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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

gefährlichen Spaltpilzes wundvergiftend wirkt. Vgl. Bottard, Les poissons vénimeux (Par. 1889).

 Fischer, 11) Gustav Adolf, Afrikareisender, geb. 3. März 1848 zu Barmen, studierte in Bonn, Würzburg und Berlin Medizin und wurde dann Militärarzt. Im J. 1876 ging er als Mitglied der Denhardtschen ostafrikanischen Expedition zunächst allein nach Sansibar und erforschte 1877 Witu und die südlichen Gallaländer, 1878 gemeinsam mit den Gebrüdern Denhardt das Wapokomoland und den Tanafluß bis Mossa. Darauf lebte er bis 1882 in Sansibar und machte Ende dieses Jahrs mit Unterstützung der Geographischen Gesellschaft in Hamburg eine Reise ins Massailand, indem er von der Mündung des Pangani bis zum Naiwaschasee vordrang. Nach kurzem Aufenthalt in Deutschland unternahm er es auf Kosten des in Petersburg lebenden Junker, diesen nebst Casati und Schnitzer (Emin Pascha) aufzusuchen und zu befreien, konnte aber nicht über den Victoria Nyanza vordringen und nahm den Rückmarsch zur Küste über den Naiwaschasee und Taita. Ende 1886 kehrte F. wieder nach Deutschland zurück, starb aber kurz darauf 11. Nov. d. J. an einem Gallenfieber. Er schrieb: „Mehr Licht im dunkeln Weltteil“ (Hamb. 1883); seine Reiseberichte wurden in den „Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg“ (1876–77, 1878–79 und 1882–83) veröffentlicht.

Fischerei. Während die Jagdtiere in unsrer Gegend kaum noch eine erhebliche volkswirtschaftliche Bedeutung besitzen, bringt die F. sehr große Nahrungsmengen hervor und zwar ohne jede Schädigung der Nahrungsproduktion des festen Landes. Die Binnenfischerei steht dabei hinter der Meeresfischerei ganz bedeutend zurück; bei ersterer ist deshalb mehr der einzelne Besitzer der durch F. zu nutzenden Wasserfläche, bei letzterer mehr der Staat interessiert. In Berücksichtigung dieses Interesses wurde seitens der preußischen Regierung 1870 eine Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere eingesetzt, welche sich namentlich mit den physikalischen Verhältnissen dieser Meere und den Lebenserscheinungen in denselben beschäftigt und bis jetzt hauptsächlich der westlichen Ostsee ihre Arbeiten gewidmet hat. Große Sorgfalt ist der Naturgeschichte des Herings gewidmet worden. Es wurde die Laichablage und die Eientwickelung studiert und festgestellt, daß die Nahrung zum allergrößten Teil aus einem Kopepoden, Temora longiremis, besteht. Man unterscheidet an den deutschen Küsten drei Varietäten des Herings, die sich durch Körperform, Lebensweise und Aufenthaltsort unterscheiden. Exakte Erhebungen über die Nahrungsproduktion des Meers und die Größe des Fischfanges führen zur Erörterung der Frage, ob das Meer für den Menschen unerschöpflich sei. Es ergab sich, daß z. B. die Meeresgegend, welche von Eckernförde aus befischt wird, 15,7 kg Fische pro Hektar liefert, während die Helaer Gegend 31,6 kg ergibt. Da nun Karpfenteiche 76,5 kg und das kultivierte Land 83,5 kg Fleisch pro Hektar liefert, so ergibt sich, daß der Ertrag des Meers 1/51/2 der kultivierten Fläche produziert. Verteilt man die Zahl der Eier, welche der Zahl der jährlich gefangenen Fische entspricht, den in der Natur herrschenden Verhältnissen entsprechend gleichmäßig im Wasser, so entfallen auf 1 qm Wasserfläche 17 Butteier und 6,6 Dorscheier, thatsächlich fand man aber 84 Butteier und 26,6 Dorscheier. Man wird also annehmen können, daß im Eckernförder Fischgebiet 2–4mal soviel Fische vorhanden sind, wie gefangen werden. Außer der Ministerialkommission hat sich um die Hebung der F. besonders der 1870 gegründete Deutsche Fischereiverein verdient gemacht und zwar wesentlich durch die Fürsorge für die Vermehrung der vorhandenen Nutzfische und die Einführung von Fischen in geeignete Gewässer, in welchen sie bisher fehlten. In den fließenden Gewässern ist der Fischbestand durch die Veränderungen der Verhältnisse infolge von allerlei Kulturarbeiten sehr stark zurückgegangen, stellenweise ohne künstliche Hilfe überhaupt nicht mehr zu erhalten. Man bat den Flüssen einen geraden Lauf mit unveränderlichen Uferlinien gegeben, die Altwässer und die von der Strömung nicht getroffenen Buchten sind unter dem Einfluß der Stromregulierung im Verschwinden begriffen, die Dampfschiffe erhalten den Sand des Ufers und des Grundes in steter Bewegung und verhindern die Ansiedelung von Pflanzen; Laichplätze und Plätze für die Winterruhe sind damit vernichtet oder den Fischen abgeschnitten, und der am Ufer auf Kies oder den Faschinen der Buhnen abgelegte Laich wird von den fegenden Wellen an das trockne Ufer geworfen. Der Stromfischer ist daher in seinem Erwerb fast ganz auf die allerdings sehr wertvollen Wanderfische: Lachs, Aal, Stör, Neunauge angewiesen. Stör und Neunauge sind am anspruchslosesten und finden noch an manchen Stellen die Bedingungen für ihre Laichablage erfüllt. Für die jungen Aale und für die Lachse finden sich bei ihrer Bergwanderung an den Stauwerken der Wassermühlen und Rieseleien schwer oder gar nicht überwindbare Hindernisse, und die Rinnen und Leitern, welche man für sie anlegt, sind kostspielig und werden von den Staubesitzern nicht gern gesehen. Die großen, roten Lachseier, welche von Oktober bis in den März unausgebrütet im Wasser bleiben, sind überdies durch tierische Feinde, durch Wasserschimmel und Fabrikabwässer stark gefährdet. Hier kann nur durch die künstliche Fischzucht Abhilfe geschaffen werden, welche auch durch die Bemühungen zahlreicher Forscher und Praktiker eine hohe Ausbildung erreicht hat. Leider ist die Methode der künstlichen Befruchtung und Erbrütung nur bei einer beschränkten Zahl von Fischarten praktisch anwendbar, weil sie voraussetzt, daß die Laichfische in dem zur Befruchtung gerade geeigneten Laichreifestadium zur Hand sein müssen. Nun erreichen Lachs und Forelle dies Stadium auch in der Gefangenschaft, viele andre aber, wie Äsche und Zander, werden, auch kurz vor der Laichzeit eingefangen, in engen Behältern nicht laichreif. Bei andern Fischen (Karpfen, Brasse, Stör, Hering und den meisten andern Sommerlaichern) ballen sich die abgestrichenen Eier zu zähen Klumpen zusammen und gehen zu Grunde, weil die Zuführung von Wasser und Sauerstoff in das Innere des Klumpens nicht gelingt. Wo solche Schwierigkeiten vorliegen, sieht man sich darauf beschränkt, die Fische das Laichgeschäft auf natürliche Weise in ablaßbaren Bassins, Teichen oder ähnlichen Behältern, deren Inhalt man in seiner Gewalt hat, vollziehen zu lassen und die gewonnene Fischbrut wie die künstlich erbrütete zu verwenden. Man pflegt die künstlich erbrüteten Fische den ersten Sommer in einem Teich oder ablaßbaren Graben zu ziehen und erst, wenn sie hier kräftig herangewachsen sind, in die freien Gewässer zu übertragen. Dies gilt besonders von der zarten kleinen Brut der Coregonen, die zu einer Zeit ausschlüpft, wo ihre Wohngewässer, die tiefen, großen Seen, noch mit Eis bedeckt sind. Die Erfolge der künstlichen Fischzucht sind recht erhebliche. Der Bestand an Lachsen im Rhein, in Ems, Weser, Elbe,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0326.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)