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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

des Generals der Infanterie v. H.“ (Berl. 1867), seines Oheims, der sich im Befreiungskrieg auszeichnete und sich um die Entwickelung der preußischen Infanterietaktik große Verdienste erwarb (gest. 11. Juni 1864).

 Holmgang, in der nord. Dichtung eine Herausforderung zum Zweikampf auf Leben und Tod, die oft nur zwischen zwei Recken erfolgte, um zu erweisen, wer von beiden der stärkere wäre, und zu dessen Schauplatz am liebsten ein einsames Eiland (Holm) erwählt wurde, damit keine Störung durch dritte Personen und kein Entkommen möglich sei. So fordert Horwendil, der Vater Hamlets (bei Saxo Grammaticus), den König Kollir von Norwegen zum H. heraus, mit der Abmachung, daß der Sieger dem Unterlegenen ein ehrenvolles Grabdenkmal zu errichten habe. Da dieser Brauch vielen tüchtigen Kämpfern das Leben kostete, wurden auf Island schon 1015 Gesetze gegen die Holmgänge erlassen.

 Holmgren, Alarik Frithiof, schwed. Physiolog, geb. 22. Okt. 1831 zu Vestra Ny (Ostgotland), studierte 1850–61 in Upsala und machte dann größere Studienreisen im Ausland. 1864 erhielt er den neuerrichteten Lehrstuhl der Physiologie in Upsala. Er schrieb „Studien über Farbenblindheit“ (1874–80); deutsch, Leipz. 1878) und gab auch eine „Sammlung von Gelegenheitsreden u. Gedichten“ (1882) heraus.

Holothurioideen. Die wissenschaftlichen Meeresexpeditionen der letzten Jahre haben auch von dieser Klasse der Stachelhäuter eine stattliche Reihe neuer Formen bekannt werden lassen, welche nicht nur die schon bekannten Ordnungen der H. bereicherten, sondern zum Teil so weit von allen bisher bekannten Seewalzen abwichen, daß Hjalmar Théel eine neue Ordnung, die Elasipoda (Tiefseeholothurien), den andern beiden Ordnungen, der Pedata u. Apoda, gegenüberstellen mußte. Durch Théels Monographie sind 19 Gattungen mit 55 Arten, bez. Varietäten von Elasipoden bekannt geworden; seitdem ist diese Zahl nur noch um weniges vermehrt worden durch Funde auf den Fahrten des Blake und des Travailleur. Schon äußerlich unterscheiden sich die Elasipoden von den meisten der den andern beiden Ordnungen angehörigen Holothurien durch eine scharfe Trennung der Bauch- und Rückenseite, die oft durch einen an den Seiten sich hinziehenden Hautsaum noch deutlicher zu Tage tritt. Außerdem bedingen die Form und Verteilung der Ambulakralanhänge eine sofort erkennbare Trennung zwischen Rücken- und Bauchfläche. Die dem Trivium, der Bauchfläche, zukommenden Anhänge sind wie bei den andern H. als Füßchen zu bezeichnen, indem sie mit einer Scheibe endigen. Sie stehen nur in den Ambulakren und lassen bei der Mehrzahl der Arten selbst das mittlere Ambulacrum frei, indem sie auf die Seitenambulakren beschränkt sind und so durch ihre Größe in auffallender Weise die Flanken des Tiers markieren. Sind sie in den Seitenambulakren des Bauches in doppelter Reihe vorhanden, so ist die äußere Reihe häufig in „Papillen“ umgewandelt, wie sie außerdem in den Ambulakren des Rückens stehen; diese Papillen sind nicht zurückziehbar und sind es besonders, die durch ihre bedeutende Größe, ihr hörnerartiges Aussehen der Mehrzahl der Tiefseeholothurien ein höchst sonderbares, bizarres Aussehen verleihen. Die Körpergestalt dieser Tiere ist bald kurz und gedrungen, bald länger gestreckt und cylindrisch; der Mund liegt häufig zentral, und oft ist das vorderste Stück nackenartig vom übrigen Körper abgesetzt. Die in der Zahl 10–20 vorkommenden Tentakeln schließen sich in ihrer Gestalt denen der Aspidochiroten oder an die fingerförmigen Tentakeln mancher Synaptiden an. Von der innern Organisation ist besonders die Lage des Steinkanals und seiner Madreporenplatte zu erwähnen; dieses Organ bewahrt nämlich bei den Tiefseeholothurien ein bei den übrigen Seewalzen nur embryonales, zeitweiliges Verhältnis, indem es nie frei in die Leibeshöhle herabhängt, sondern festgelegt ist und sogar bei der Mehrzahl der Elasipoden durch Poren direkt nach außen mündet, eine bei den Seewalzen sonst nicht beobachtete Einrichtung. Auch der Kalkring weist bemerkenswerte Eigentümlichkeiten auf, indem er nie einen gleich hohen Grad der Ausbildung wie bei der überwiegenden Mehrzahl aller andern Holothurien zeigt; meist stellt er nur ein zerbrechliches spongiöses Netzwerk dar. Die in der Ein- oder Zweizahl vorhandene Polische Blase gibt ebensowenig wie die zu einem oder zwei Bündeln vereinten einfachen oder verzweigten Geschlechtsschläuche zu besondern Bemerkungen Veranlassung, dagegen ist hervorzuheben, daß den Tiefseeholothurien sowohl Lungen fehlen als auch die bestimmten fußlosen Holothurien eignen, als Ersatz der Lungen geltenden Wimpertrichter; die Atmung erfolgt hier also wohl durch die gesamte Haut. Auch kommen den Elasipoden keine Refraktoren zu, die den dendrochiroten Holothurien eigentümlich sind. Unter den Kalkkörpern spielen dornige Stäbe eine besondere Rolle, häufig sind auch drei- und vierarmige Körper; zu ihnen können sich C-förmige Körper und Rädchen gesellen. Über die Art und Weise der Fortpflanzung der Tiefseeholothurien ist noch gar nichts bekannt. Die neue Holothurienordnung der Elasipoda umfaßt ausgesprochene Tiefseetiere; 50 Faden ist die geringste Tiefe, in welcher der Challenger eine Elasipode fing; am häufigsten scheinen sie in Tiefen von 1000–2000 Faden vorzukommen, doch werden auch noch in 2750 Faden Tiefseeholothurien gefunden. Sie stellen in gewissen Tiefen einen charakteristischen Bestandteil der Tiefenfauna dar; ihrem Charakter als Tiefentiere gemäß sind sie in ihrer Horizontalverbreitung kosmopolitisch. Théel hat die Tiefseeholothurien in drei Familien geteilt. 1) Elpidiidae Théel, das mittlere Bauchambulacrum ohne Füßchen, Rückenpapillen nur auf der vordern Körperhälfte; der Kalkring besteht aus fünf Stücken eigentümlicher Form, indem von einem mittlern, stabförmigen Stück nach beiden Seiten speichenförmige Kalkstäbe ausstrahlen. Hierher gehören die zuerst bekannt gewordenen Gattungen Elpidia, Irpa und Kolga sowie die durch ihre in der Zweizahl vorhandenen, mächtigen, gebogenen Rückenpapillen ausgezeichnete Gattung Scotoplanes 2) Deimatidae Théel. Diese Familie, bei der ebenfalls das mittlere Ambulacrum des Triviums keine Füßchen trägt, charakterisiert sich durch sehr lange, in großer Anzahl vorhandene Rückenpapillen, die dem gedrungenen Körper ein entfernt an einen großen Borstenwurm erinnerndes Aussehen zu geben vermögen. Die dritte Familie der Psychropotidae ist ausgezeichnet durch Formen mit stark entwickeltem Hautsaum an der Grenze von Rücken- und Bauchseite; der Mund liegt völlig bauchständig, die ganze Kopfpartie ist niedergedrückt. Die ihrer Form nach interessanteste Gattung ist Psychropotes mit einem langen, drehrunden, schwanzförmigen Anhang, in einer Tiefe von fast 2000 Faden gefunden. Vgl. Théel, Report on the Holothurioidea dredged by H.M.S. Challenger during the years 1873–76 (Teil 1 in „Report of Challenger etc. zoology“, Bd. 4, 1882); Lampert, Die Seewalzen (Wiesb. 1885).

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0441.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)