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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

Zuflüssen des Yei durchzogen wird, gekommen sein soll. Sie nennen sich Iddio; der Name M. bedeutet Kannibalen, eine Bezeichnung, welche sie vollauf verdienen. Ihr Äußeres ist indes viel angenehmer als das ihrer Nachbarn, die Nase ist weniger flach, auch sind sie weniger bartlos, und ihr Kopfhaar ist lang und fein. Sie üben die Beschneidung, was die Nachbarstämme nicht thun, wogegen sie nicht die Schneidezähne ausreißen wie jene. Sie wurden von den ägyptischen Gouverneuren immer gern als Soldaten, Träger u. a. verwendet, weil sie wegen ihrer Menschenfresserei bei den umwohnenden Stämmen sehr gefürchtet waren. Auch wurde nach ihnen eine Mudirieh benannt, wiewohl dieselbe am wenigsten von M., vielmehr von einer ganzen Reihe andrer Stämme bewohnt war.

Makedonien (ethnographische Verhältnisse). 1888 hat Spiridion Gopčević M. und Altserbien, d. h. die Gebiete zwischen dem Schwarzen Drin im W. und dem Rhodopegebirge im O. und zwischen Petsch, Mitrovitza und der Südgrenze von Serbien und Bulgarien im N. und der Breite von Saloniki im S., bereist, um die Volkszugehörigkeit der Bewohner festzustellen, welche in ihrer Hauptmasse auf Grund der Nachrichten von v. Hahn, Barth, Boué, Grisebach, Viquesnel etc. dem bulgarischen Stamm zugerechnet wurden. Gopčević behauptet nun auf Grund seiner Beobachtungen, welche er freilich in wenigen Sommer- und Herbstmonaten nur in einem Teil jener oben bezeichneten weiten Gebiete selbst hat anstellen können, und vieler Erkundigungen, daß die slawischen Bewohner Makedoniens in ihrer Mehrheit nicht dem bulgarischen, sondern dem serbischen Stamm angehören. Nach Gopčević ist die makedonische Mundart von der bulgarischen Sprache gänzlich (?) verschieden, dagegen der serbischen auffallend ähnlich; dasselbe sollen Volkssitten, Gebräuche und Tracht, besonders die Feier des spezifisch serbischen Krsno ime, d. h. des Festes des Familienpatrons, und die in ganz M. gesungenen serbischen Volkslieder beweisen, und auch geschichtliche Betrachtungen führen ihn zu demselben Ergebnis. Der montenegrinische Schriftsteller gibt als Grund dafür, daß man bisher die Makedonier stets zu den Bulgaren gerechnet hat, an, daß von allen Reisenden, welche bisher M. besucht und beschrieben haben, keiner der serbischen und der bulgarischen Sprache mächtig gewesen sei und mit dem Volk unmittelbar habe verkehren können, und außerdem wären sie dadurch irregeführt worden, daß die Makedonier bis heute behaupten, sie sprächen „bugarski“ (bulgarisch) und seien „Bugari“ (Bulgaren). Als solche, und nicht als Serben, werden sie ihrer Mehrzahl nach indessen auch von andern unparteiischen slawischen Forschern anerkannt. Die Gesamtbevölkerung von Altserbien und M. (Wilajets Kosowo, Monastir und Saloniki) veranschlagt Gopčević auf etwa 2,850,000 Seelen, welche nach ihm zerfallen in 1,830,100 Serben (davon 418,500 Mohammedaner), 269,500 Türken (davon 6200 Tscherkessen und 1000 Tataren), 189,250 Albanesen (davon 138,150 mohammedanische), 176,200 Bulgaren (davon 104,000 Pomaken), 171,200 Griechen (davon ca. 4000 mohammedanisch), 100,600 Zinzaren (7600 davon mohammedanisch), 72,200 Juden (davon ca. 5000 mohammedanisch), 34,000 Zigeuner (davon 15,150 mohammedanisch) und 6000 Fremde. In politischer Beziehung ändern sich aber infolge des Einflusses von Religion und Entnationalisierung diese Ziffern; danach unterscheidet Gopčević drei Parteien, die griechische, die bulgarische und die türkische, welche sich folgendermaßen zusammensetzen: die griechische Partei umfaßt 168,200 Hellenen, 26,000 Albanesen, 40,000 Serben, 83,000 Zinzaren und 10,000 Bulgaren, zusammen 327,200 Seelen; die bulgarische 72,200 Bulgaren und 10,000 Serben = 82,200 Seelen; die türkische 262,000 Osmanen und Jürüken, 6200 Tscherkessen, 1000 Tataren, 418,500 Serben, 104,000 Bulgaren (Pomaken), 3000 Griechen, 138,150 Albanesen und 7600 Zinzaren, zusammen 940,750 Seelen. Die Gesamtzahl der Mohammedaner beträgt 961,900, nämlich 418,500 Serben, 262,300 Osmanen und Jürüken, 138,150 Albanesen, 104,000 Pomaken, 15,150 Zigeuner, 7600 Zinzaren, 6200 Tscherkessen, 5000 Juden, 4000 Griechen und 1000 Tataren. Vgl. Gopčević, M. und Altserbien (Wien 1889).

 Makrisi, arab. Dichter, s. Arabische Litteratur (Bd. 1, S. 728).

 Malachówski, 1) Stanislaus II., Graf, poln. Patriot und Staatsmann, Sohn des Krongroßkanzlers Johann M., geb. 24. Aug. 1735, widmete sich der Rechtswissenschaft, ward 1764 zum Landboten, 1771 zum Großreferendar der polnischen Krone und zum Marschall der Konföderation und des Reichstags von 1788–92 erwählt und war in dieser Stellung der Haupturheber der Konstitution vom 3. Mai 1791. Begeistert für die Unabhängigkeit seines Vaterlandes, widersetzte er sich energisch der russischen Partei. Da er jedoch trotz aller Anstrengung die Targowiczer Konföderation nicht hintertreiben konnte, flüchtete er nach Italien. 1799 ward er in Warschau verhaftet und ein Jahr lang in Krakau als Staatsgefangener festgehalten, indem man ihm schuld gab, den Plan zu einer Versammlung des polnischen Reichstags in Mailand während der Emigration geschmiedet zu haben. Nach seiner Freilassung lebte er auf seinen Gütern, bis er 1807 nach Aufrichtung des Großherzogtums Warschau Präsident des Senats wurde. Er starb aber schon 29. Dez. 1809. – Sein Bruder Hyacinth, Graf M., früher Kronkanzler, später Justizminister, hielt sich zur entgegengesetzten Partei, war Anhänger der Targowiczer Konföderation, zog sich nach dem Ausbruch des Kriegs von 1792 auf seine Güter zurück und lebte ganz den Wissenschaften; er starb 27. März 1821 in Bodzechow.

  2) Kasimir, poln. General, geb. 24. Febr. 1765 zu Wisnowo in Litauen, trat 1786 als gemeiner Kanonier in die Armee und wurde 1790 zum Leutnant und nach der Schlacht bei Raclawice 1794 von Kosciuszko zum Major befördert. Bei der dritten Teilung Polens floh er nach Italien, trat dort 1797 in die polnische Legion, wurde 1798 an der Trebbia von den Österreichern gefangen genommen und über ein Jahr zu Kleinzell bei Ofen festgehalten. Wieder frei, trat er abermals in französische Dienste, wurde Befehlshaber des 114. Linienregiments und machte 1801 die Expedition nach San Domingo mit, wo er durch die Kapitulation in die Hände der Engländer fiel, die ihn bis 1803 in Jamaica festhielten. Nach Frankreich zurückgekehrt, erhielt er 1806 in der neuerrichteten polnischen Armee die Stelle eines Obersten. In dem russischen Feldzug von 1812 deckte er an der Beresina mit Umsicht den Rückzug der Franzosen, wofür er von Napoleon I. zum General ernannt wurde. In der Schlacht bei Leipzig von den Russen gefangen genommen, ward er gegen Ehrenwort, nicht gegen die Alliierten kämpfen zu wollen, freigegeben. 1815 wurde er zum Gouverneur der Festung Modlin ernannt, legte aber diese Stelle schon 1818 nieder und zog sich auf seine Güter zurück. 1830 schloß er sich der Revolution an, organisierte im

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 548. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0552.jpg&oldid=- (Version vom 19.11.2023)