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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18

so wartet er auf den folgenden und geht so als Abnehmer der Beförderungsleistung nicht verloren. Anders im Straßenbahnbetrieb. Wer hier den Pferdebahnwagen hat vorüberfahren sehen, erwartet in vielen Fällen den folgenden nicht, sondern entschließt sich zum Gehen, wird also als Fahrgast und Einnahmequelle verloren.

Die Unfälle auf Straßenbahnen sind für Berlin von 1882 bis 1889, für Deutschland von 1882 bis 1888 ermittelt worden. In dieser Zeit sind in Deutschland 12,463 Unfälle eingetreten, von denen 12,227 auf den Pferdebetrieb u. 236 auf den mechanischen Betrieb entfallen. Im mechanischen Betrieb sind die Unfälle verhängnisvoller, indem von den 236 Fällen 41 zu tödlicher, 41 zu schwerer, 110 zu leichter Verletzung führten, während 44 ohne Verletzung verliefen. Im Pferdebahnbetrieb dagegen haben 272 Fälle tödlichen Ausgang genommen, 695 zu schwerer und 3257 zu leichter Verletzung geführt und 8003 keine Verletzung herbeigeführt. Von den 12,227 Unfällen im Pferdebahnbetrieb kommen allein 7467 auf das Absteigen, 1694 auf das Aufsteigen im Fahren, während 698 Fahrgäste während der Fahrt vom Wagen gefallen und 1558 Straßengänger auf das Geleise vor nahenden Wagen geraten sind. In 624 weitern Fällen gab das Anfahren andrer Fuhrwerke Ursache zum Unfall, während in dem Reste von 186 Fällen verschiedene Anlässe vorlagen. In den mechanischen Betrieben traten von den 236 Unfällen nur 59 beim Absteigen, 19 beim Aufsteigen, 18 beim Fallen vom Wagen, dagegen 89 durch Betreten der Geleise, 35 durch Einwirkung fremder Fahrzeuge und 16 auf verschiedene andre Weise ein. Im allgemeinen hat sich herausgestellt, daß die Straßengängerunfälle unverhältnismäßig schwerer als die Fahrgastunfälle zu verlaufen pflegen.

Die Preise der Straßenbahnen in deutschen Städten sind nach der „Straßenbahn“ folgende: Aachen hat einen Einheitstarif von 15 Pf., Bremen fährt 2 km für 10 und 20 Pf. (Sonntags 30 Pf.), Bremerhaven 4 km für 10 Pf., die Große Berliner Pferdebahn 2,5 km für 10 Pf., Breslau 2,8 km für 10 Pf., Danzig bis 3 km für 10 Pf., Düsseldorf 1,2 km für 10 Pf., Dresden bis 5,5 km für 15 Pf., Erfurt 5,1 km für 10 Pf., Frankfurt a. M. ca. 2 km für 10 Pf., Heidelberg 0,98 km für 10 Pf., Halle bis 3,085 km für 10 Pf., Hamburg 2,5 km für 10 Pf., Ingolstadt 1,4 km für 10 Pf., Kiel 2 km für 10 Pf., Köln 6 km für 15 Pf., Leipzig 2,015 km für 10 Pf., Lübeck 3,8 km für 10 Pf., Magdeburg („Trambahn“) 1,6 km für 10 Pf., Magdeburg („Straßenbahn“) 2,5 km für 10 Pf., Metz 3 km für 10 Pf., Mannheim 2,5 km für 10 Pf., München 2,8 km für 10 Pf., Nürnberg über 2 km für 10 Pf., Posen 1,75 km für 10 Pf., Stettin 2 km für 10 Pf., Stuttgart 2,3 km für 10 Pf., Straßburg i. E. 2,1 km für 10 Pf.

Straßenpflaster.[WS 1] Zur Herstellung von Gußasphaltpflaster eignet sich jeder bituminöse Kalkstein, dem natürliches oder künstliches Bitumen in solcher Menge zugesetzt wird, bis der Prozentsatz von 22–24 Bitumen erreicht ist; zur Herstellung des wertvollern Stampfasphaltpflasters ist jedoch nur der Asphaltstein weniger Gruben brauchbar, noch dazu nur ausländischer, so daß Deutschland seinen ganzen Bedarf an Stampfasphalt aus dem Ausland beziehen muß. Nachdem schon früher vergebliche Versuche gemacht wurden, die deutschen Asphalte für Stampfasphaltarbeiten verwendbar zu machen, fand vor kurzem Busse in Linden bei Hannover, daß die natürlichen Stampfasphalte einen großen Prozentsatz Öle in oxydiertem, gummiartigem Zustand enthalten, und es gelang ihm, künstlich eine solche Oxydation von Mineralölen herbeizuführen, daß sie, mit Steinmehl innigst gemischt, wie Stampfasphalt zu einem Pflaster verarbeitet werden können, welchem er den Namen Gummistraßenpflaster gegeben hat. Die erforderlichen Operationen sind ebenso wie beim Stampfasphalt: gleichmäßiges Auftragen des Pulvers auf eine Betonunterlage, Feststampfen mit heißen Stampfen, Walzen mit heißen Walzen und Glätten mit heißen Plätteisen. Für Fahrstraßen wird es in 50 mm Stärke auf 20 cm Betonunterlage, für Fußwege in 25 mm Stärke auf 10 cm Betonunterlage hergestellt. Mehrere Versuchsstrecken mit diesem Pflaster in Hannover sollen sich sehr gut bewährt haben. Fernere Versuchsstrecken sind in Berlin, Bremen, Hamburg und Köln in Aussicht genommen. Für die Herstellung ist von Schliemann u. Komp. in Linden-Hannover eine große Fabrik errichtet worden. Die Druckfestigkeit des neuen Materials beträgt nach Untersuchungen in der preußischen technischen Prüfungsstation in Charlottenburg 162 kg pro Quadratzentimeter, während frisch gestampfter Stampfasphalt nur 52 und alter Berliner Straßenstampfasphalt 93 kg Belastung pro Quadratzentimeter trägt. Fernere Untersuchungen betreffs der Wetterbeständigkeit bei Frost und Hitze ergaben, daß auch hierin das Gummistraßenpflaster dem Stampfasphalt überlegen ist. Die Vorzüge des neuen Pflasters sollen außerdem sein: große Widerstandsfähigkeit gegen Abnutzung, vollkommen geräuschloser Verkehr, es wird nicht glatt und ist staubfrei. Da das Gummistraßenpflaster ausschließlich aus deutschem Material hergestellt wird, so wäre seine allgemeinere Einführung schon aus dem Grunde wünschenswert, daß die bisherige Abhängigkeit Deutschlands vom Ausland bezüglich des Stampfasphalts beseitigt würde.

In Berlin ist versucht worden, das Stampfen des Asphaltpflasters auf maschinellem Wege vorzunehmen. Die dazu gehörige Stampfmaschine besteht im wesentlichen aus einem quer über die Straße gehenden, auf Rädern laufenden Gestell mit Schienengeleise, auf welchem ein Wagen läuft, der zwei Reihen von Stampfen, die nacheinander gehoben und fallen gelassen werden, trägt. Jedesmal, wenn sämtliche Stampfen niedergefallen sind, wird der Wagen um ein entsprechendes Stück weiterbewegt, so daß allmählich die ganze Breite der Straße auf ein der Länge der Stampfenreihen entsprechendes Stück der Straßenlänge bearbeitet wird, worauf das ganze Gestell in der Straßenrichtung vorgeschoben wird. Der Antrieb der Maschine erfolgt von einer Dampfmaschine aus mittels Kettentransmission.

Stroganow, Alexander, Graf, geb. 1796, starb 10. Nov. 1890 in St. Petersburg.

Strommesser, elektrische (Ampèremeter), Instrumente zur Messung der Größe des in einer Leitung fließenden Stromes. Ihre Konstruktion beruht auf dem gleichen Prinzip wie jene der Spannungszeiger. Auch hier ist es die Anziehung eines Weicheisenstückes durch eine stromdurchflossene Spule, welche Aufschluß über die Größe der Stromstärke gibt. Nur wird bei Strommessern die Spule nicht von einem geringen Zweigstrom, sondern vom gesamten zu messenden Strome durchflossen. Die Spule besteht daher aus wenig Windungen, und die Drahtstärke ist so bemessen, daß sie den gesamten Strom zu leiten vermag. Im übrigen bietet die Konstruktion von Strommessern eine größere Schwierigkeit, falls man eine Genauigkeit verlangt, wie sie von den Spannungszeigern verlangt wird (Abweichung höchstens 1 Proz.); immerhin ist aber dieser Mangel von ganz

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vgl. den Artikel Straßenbau im Hauptteil (Band 15).
Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 18. Bibliographisches Institut, Leipzig 1891, Seite 902. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b18_s0918.jpg&oldid=- (Version vom 27.6.2022)