders lautenden Erklärungen englischer Staatsmänner (Gladstones und Morleys, welche die Räumung Ägyptens gefordert hatten) beklagenswert; Ä. von der Türkei loszureißen, sei Englands Absicht nicht. Von einer Räumung des Landes konnte um so weniger die Rede sein, als Tewfik Pascha 7. Jan. 1892 plötzlich starb. Ihm folgte mit Genehmigung des Sultans sein 17jähriger Sohn Abbas Pascha (s. d.) als Chedive, der natürlich von England noch abhängiger war als sein Vater. Übrigens erwies sich die englische Verwaltung für die Finanzen immer vorteilhafter. Als der neue Chedive 30. Jan. die gesetzgebende Versammlung mit einer Ansprache eröffnete, in welcher er das Werk seines Vaters fortsetzen zu wollen erklärte, konnte er zugleich mitteilen, daß die Patentsteuer aufgehoben und die Salzsteuer um 40 Proz. ermäßigt werden würde.

Zur Förderung der ägyptischen Altertumskunde gründete 1883 der Engländer Sir Erasmus Wilson (gest. 1884) den „Egypt Exploration Fund“. Die von diesem ans Licht gebrachten Altertümer werden nach bestimmten Grundsätzen an das Nationalmuseum zu Bulak, das Britische Museum, das Bostoner Museum (Nordamerika) und einige andre Museen in England und den Kolonien verteilt. Jährliche Publikationen erstatten über die Arbeiten des „Fund“ fortlaufend ausführlichen Bericht.

Airy, George Biddell, Astronom, starb 4. Jan. 1892 in London. Eine Übersetzung seiner zuerst 1834 unter dem Titel: „Gravitation“ erschienenen Erklärung der hauptsächlichsten Störungen im Sonnensystem (neue Ausg. 1884) besorgte R. Hoffmann (Leipz. 1891).

Akkumulatoren haben in neuerer Zeit einen erweiterten Wirkungskreis gefunden, indem sie einmal in den Bessemereien als Kraftsammler für die hydraulischen Apparate zur Bewegung der Gießpfannen, der Konverter etc. und sodann in Hochdruckwasserleitungen anstatt der Windkessel als Druckregler in Gebrauch getreten sind. Bei der gewöhnlichen Anordnung der A. dienen Belastungsgewichte als Kraftträger. Diese Gewichte richten sich nach der Größe der zu leistenden Arbeit und werden dadurch vielfach

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 19. Bibliographisches Institut, Leipzig 1892, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b19_s0024.jpg&oldid=- (Version vom 13.1.2022)