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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Partei an, zu deren hervorragendsten Mitgliedern er sich durch eifrige Thätigkeit und wirksame Beredsamkeit aufschwang. Als er 1888 wegen seiner Beförderung seine Mandate niederlegen mußte, wurde er in Hannover in den Landtag wieder gewählt, unterlag aber in der Reichstagswahl im Wahlkreis Melle-Diepholz dem welfischen Kandidaten, für den die Deutschfreisinnigen stimmten, und wurde auch 1890 nicht wieder gewählt.

Saucken, 1) Kurt von S.-Tarputschen, Reichstagsabgeordneter, starb 1. März 1890 in Berlin.

 Saurel (spr. ssorell), Emma, ital. Sängerin, geboren im Dez. 1850 zu Palermo von französischen Eltern, debütierte unter Romanis Führung zu Pisa in Verdis „Maskenball“ mit glänzendem Erfolg, sang später in Ancona, Triest, Mailand, Florenz und im Della Pergola- wie San Carlotheater zu Neapel, nahm 1871 in Buenos Ayres Engagement und durchreiste, im Verein mit Tamberlick Gastrollen gebend, Mexiko, besuchte die größern Städte der Vereinigten Staaten, um dann, nach Europa zurückkehrend, im Theatro de São Carlos in Lissabon zu gastieren. Nach vorübergehendem Aufenthalt in Italien wirkte sie längere Zeit an den kaiserlichen Theatern zu Petersburg und Moskau. Im März 1878 gastierte sie im Krollschen Theater zu Berlin, wohin sie auch 1879 und später zurückkehrte. Seitdem war sie beständig auf Gastspielreisen. Mit ihrer musikalischen Begabung verbindet sie die Kunst lebensvoller dramatischer Darstellung.

 Schabsteine, s. Poliersteine (Bd. 17).

Schachspiel. Eine neue Zeitschrift: „Deutsches Wochenschach“, geben Schallopp, Heyde und Hülsen heraus (6. Jahrg., Braunschw. 1890).

 Schachtfallen
 Schachtverschluß
s. Bergbau (Bd. 17, S. 117, 118).

Schack, Adolf Friedrich, Graf von, veröffentlichte eine „Geschichte der Normannen in Sizilien“ (Stuttg. 1889, 2 Bde.).

 Schäfer, 3) Dietrich, Geschichtsforscher, geb. 16. Mai 1845 zu Bremen, studierte Geschichte in Jena und Göttingen, ward sodann bei der Herausgabe der „Hansarezesse“ beschäftigt, 1871 an die Universität Jena als außerordentlicher Professor der Geschichte berufen, 1883 ordentlicher Professor daselbst, 1884 in Breslau und 1888 in Tübingen. Er schrieb: „Dänische Annalen und Chroniken von der Mitte des 13. bis zum Ende des 15. Jahrhunderts“ (Hannov. 1872); „Die Hansastädte und König Waldemar von Dänemark“ (Jena 1879). In den „Hansarezessen“ gab er die 3. Abteilung von 1487 bis 1530 (Leipz. 1881–90, Bd. 1–4), außerdem „Das Buch des lübeckischen Vogts auf Schonen“ (Bd. 4 der „Hansischen Geschichtsquellen“, Halle 1887) heraus.

Schaffgotsch, Johann Ulrich, Graf von (1595 bis 1635). Vgl. Krebs, Hans Ulrich, Freiherr v. S. (Bresl. 1889).

Schaffhausen, Kanton, (1888) 37,876 Einw.; Stadt, (1888) 18,648 Einw.

Schafhäutl, Karl Emil von, Geolog, starb 25. Febr. 1890 in München.

Schahjehanpur, Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts in der britisch-ind. Provinz Nordwestprovinzen und Audh (4521 qkm groß mit 856,946 Einw.), am linken Ufer des Darhaflusses und an der Audh- und Rohilkand-Eisenbahn, mit (1881) 77,936 Einw. (39,080 Mohammedaner, 37,811 Hindu, 979 Christen); Sitz der englischen Behörden, hat eine höhere Schule, Gefängnis, eine Besatzung englischer und indischer Truppen und eine amerikanische protestantische Mission mit mehreren Schulen und einem Waisenhaus. Die einzigen nennenswerten Industrien sind die Zucker- und die Rumfabrikation.

 Schallopp, Emil, Schachspieler, geb. 1. Aug. 1843 zu Friesack, bekleidet seit 1872 den Posten eines Vorstehers des stenographischen Bureaus des deutschen Reichstags. Er zeichnete sich nach mancherlei Erfolgen in deutschen Turnieren dadurch besonders aus, daß er 1885 auf dem Turnier in Hereford (England) an die zweite Stelle in der Preisträgerliste kam, seit Anderssens und L. Paulsens Siegen in den ersten 60er Jahren das erste Mal, daß ein nichtprofessioneller deutscher Spieler einen englischen Meisterpreis gewann. Er ist Mitherausgeber des „Deutschen Wochenschach“.

 Schanz, 2) Martin, Philolog, geb. 12. Juni 1842 zu Üchtelhausen bei Schweinfurt, studierte in München, Würzburg, Bonn und Göttingen, habilitierte sich 1867 in Würzburg, wurde 1870 außerordentlicher Professor, 1883 ordentlicher Professor der klassischen Philologie daselbst. S. hat sich besonders um Platon verdient gemacht; von seinen Schriften gehören hierher: „Specimen criticum ad Platonem et Censorinum pertinens“ (Götting. 1867); „Studien zur Geschichte des Platonischen Textes“ (Würzb. 1874); „Über den Platokodex der Markusbibliothek in Venedig“ (Leipz. 1877); eine große kritische Ausgabe (das., seit 1875), eine kleine kritische Ausgabe ausgewählter Dialoge (das., seit 1887); eine Ausgabe ausgewählter Dialoge mit deutschem Kommentar (bis jetzt 2 Bdchn., das. 1887–88). Außerdem schrieb er: „Beiträge zur vorsokratischen Philosophie der Sophisten“ (Götting. 1867); „Römische Litteraturgeschichte“ (Nördling. 1889).

Scharnhorst, Gerhard Johann David von, preuß. General. Ihm zu Ehren wurde 1889 das 1. hannöversche Feldartillerieregiment Nr. 10 Feldartillerieregiment v. S. genannt.

 Schaugebilde (Schauapparate) der Pflanzen. Sofern eine große Anzahl von Pflanzen für ihre Befruchtung sowohl als für die Verbreitung ihrer Samen auf die Mitwirkung von Tieren, namentlich von Insekten, Vögeln und Säugern, angewiesen ist, haben sich bei ihnen Einrichtungen entwickelt, die lediglich darauf abzielen, die Aufmerksamkeit der erwünschten Gäste schon aus einiger Entfernung zu erregen und die Auffindung der Blüten oder Früchte im dunkeln Laub zu erleichtern. Natürlich spielt dabei die Farbe eine Hauptrolle und bei einer großen Klasse der hier zu besprechenden Erscheinungen namentlich die rote Farbe, weil sie am besten von dem grünen Laub absticht. Wir haben dabei drei Hauptfälle zu unterscheiden, nämlich florale S., extraflorale S. und Fruchtschaugebilde.

Die floralen S. stellen im allgemeinen das dar, was die deutsche Sprache in feiner Unterscheidung von dem bloßen Blütenbegriff als Blume bezeichnet, denn nur die größern und auffälligern Blüten nennen wir so. Die Blume ist ein S. an sich, aber es sind dabei sehr verschiedene Fälle zu unterscheiden, je nachdem der äußerste Blattwirtel der Blüte, d. h. der Kelch, oder die eigentliche Blumenkrone oder die Staubfäden oder gar Fruchtknoten mit Narbe das Hauptschaugebilde darstellen. Fälle, in denen der Kelch, also der äußerste Blattwirtel, als solcher wirkt, finden wir bei vielen unsrer bekanntesten Feld- und Gartenblumen, bei Caltha-, Ranunculus-, Anemone-, Helleborus-, Aquilegia- und Delphinium-Arten, bei denen die Blumenblätter nur unscheinbare Gebilde darstellen, der Kelch aber schön gefärbt entwickelt ist. Bei vielen Pflanzen, namentlich aus der

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 722. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0726.jpg&oldid=- (Version vom 15.9.2022)