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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17

die Gasmassen ordnen sich in konzentrischen Kugelschalen von je gleicher Dichte an. Wird durch Ausstrahlung von ihrer Oberfläche Wärme abgegeben, so ist damit gleichzeitig eine Kontraktion verknüpft, die ihrerseits wieder Ursache einer Temperaturerhöhung im Innern der Kugel ist, und zwar wird fast fünfmal soviel Wärme erzeugt, als nach außen abgegeben wird. Nach dieser Voraussetzung würde im Mittelpunkt der E. die Temperatur 100,000°, der Druck 3 Mill. Atmosphären betragen und die Dichte den Wert 143 erreichen. Wenn auch der wirkliche Wert dem berechneten bedeutend nachsteht, so darf man immerhin annehmen, daß die Temperatur im Erdmittelpunkt 2000° übersteigt. Verdichtungen zum festen oder flüssigen Zustand durch den im Erdinnern herrschenden Druck können deswegen nicht eintreten, weil alle uns bisher bekannten Körper, die sogen. permanenten Gase so gut wie Alkohol und Wasser, über einem für jeden Körper bestimmten Temperaturgrad, dem sogen. kritischen Punkt, nur als Gase existieren können. Bei den hohen Hitzegraden, welche sich bei der Verdichtung einer Gasmasse zur Festigkeit der Erdkugel ergeben, befindet sich der bei weitem größte Teil der Erdmasse in einem über dem kritischen Punkt liegenden gasartigen Zustand. Auf dem Weg von dem Erdzentrum nach der Oberfläche muß man Massen in verschiedenen Übergangsstadien zwischen jenem gasartigen, dem tropfbarflüssigen und dem festen Aggregatzustand begegnen, deren Beschaffenheit jedesmal durch die örtlich herrschenden Druck- und

Fig. 2. Schematische Darstellung der Schichten und Zustandsänderungen innerhalb der Erde.
Feste Erdrinde, Magma, Übergangsschicht vom gasförmigen zum flüssigen Zustand, dissoziierte Gase.

Temperaturverhältnisse bedingt ist. Fig. 2 liefert ein schematisches Bild von den aufeinander folgenden Schichten und Zustandsänderungen innerhalb der Erde. Vgl. Prestwich, On underground temperature („Proceedings of the Royal Society of London“, Bd. 41, 1886); Zöppritz, Über Mittel und Wege, zu besserer Kenntnis vom innern Zustand der E. zu gelangen („Verhandlungen des ersten deutschen Geographentags“, Berl. 1882); Günther, Geophysik (1. Bd., Stuttg. 1884).

Erding, (1885) 2998 Einw.

 Erdöbénye (spr. -behnje), Marktflecken im ungar. Komitat Zemplin, mit (1881) 2073 Einw. Südlich hiervon, mitten im Hegyaljagebirge, in einem von Eichenwäldern umgebenen Thalkessel, 5 km von der Bahnstation Liszka-Tolcsva, liegt das gleichnamige Bad mit einem geschätzten eisenvitriol- und alaunhaltigen Mineralwasser, welches den Schacht des ehemaligen Bergwerks ausfüllt.

 Erebus-Expedition, 1845–1848, s. Maritime wissenschaftliche Expeditionen (Bd. 11).

Erfurt. Die Stadt zählte 1885: 58,386 Einw. (darunter 48,993 Evangelische, 8555 Katholiken, 592 Juden), der Regierungsbezirk E. (endgültiges Ergebnis) 411,379 Einw. (312,387 Evangelische, 96,317 Katholiken, 1810 Juden). Die Kreise umfassen:

Kreise QKilom. QMeil. Ein­wohner Einw. auf 1 qkm
Erfurt (Stadt) 44 O,79 58386
   (Land) 281 5,10 26239 93
Heiligenstadt 434 7,88 38337 84
Langensalza 418 7,59 36767 88
Mühlhausen 460 8,36 57967 126
Nordhausen (Stadt) 22 5,39 27083
Grafschaft Holnstein (bish. Landkr. Nordh.) 476 8,64 42480 89
Schleusingen 458 8,32 41820 91
Weißensee 292 5,30 25436 87
Worbis 445 8,08 41220 92
Ziegenrück 201 3,56 15644 78

Ericsson, John, schwed. Ingenieur, starb 8. März 1889 in New York.

Erkelenz, (1885) 4219 Einw.

Erlach, (1888) 703 Einw.

Ermsleben, (1885) 2828 Einw.

Ernée, (1886) 3649 (Gemeinde 5175) Einw.

 Ernsdorf, Dorf, s. Reichenbach 1) (Bd. 13).

Ernst II., Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha, veröffentlichte unter dem Titel: „Aus meinem Leben und meiner Zeit“ (Berl. 1887–89, 3 Bde.) seine Denkwürdigkeiten, welche er in Gemeinschaft mit dem Jenaer Professor Ottokar Lorenz bearbeitet hatte; sie reichen bis 1871. Ihr Inhalt ist von hohem Interesse, besonders für die Zeit 1860–66; die mitgeteilten Briefe des Prinzen Albert, seines Bruders, des Königs Leopold von Belgien, seines Oheims, und des Prinzen von Preußen, des nachmaligen Kaisers Wilhelm I., sind sehr wertvoll, während der Verfasser in Schilderungen und Urteilen über die Personen, denen er begegnete, zurückhaltend ist.

Ernstthal, (1885) 4409 Einw.

Erosion. Die erodierenden Faktoren sind das Wasser in flüssigem und festem Aggregatzustand, also das rinnende und strömende Wasser der Bäche und Flüsse, das Eis des Meers und der Gletscher sowie die Luft im bewegten Zustand. Für die Herausbildung des Reliefs der festen Erdoberfläche, das wesentlich auf die Wirkung der E. zurückzuführen ist, kommen in erster Linie der Regen und das fließende Wasser in Betracht. Das auf geneigter Fläche herabrinnende reine Wasser ist an und für sich nicht fähig, in festes Gestein mechanisch eine Furche einzuschneiden, die Vorbedingung für eine erodierende Thätigkeit ist in diesem Fall die oberflächliche Zersetzung des Gesteins durch die chemische und mechanische Wirkung der Atmosphärilien und durch wechselnde Temperatur. Die Thätigkeit des rinnenden Wassers besteht demnach lediglich in der Zerkleinerung und dem Fortschaffen des durch die Verwitterung gelieferten losen Materials. Durch das Fortschwemmen der Gesteinspartikeln wird die Neigung der Gehänge beständig verringert und zwar bis zu dem Grade, daß die mit den kleinsten Partikeln beladenen Gewässer noch gerade fließen können. Da aber das Material in immer kleinere Partikeln zerlegt wird, so ist das Endresultat der Wirkung des Regens eine völlige Einebnung aller Gehänge. Sind dem bewegten

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 17. Bibliographisches Institut, Leipzig 1890, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b17_s0309.jpg&oldid=- (Version vom 14.4.2022)