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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Universität Padua, wo er Mathematik und Jurisprudenz studierte, wurde 1867 zum Lehrer der Geographie und Geschichte an dem neubegründeten Realgymnasium (Regio Istituto Technico) zu Udine, wirkte hier für die Errichtung zahlreicher meteorologischer Stationen in den Alpen und verfaßte unter anderm seine „Materiali per l’altimetria italiana“ und „Nomi propri orografici, Alpi Carniche e Giulie“ (Udine 1872). Im J. 1879 wurde M. als Professor der Geographie an die Universität Padua berufen und 1886 zum Sekretär der Akademie der Wissenschaften daselbst ernannt. M. ist der Hauptbegründer der neuen Schule der italienischen Geographie, welche, ohne die historische Richtung ganz zu verlassen, die naturalistische und physische immer mehr zur Hauptsache macht. Von seinen Schriften sind besonders nennenswert: „Della geografia scientifica e di alcune suoi nessi etc.“ (Rom 1879); „Saggio di cartografia della Regione Veneta“; „La geografia e i Padri della Chiesa“ (das. 1882; deutsch von Neumann: „Die Erdkunde bei den Kirchenvätern“, Leipz. 1884); „La superficie del Regno d’Italia“ (3. Aufl., Rom 1883). Seit 1883 gibt er das große Werk „Terra, trattato popolare di geografia universale“ (Mailand, bis jetzt 7 Bde.) heraus, ferner erschienen von ihm: „Le Alpi Carniche“ (Turin 1888); „Cobli Euganei“ (Padua 1888); ein Elementaratlas in 16 Karten, ein historischer in 34 Karten u. a.

 Marinetelegraphenschule für die deutsche Marine wurde 1. April 1889 in Kiel zur Ausbildung von Mannschaften der Marineinfanterie und Matrosenartillerie in dreimonatlichem Kursus errichtet. Jährlich finden drei Kurse statt, jeder Kursus hat 40 Schüler. Von den andern Marineteilen sind nur so viel Leute zu kommandieren, wie dies für bestimmte Zwecke, z. B. zur Besetzung der Telegraphenschiffe, notwendig ist. Die M. mit einem Offizier als Direktor ist der Inspektion der Marineartillerie unterstellt.

Marini, Giambattista, ital. Dichter. Seine Biographie schrieb Menghini (Rom 1888).

 Maris, Jakob, holländ. Maler, geb. 25. Aug. 1837 im Haag, begann frühzeitig seine Studien auf der dortigen Akademie, um sich zum Landschaftsmaler auszubilden, und wurde dann Schüler von Ströbel und von Huib van Hove. Als van Hove nach Antwerpen übersiedelte, folgte ihm M., bildete sich aber dort bei dem Akademiedirektor de Keyser und bei van Lerius weiter. 1866 begab er sich nach Paris, besuchte Héberts Atelier und empfing den Einfluß der Landschaftsmaler Diaz, Corot, Rousseau, Millet, Dupré und Daubigny. Erst hier kam sein Talent für die mit Figuren ausgestattete Landschaft zur vollen Entfaltung. 1871 kehrte er in seine Vaterstadt zurück. M.’ Auffassung und Malweise sind durchaus modern, ohne jeden Anklang an die alten Niederländer; seine breite Pinselführung und seine sichere Berechnung der Licht- und Schattenwirkungen sind den Franzosen abgelernt. Aus der großen Zahl seiner Werke sind hervorzuheben: strickendes Mädchen an einem Haus, Ansicht vom Y mit Amsterdam, eine Strandansicht, ein Gemüse putzendes Mädchen, Ansicht von Schiedam, holländische Stadtansicht, am Meeresufer, Mutter und Kinder (eine Ente mit ihren Jungen), die Mühle, die Brücke und Kanal in Rotterdam. Er hat sich auch als Aquarellmaler und Radierer ausgezeichnet. – Sein Bruder Willem M. ist ebenfalls Landschaftsmaler, welcher seine Bilder zumeist mit Tieren belebt (Weide bei Sonnenschein, watende Kühe, Kühe an der Tränke, Enten, ein Sommertag, am Flußufer). Er lebt in Ryswyk beim Haag. Beide Brüder besitzen die erste Medaille der Münchener Kunstausstellung. – Ein älterer Bruder der vorigen, Matthijs M., (geb. 1835 im Haag) bildete sich anfangs auf den Akademien im Haag und in Antwerpen und seit 1869 in Paris zum Genremaler aus und lebt jetzt in London, wo seine durch ein zartiges, duftiges Kolorit und durch poetische Auffassung ausgezeichneten Genrebilder (Mädchen mit Tauben, vlämische Köchin, häusliche Geschäfte) großen Beifall finden.

 Markéwitsch, Bolesláw Michailowitsch, russ. Schriftsteller, geboren 1822 zu St. Petersburg, machte seine Studien im Lyceum und auf der Universität in Odessa und trat dann in den Staatsdienst, aus welchem er als Mitglied des Konseils im Ministerium der Volksaufklärung infolge eines Konflikts 1875 scheiden mußte. Jetzt erst wandte er sich vollständig der Litteratur zu, nachdem er bis dahin nur mit einigen Erzählungen hervorgetreten war. Er starb 8. Nov. (a. St.) 1884 in St. Petersburg. In den Jahren 1878–84 erschien sein Hauptwerk, die Romantrilogie „Tschétwert wjàka nasád“ („Vor fünfundzwanzig Jahren“), „Perelóm“ („Die Umwälzung“) und „Bésdna“ („Der Abgrund“). Die ersten Teile enthalten eine talentvolle Schilderung des Lebens der höhern und mittlern russischen Gesellschaft, indem der Verfasser, namentlich im Roman „Perelóm“, auch die nihilistische Bewegung der 70er Jahre in seine Kreise zieht. Der dritte Roman: „Bésdna“, ist der schwächste, da er auf direkte Bestellung Katkows und mit vorgezeichneter Tendenz der Bloßstellung und Verspottung der liberalen Strömung unter Graf Loris-Melikow im J. 1880 geschrieben worden ist. Eine sehr willkürliche deutsche Bearbeitung dieser Trilogie hat W. von Lankenau (der in Ssemewskijs „Album“, Petersb. 1888, sich vergeblich darüber zu rechtfertigen versucht hat) geliefert. Eine Gesamtausgabe der Werke M.’ erschien in 11 Bänden (Petersb. 1885).

Marlborough, 6) Charles Spencer-Churchill achter Herzog von, vermählte sich 1888 zum zweiten Mal mit Lilian W. Price, Tochter eines amerikanischen Obersten und Witwe eines Mr. Hammersley in New York.

Marlitt, E., Schriftstellerin, s. John (Bd. 17).

 Marochetti (spr. -ketti), Carlo, Baron, Bildhauer, geb. 1805 zu Turin, wurde zuerst in seiner Vaterstadt, dann in Paris auf dem Lycée Napoléon gebildet, in der Folge ein Schüler Bosios, ging nach Italien und kehrte von da 1827 nach Frankreich zurück. Seine hervorragendsten Werke der Pariser Zeit sind: der gefallene Engel (1831), die Schlacht bei Jemappes, Relief am Arc de l’Etoile, das Grabdenkmal Bellinis auf dem Père la Chaise, der Hauptaltar der Kirche Ste.-Madeleine. Im J. 1848 siedelte er nach London über, schuf ein Reiterbild des Königs Richard Löwenherz, eine 1854 enthüllte Reiterstatue der Königin Viktoria für Glasgow, das Denkmal des Lord Clyde am Waterlooplatz u. a. Für Turin führte er die Reiterstandbilder Emanuel Philiberts und Karl Alberts von Savoyen aus. Im Porträt hat M. das Beste geleistet; im ganzen erhob er sich aber nicht über die Bedeutung eines eleganten Modebildhauers, der noch der Richtung Canovas huldigte. Er starb 4. Jan. 1868 in Paris.

Marokko. Über neuere Forschungsreisen in M. vgl. Afrika (Bd. 17, S. 9).

Marsch (Musikstück). Einzelne Militär- oder Armeemärsche haben historische Bedeutung und werden deshalb in der preußischen Armee in Ehren gehalten, ihr Spielen bei besonderer Gelegenheit als Auszeichnung

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 554. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0558.jpg&oldid=- (Version vom 12.11.2022)