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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

interocéanique de Panama und erwarb die von Kolumbien erteilte Konzession für 10 Mill. Fr. Im Dezember 1880 waren erst 590,000 Aktien zu 500 Fr. gezeichnet, aber trotzdem fing man 1. Febr. 1881 mit den Arbeiten an, obgleich Lesseps bereits 31. Jan. d. J. zugestanden hatte, daß der Bau 600 Mill. Fr. kosten würde. Die Panamaeisenbahn erwarb man im Juni 1882 für 94 Mill. Fr. Auf der sechsten Generalversammlung 29. Juli 1885 gab Lesseps zu, der Kanalbau würde 1200 Mill. Fr. verschlingen, und schlug vor, 500,000 Obligationen zu 500 Fr. auszugeben, von welchen aber trotz der von der Kompanie zugestandenen günstigen Bedingungen nur 458,802 gezeichnet wurden. Endlich sah man sich genötigt, die Absicht, einen schleusenlosen Kanal zu bauen, aufzugeben, und schloß 15. Nov. 1887 einen Vertrag mit Eiffel ab, der sich anheischig machte, einen Schleusenkanal bis zum Juli 1890 fertigzustellen. Aber der Versuch, neue Obligationen im Betrag von 720 Mill. Fr. auszugeben, gelang nicht, und da ein Antrag des Finanzministers, der Kompanie zu gestatten, die Zahlung auf Aktien und Obligationen einzustellen, von der Kammer 15. Dez. abgelehnt wurde, war ein Einschreiten der Gerichte unvermeidlich geworden. Herr v. Lesseps teilte zwar der elften Generalversammlung (26. Jan. 1889) mit, daß er beabsichtige, eine Gesellschaft zur Vollendung des Kanals zu gründen; aber das nötige Kapital war nicht zu beschaffen, und im März 1889 wurden die Arbeiten eingestellt. Die Konzession ist bereits hinfällig geworden. Aktienkapital und Obligationen belaufen sich auf 1,171,654,000 Fr., wogegen die Aktiva neben 255,00 Hektar Urland und den ausgeführten Arbeiten nur 231,160,000 Fr. betragen, einschließlich der Panamabahn.

 Pander, Christian Heinrich, Zoolog, geb. 12. Juli 1794 zu Riga, studierte in Jena und Würzburg, begleitete 1820 die russische Gesandtschaft nach Bochara unter Negri als Naturkundiger, wurde 1823 Mitglied der Petersburger Akademie, nahm aber 1828 seine Entlassung. Nachdem er mit dem ältern D’Alton die vergleichende Knochenlehre durch prachtvolle Darstellungen bereichert hatte, wandte er sich später der Geologie und Paläontologie zu. Er starb 22. Sept. 1865. P. zählt zu den Begründern der Entwickelungsgeschichte, er wies zuerst die Bildungsweise des Vogelkörpers aus drei Blättern, in welche sich die Keimhaut scheidet, nach und deutete den eigentümlichen Gang der Modifikation eines jeden derselben wenigstens an. Er schrieb: „Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Hühnchens im Ei“ (Würzb. 1817, mit 10 Kupfertafeln); „Vergleichende Osteologie“ (mit D’Alton, Bonn 1821–28, mit 103 Kupfertafeln); „Beiträge zur Geognosie des russischen Reichs“ (Petersb. 1830).

 Pandynamomēter, von Hirn angegebenes Instrument, welches, ähnlich wie der Pronysche Zaum, mit Hilfe der Torsion, welche die Welle des ersten Hauptrades eines Motors während der Umdrehung erleidet, die entsprechende Arbeit mißt, ohne wie jener besondere Vorrichtungen nötig zu machen. An jedem Ende der Welle wird ein aus zwei Hälften leicht zusammenfügbares Zahnrad angebracht, beide Räder übertragen durch Zwischenrädchen ihre Bewegung auf ein Differenzialrädchen, von welchem aus der Torsionswinkel der rotierenden Welle, der die Hälfte der wahren Torsion beträgt, mittels Vergrößerungshebel angezeigt wird. Mittels Hebel, welche nach entgegengesetzter Richtung an den Enden der ruhenden Welle wirken, sucht man dieselbe Torsion hervorzurufen, indem man die Hebelenden mit Gewichten beschwert, bis dieselbe Torsionsanzeige erscheint. Aus der mittlern Umlaufsgeschwindigkeit und der Torsionskraft läßt sich dann die Arbeit des Motors berechnen. Vgl. Hirn, Les Pandynamomètres (Par. 1876).

 Pannasch, Anton, Dramatiker, geb. 25. Jan. 1789 zu Brüssel, trat 1809 als Offizier in die österreichische Armee, machte den Feldzug von 1809 mit, kam 1814 mit den deutschen Siegern nach Paris, wurde 1844 mit dem Rang eines Oberstleutnants pensioniert, war 1848 vorübergehend Oberkommandant der Nationalgarde und starb 6. Okt. 1855. Er war Dichter einer Reihe von Tragödien und Schauspielen, die im Wiener Hofburgtheater aufgeführt wurden, und von denen wir nennen: „Alboin“, „Die Christnacht“, „Clemence Isaure“, „Maximilian in Flandern“, „Irrgänge des Lebens“, „Czerny Georg“.

 Panpolismus (griech.), nach Marlo (s. Winkelblech, Bd. 16) das stetige harmonische Zusammenwirken von Freiheit und Gesetz auf der Grundlage der gleichen Berechtigung der Menschen, im Gegensatz zum Kommunismus, Sozialismus, Liberalismus, der nur zur formellen, nicht zur wirklichen Gleichberechtigung führe, zum Monopolismus als formeller Bevorrechtung etc. Vgl. Backhaus, Schutt und Aufbau (Leipz. 1886).

 Panroti, Stadt im Distrikt Süd-Arcot der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, an der Südindischen Eisenbahn und als Knotenpunkt mehrerer wichtiger Straßen ein ansehnlicher Handelsplatz mit (1881) 20,172 Einw., worunter 18,953 Hindu und 1135 Mohammedaner.

 Panseron (spr. pangss’róng), Auguste, franz. Komponist, geb. 26. April 1796 zu Paris, machte seine Studien von 1804 an im dortigen Konservatorium unter Leitung Bertons und Gossecs und errang 1813 mit der Kantate „Herminie“ den römischen Preis. Nach seinem durch diesen Preis bedingten Aufenthalt in Italien 1818 wieder nach Paris zurückgekehrt, widmete er sich dem Gesangunterricht zuerst privatim, seit 1824 aber als Lehrer am Konservatorium. Er starb 29. Juli 1859. Als Komponist debütierte er 1820 mit der komischen Oper „La grille du parc“, die indessen, wie auch seine spätern dramatischen Werke, nur mäßigen Beifall fand; um so größern Erfolg hatten seine Romanzen und zahlreichen Gesang-Unterrichtswerke, unter letztern die noch gegenwärtig wertvolle „Méthode complète de vocalisation“.

 Pantoplástik (griech), die Kunst der Vergrößerung oder Verkleinerung plastischer Modelle. Vgl. Hoeger, Lehrbuch der P. (Stuttg. 1889).

 Panzerlafetten. Die vernichtende Wirkung der Brisanzgeschosse (s. d., Bd. 17) machte einen hinreichenden Schutz der in Festungen bisher auf dem Wall oder in Batterien nach obenhin ungedeckt aufgestellten Geschütze notwendig, um sie zu einem nachhaltigen Kampf mit der Belagerungsartillerie zu befähigen. Zu diesem Zweck sind vom Oberstleutnant a. D. Schumann Panzerstände mit Kuppeldecke für Geschütze verschiedenen Kalibers konstruiert worden, welche vom Grusonwerk in Buckau bei Magdeburg ausgeführt sind. Die Panzerstände sind grundsätzlich nur für ein Geschütz eingerichtet, welches keinen Rücklauf hat und seine Seitenrichtung durch Drehen der Panzerkuppel erhält, mit welcher es derart fest verbaut ist, daß es nur die Bewegungen für die Höhenrichtung gestattet, weshalb dieselben P. genannt wurden. Die Panzerdecke fängt daher auch den Rückstoß des Geschützes auf. Die Aufhebung des Rücklaufs gestattet die Verwendung von Schnellfeuergeschützen in den P., so daß die Feuerkraft des einzelnen

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 638. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0642.jpg&oldid=- (Version vom 17.11.2022)